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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI Heft:
1./2. Maiheft
DOI Artikel:
Simon, Karl: Eine verschollene Zeichnung von Hans Grimmer?
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0406

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oon

Kat?l Simon

\ / on den beiden Malern G r i m m e r , H a n s und
* A d a m , die von Sandrart in Schulbeziehungen zu
Grünewald gebracht werden, ist bisher nur der letztere
als Künstler in einem erhaltenen Werke faßbar gewor-
den: in einer, die Taufe Christi darstellenden Tusch-
zeichnung des Städel’schen Instituts.1) Der angebliche
H a n s bleibt im Dunkel. Nun taucht aber sein Name
auf in einer Frankfurter Privatsammlung des 18. Jahr-
hunderts, und die Erwähnung ist wichtig genug, um nicht
mit Stillschweigen übergangen zu werden.

Zunächst einige Worte über den Sammler. Es han-
delt sich um J o h. F r i e d r. A r m a n d (H e r m a n n)
v. Efffenbach (geb. 1687, gest. 1769), den jüngeren
Bruder des als Reisenden und Sammlers noch bekannter
als er gewordenen Z a c h a r i a s C o n r a d v.
U f f e n b a c h. In ähnlicher Weise wie der ältere Bru-
der wissenschaftlich und künstlerisch interessiert, war
auch er ein Sammler von seltenen Büchern, mathema-
tischen Instrumenten, von Gemälden, Handzeichnungen
usw. Seine Kupferstichsammlung soll sich auf 30 000
Blatt belaufen haben.2 *)

Der größte Teil dieser Schätze ging Frankfurt lei-
der verloren, da er sie testamentarisch der Universitäts-
bibliothek in.Göttingen vermachte.

Ein Teil der Kunstsachen dagegen wurde zwei
Jahre nacli seinem Tode öffentlich versteigert. (6. Mai
und folgende.) Das 63 Seiten umfassende Verzeichnis
trägt den Titel: „Catalogus von Originalhandzeichnun-
gen, Gemählden und Statuen, nebst einigen Naturalien,
wie auch optischen und technischen Maschinen, welche
der wohlseel. Herr Johann Friederich Armand von
Uffenbach . . . hinterlassen . . .“:ä)

Hier heißt es auf S. 18: „67 : 150. Eine Landschaft
mit einem vortrefflich gezeichneten Baumschlag, in wel-
cher einer geplündert und ermordet wird, von H a n s
Grimmes ; hoch 11, breit 14^A [franz. Zoll]“.

Nach dem Vorbericht befand sich die Sammlung der
Handzeichnungen — was für ihre Wiederauffindung viel-
leicht zu wissen nicht unwichtig ist — „in zwo Bänden
von ansehnlicher Größe, deren jeder etwan 20 Zoll hoch
und 26 Zoll breit sind. Die Blätter in denselben sind von

*) Vergl. meinen Artikel iiber Hans und Adam Qrimmer bei
Thieme-Becker und den Aufsatz im Städel-Jahrbuch Bd. 3 4
(Frankfurt 1924) S. 75 f.

2) Vergl. Qwinner: Kunst und Künstler in Frankfurt a. M.,
Seite 265.

:!) Auf den Katalog hat bei Gelegenheit der neu aufgetauchten

Griinewald-Zeichnungen, einer Anregung L. Baer’s folgend,
M. J. Friedländer hingewiesen; vgl. dess.: Die Griinewald-Zeich-
nungen der Sammlung v. Savigny. Berlin 1936, S. 9.

dünnem Karton, der auf der einen Seite mit blauem
Papier überzogen ist; auf solchem sind sämtliche Hand-
zeichnungen ganz leicht befestigt, und wenn sie keinen
weisen Rand hatten, mit einer etwas hervorstehenden
Unterlaage von weisem Papier versehen, sehr viele
anbey mit ganz schmalen seidenen Bändern von ver-
schiedener Farbe ungemein niedlich eingefast.“ Wenn
nicht anders angegeben, sei die Farbe der Zeichnung
schwarz, das Papier weiß. Bei der Benennung der
Meister habe man sich an die Bezeichnungen des B e -
s i t z e r s gehalten, der „ein so großer Kenner der
Kunst war“; nur bei einigen wenigen neueren Stücken
sei man von diesem Grundsatz abgewichen. Die im
Verzeichnis am Rande befindliche erste Zahl gebe das
Blatt des Buches, die zweite die Ziffer der Zeichnung in
fortlaufenden Nummern an, da oft mehrere Zeichnungen
auf ein Blatt geklebt seien.

Vier Jahre später, nach dem Tode der W i t w e
findet (am 15. Mai und folgende) eine n e u e Verstei-
gerung statt. Das Verzeichnis trägt einen etwas abwei-
chenden Titel; nach „Gemälden“ folgt hier: „und Sta-
tuen, Pretiosis und Silbergeschirr, welche des wohlseel.

Herrn.Frau Wittib usw.“ Beide Bände Hand-

zeichnungen werden hier aufs neue ausgeboten — viel-
leicht hatten sie das erste Mal nicht den erhofften Preis
erzielt —, und entsprechend findet sich hier, wieder im
ersten Bande, die fragliche Zeichnung von „Hans Grim-
mes“ mit den gleichen Worten verzeichnet.

Eine Künstlersignatur scheint das Blatt nicht ge-
tragen zu haben; die Zuschreibung würde also auf
Uffenbach zurückgehen. Natürlich kann eine Ver-
wechselung mit dem Niederländer J a c o b Grimmer
vorliegen (vgl. Zöge v. Manteuffel bei Thieme-Becker);
aber die Tradition k a n n gut gewesen sein; aus Uffen-
bachs Besitz ist auch eine Zeichnung des M a 1 e r s
P h i 1 i p p Uffenbach in die Göttinger Universitäts-
sammlung gekommen, und dieser war bekanntlich Schü-
. 1er eines Grimmer und der Gewährsmann für Sandrarts
Darstellung. So könnte auch diese Zeichnung ursprüng-
lich aus dem Besitz Philipp Uffenbachs gestammt haben.
Jedenfalls ist also der Name Grimmer in Frankfurter
Samnrlerkreisen damals noch lebendig gewesen. Aus
der gleichen Zeit (1778?) stammt auch das radierte Por-
trät A d a m Grimmers von Nothnagel.4)

Merkwiirdigerweise berührt sich das Thema der
Zeichnung in etwas rnit dem eines Bildes von Grüne-
w a 1 d : dem Einsiedler, der auf dem Eise erschlagen
wird.

4) Vergl. Städel-Jahrbuch a. a. O.

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