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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1/2. Oktoberheft
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Der Kampf um Romney's Davenport-Porträt
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Englische Kunstschau / Heimatsmuseum und Heimatpflege / Aus dem nordischen Kunstleben / 65. Geburtstag Lesser Urys / Kunstauktionen / Ausländische Kunstauktionen / Schweizerische Kunstchronik / Kunstausstellungen / Aus der Museumswelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0077

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scheiden, erhielt 20 öuineen dafiir! Nur zweimal ausgestellt in
London, 1878 und 1892, ist das Gcmälde durch dcn Farbstich von
Jones 1784 und dic hundertfachen Nachdrucke seit dieser Zeit
welbekannt geworden. Das jetzige Oberhaupt der Familie hat meh-
rere private Angebote abgeschlagen und sogar einen Einbruch
glücklich iiberstanden. Als er vor einiger Zeit die beiden jetzt ver-
steigerten Romneys „Mrs. Davenport“ und „Emma Lady Hamilton“
von seinem Landsitze nach seinem Londoner Stadthaus brachte,
bekam Sir William Davenport es mit dcr Angst, ließ die Bilder von
ihren Plätzen in der Wohnung entfernen und in aller Stille nach
seiner Bank überfiihren, da er verreisen mußte. In seiner Abwesen-
heit wurde bei ihm eingebrochen und zwei verhältnismäßig wert-
lose Porträts, die die leeren Plätze der Romneys bedeckten, von
der Wand entfernt! Sonst nichts, so daß der kleine Kreis einge-
weihter Kunsthändler damals sofort zu der Erkenntnis kam, daß
einer der Monomanen, denen der Geheimbesitz unverkäuflicher
Werke, alles bedeutet, hier wieder an der Arbeit gewesen sein muß.
Denn außer einer Bettdecke, in die die Porträts eingewickelt waren,
war die ganze Wohuung mit ihren anderen Kostbarkeiten unbertihrt.

Hubert Wilin, Der Rhein vor Bonn
Kunsthandlung Fritz Gurlitt, Berlin

Die Firma Duveen hat 1919 52 000 Guineen für Romney’s Bild-
nis der „Beckford-Kinder“ bezahlt und 1913 39 400 Guineen fiii
„Lady Anne de la Pole“. Bis heute stellten die 52 000 Guineen fiir
den Beckford Romney den höchsten bekannten Preis im Auktion-
handel dar.

Weiter ließ Sir William Davenport Romney’s „Emma Hamil-
ton“ versteigern, die Duveen gleichfalls erstand, mit 13 000 Guineen,
Während aus gleichem Besitz T i n t o r e 11 o ’ s „Apollo und Mar-
syas“ 2 1000 Guineen (Gordon) und Antonio Mor’s Porträt der
Maria von Oesterreich, Gattin des Philip II. nur 240 Guineen ein-
brachten (Tyndall). Letzteres stammte aus der Sammlung des
Kardinals Fesch..

Wundervoll war der Raeburn des Sir Duncan Campbell,
aus dem Nachlaß des jüngst verstorbenen Barons, 5 200 Guineen
(Knoedler). Der Erblasser, ein Sonderling, bewahrte dieses schöne
Gemälde im Keller auf, wo es von dem Nachlaßbeamten aufgespürt
wurde! Ein R u b e n s - Porträt, Dame im schwarzen Kleide, ging
an Westmore (720 Guineen). Zwei Rembrandts, ein Selbst-
porträt in braunem Anzuge, einst in der Sammlung des New Yor-
kers Borden, kaufte Smith (3 000 Guineen), und das Bild der Herzo-
gin von Lothringen, das mehrere Sammlungen durchwandert hat,
ging an Guerault (3 400 Guineen). Sutton zahlte 2 900 Guineen ftir
ein Pferdebild von Ben Marshall; Schraer gab 1 300 Guineen ftir
ein zweites Stiick aus dem Newmarket Rennen des Jahres 1812.

Am zweiten Tag dieser großen Versteigerung brachte ein
Interieur von O c h t e r v e 11, das zu spät anlangte, um im Kata-
log aufgenonnnen zu werden, 700 Guineen (Sabin). Beinahe als
Witz muß nach dem Vortage aufgefaßt werden, daß ein zweiter
Romney, Bildnis des berühmten Predigers John Wesley nur
— sage und schreibe — sechs Guineen, also 126 Goldmark, den

Guinea zu 21 Mark gerechnet, einbrachte. Die Preise waren durch-
weg ganz niedrig gehalten.

Sothebys hatten fast gleiclizcitig eine mehrtägige Auktion,
meistenteils Biicher, die ganz gute Preise erzielten. Eine seltene
Ausgabe Thackeray’s „Flore et Zephyr“ ging an Halliday
(390 Pfd.); eine gesamte Frtihausgabe Alexander Pope’s nahm
Crocker (590 Pfd.); ein Dokument aus dem Nonnenkloster zu Dur-
ham mit dem Siegel Papst Adrians IV. v. .1. 1157 nahm Quaritsch
(82 Pfd.); eine Erstausgabe von Fitzgeralds „Omar Khaggam“,
430 Pfd., ebenfalls Quaritsch, der auch ein vollständiges Exemplar
von Montaignes Essays v. .1. 1595 ftir 140 Pfd. erstand.

Jetzt wird es November werden, bis die Auktionsreihe wieder
ihren Anfang in London nimmt, die in dieser Saison von seltenem
Interesse gewesen ist und mit einem Rekord abgeschlossen wurde.
Und da in diesem Bericht von einem Kunstdiebstahl die Rede ist, so
sei noch die Meldung angeschlossen, daß dem Victoria und
A 1 b e r t M u s e u m 34 ägyptische und römische Goldmünzen von
großem historischen Wert aus der S a 11 i n g Sammlung entwendet
worden sind. Von den Tätern fehlt vorläufig jegliche Spur.

6ngltfcbc Kunffßbau.

Aus London schreibt man dem „Kunstwanderer“: Der
ktirzlich in England verstorbene Oberst Sir George H o 1 f o r d In-
timus der Königsfamilie, war in Sammlerkreisen hauptsächlich als
der ehemalige Besitzer des bertihmten Velasquez’schen Bildes des
Herzog von Olivares bekannt, das 1909 für 80 000 Pfd. St. von ihm
nach Amerika verkauft worden war. Da Sir George in seinem
Londoner Haus wie auch auf seinem Landsitz wertvolle Sammlun-
gen beherbergte, fragt man sich, ob diese nunmehr den Weg gehen
werden, den in England jetzt so viele Sammlungen nehmen, den
Weg der Auktion.

*

Sargent’s berühmtes Porträt der Geschwister „Lady
Elcho, Mrs. Tennant und Mrs. Adeane“, die Sensation des Royal
Academy von 1900 und auch der Sargent Ausstellung vom Frühjahr
1926, ist nun auch verkäuflich. Der Besitzer, Hauptmann
Wyndham, Neffe der drei Damen, hat das Bild einem Agenten zum
Verkauf überlassen. Ein Angebot von 50 000 Mark ist kürzlich ab-
gelehnt worden. Es ist dies die erste Gruppe, die seit Sargents
Tod auf dem Markt kommt. Sein Gemälde der Damen Hunter hat
allerdings vor einigen Wochen durch Schenkung an die Tate
Gallerie den Besitz gewechselt.

*

In einem Artikel iibcr Londoner Kunstschätze wird auf das
Heim des griechischen Sannnlers E u m o r f o p o u 1 o s hingewie-
sen, dessen Haus in Chelsea wegen seiner chinesischen
Kunstschätze weltberühmt ist. Seine Töpfereien und Keramiken
aus der Vor-Ming-Zeit stehen wohl unerreicht da und die Tang- und
Wei-Figuren sind der Neid aller Sammler. Vor einiger Zeit wurde
von dem bekannten Mitglied des Britischen Museums R. H. Hob-
s o n ein Katalog der Eumorfopoulos’schen Sammlung angefertigt,
der eine großziigige und seriöse Arbeit darstellt.

*

Die Mi c h e 1 h a m - Versteigerung, auf die wir im September-
heft des „Kunstwanderers“ hingewiesen haben, ist auf den 23. No-
vember festgesetzt worden. Kenner sind bereits hinter dem „Ro-
land“-Gobelin her, der ein Motiv aus „Orlando Furioso“ darstellt
und in der Zeit Ludwigs XVI. hergestellt wurde. Auch die beiden
Boucher-Stücke die gleichfalls im Treppenhaus der Londoner Woh-
nung der Miclielham-Familie hängen, kommen unter den Hammer,
werden aber, wie der „Roland“ nicht von ihrem Platz entfernt bis
sie verkauft sind.

Das „Berliner Tageblatt“ nennt
den „Kunstwanderer“ die „auch im weiten Aus-
land anerkannte Sammler - Zeitschrift.“

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