seelisch belebter Bewegung. Aus einem natiirlichen fraulich-
mütterlichen Ftihlen heraus gestaltet sie besonders gern das ganz
junge Tier.
Sie crzählt:
Ich stamrne aus einem Forsthause. Daniel Hopferblut steckt
in mir. Von friih an hatte ich Gelegenheit Tiere zu beobachten,
ihr Leben, ilrre Eigenarten kennen zu lernen. Tier wurde mir Erleb-
nis, Inhalt, innere Beschäftigung. An kiinstlerische Gestaltung
wurde damals natürlich noch nicht gedacht.
Wilhelm Triibner. Der Schottenjunge 1891
Triibner-Ausstellung der Galerie Haberstock, Berlin
Als 14jährige habe ich wolil zuerst empfunden, was Plastik,
Körper, Raum ist, habe ich zuerst die Kraft plastisc'ner Erschei-
nungsform erkannt. Meine Freude am Erleben der Tiere, gewisser-
maßen als „menschliche Psyche“ verband sich mit dieser Erkenntnis
und fiihrte zu den ersten bewußten Versuchen.
Ich habe friiher wochenlang an einem Tiere studiert, habe
wochenlang ,,irn Schafstalle gelebt“, um ganz in das Einzelne der
Tiere einzudringen. Jetzt kenne ich das Wesentliche der Tier-
rorm, vor allem den Bau. Ich weiß, daß eine Form s.o sein muß
und nicht anders, weil ich ihre anatomische Bedingtheit kenne.
Jetzt geniigt oft ein Eindruck von der Straße — ein Pferd
steht da, schwer, stark, ein Belgier oder ein abgetriebenes, traurig-
miides — jetzt mache ich das aus der Vorstellung heraus. Ich ver-
tiefe mich in den Ausdruck, der mich fesselte und suche i h n zu
gestalten. Dazu brauche ich das besondere Naturstudium nicht
mehr oder nur zur Naclipriifung irgend einer Besonderheit. Ein
solcher Ausdruck eines seelischen Erlebnisses muß sofort darstell-
bar sein, sonst wär’s ja kein freies Arbeiten.
Wenn ich jetzt von der Natur weg bin, steigert sich das
Erlebnis immer mehr. Das bin natiirlich ich selbst, weil ich mich
innerlich mit ihm beschäftige und so das Bestimmende betone.
Ich arbeite jetzt ausschließlich im Material. Vorherige Zeich-
nungen im Sinne eines „Entwurfs“ wiirden fiir mich gar keinen
Zweck haben, es sind Flächenbilder. Ich nehme mein Plastilin oder
den Ton und mache körperhaft, was ich körperhaft empfinde.
Dabei ist mir auch das Material selbst lebendig geworden.
Man kann nicht alles mit jedem Materiale machen. Die Eigenart
des Materials bestimmt oft genug feine Einzelheiten der Wirkung.
Sie treten während der Arbeit ein, manchmal ganz unbeabsichtigt,
von großem Reiz.
Am schönsten ist es, wenn man von einem Erlebnis getrieben
zum Plastilin greift und schon an der Wärme, der Weichheit
f ü h 11, wie es ,,in die Hand eingeht“, wie es mir förmlich entgegen
lebt. Das ist dann die starke Verfassung, in der die Hände nicht
so schnell arbeiten können, als wie der Vorstellungswille es möchte.
(Schluß folgt.)
K(etne Kunffcbronlk.
Der Kunsthistoriker Dr. Viktor F I e i s c h e r, dem die
Frankfurter Verlagsanstalt A.-G. ihren Aufschwung verdankt, schei-
det aus diesem Verlage aus, um sich seinen literarischen Arbeiten
widmen zu können. Dr. Fleischer übernahm jedoch einen Teil des
seinerzeit von der Frankfurter Verlagsanstalt angekauften alt-
berühmten Frankfurter Verlages Heinrich Keller.
*
Der Amalthea-Verlag gibt soeben anläßlich seines 10jährigen
Bestehens einen geistig, kiinstlerisch und technisch besonders wert-
vollen Jubiläums-Almanach heraus. Der mit einem
prachtvollen farbigen Lichtdruck, einer Originallithographie von
0. Larsen und 32 schwarz-weißen Bildtafeln geschmückte Band ent-
hält u. a. Originalbeiträge von Hcrmann Hesse, Prof. E. Ermatinger
(Ziirich), H. Mühlestein, Reg.-Rat Dr. Rcichel (Albertina, Wien),
Prof. Steinmann (Rom), Min.-Rat K. Kobold (Wien) usw. Ferner
erscheinen Abschnitte aus Werken die dcr Amalthea-Verlag fiir
Weihnachten 1926 vorbercitet, u. a. aus dem 3. Band des Monu-
mentalwerkes: ,,Neue österreichische Biographic“; aus dem Beetho-
ven-Roman Janctschek: „Titan“; aus dem Werke „Die ungarische
Seele“ vom Grafen Brandis. Weitere Beiträge aus dem Werke
Schnerich: „Josef Haydn“, Gegor: „Wiener szenischc Kunst“,
Payer-Thurn: „Der Orden vom Goldenen Vlies“, Bencdetto Croce:
„Ethik“, Groag-Belmonte: „Mozart und die Frauen“, Max Auer:
„Anton Bruckner“, R. Fülöp-Miller: „Geist und Gesicht des Bolsche-
wismus“, Muschg: ,B,abylon“, Bauernfeld: „Erinnerungen aus Alt-
Wien“ usw. Einband und Kalendarium zeichnete O. Larsen.
*
Der Interessenverband der Berliner Antiquitäten-
h ä n d 1 e r hat neue Erfolge zu verzeichnen. Der sächsische
Vcrband in Dresden schloß sicli ihm an, und es heißt, daß ihm in
nächstcr Zeit noch andere Verbände aus dem Reiche folgen wer-
den. Ueber die Ziele des Antiquitätenhändlerverbarides, desseu
Vorsitzender E. F r i t z s c h e und dessen Schatzmeister Frederick
Rozendaal sind, wurde bereits bcrichtet.
Redaktionsschluss für das 1/2. Maiheft 2. Mai. — Redaktionsschluss für das 1. Juniheft 30. Mai.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW. 68.
GALERIE DR. GOLDSCHMIDT-DR. WALLERSTEIN, berlin, schöneberger ufer 36A
ALTE GEMÄLDE GOTISCHE SKULPTUREN RENAISSANCE-BRONZEN
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mütterlichen Ftihlen heraus gestaltet sie besonders gern das ganz
junge Tier.
Sie crzählt:
Ich stamrne aus einem Forsthause. Daniel Hopferblut steckt
in mir. Von friih an hatte ich Gelegenheit Tiere zu beobachten,
ihr Leben, ilrre Eigenarten kennen zu lernen. Tier wurde mir Erleb-
nis, Inhalt, innere Beschäftigung. An kiinstlerische Gestaltung
wurde damals natürlich noch nicht gedacht.
Wilhelm Triibner. Der Schottenjunge 1891
Triibner-Ausstellung der Galerie Haberstock, Berlin
Als 14jährige habe ich wolil zuerst empfunden, was Plastik,
Körper, Raum ist, habe ich zuerst die Kraft plastisc'ner Erschei-
nungsform erkannt. Meine Freude am Erleben der Tiere, gewisser-
maßen als „menschliche Psyche“ verband sich mit dieser Erkenntnis
und fiihrte zu den ersten bewußten Versuchen.
Ich habe friiher wochenlang an einem Tiere studiert, habe
wochenlang ,,irn Schafstalle gelebt“, um ganz in das Einzelne der
Tiere einzudringen. Jetzt kenne ich das Wesentliche der Tier-
rorm, vor allem den Bau. Ich weiß, daß eine Form s.o sein muß
und nicht anders, weil ich ihre anatomische Bedingtheit kenne.
Jetzt geniigt oft ein Eindruck von der Straße — ein Pferd
steht da, schwer, stark, ein Belgier oder ein abgetriebenes, traurig-
miides — jetzt mache ich das aus der Vorstellung heraus. Ich ver-
tiefe mich in den Ausdruck, der mich fesselte und suche i h n zu
gestalten. Dazu brauche ich das besondere Naturstudium nicht
mehr oder nur zur Naclipriifung irgend einer Besonderheit. Ein
solcher Ausdruck eines seelischen Erlebnisses muß sofort darstell-
bar sein, sonst wär’s ja kein freies Arbeiten.
Wenn ich jetzt von der Natur weg bin, steigert sich das
Erlebnis immer mehr. Das bin natiirlich ich selbst, weil ich mich
innerlich mit ihm beschäftige und so das Bestimmende betone.
Ich arbeite jetzt ausschließlich im Material. Vorherige Zeich-
nungen im Sinne eines „Entwurfs“ wiirden fiir mich gar keinen
Zweck haben, es sind Flächenbilder. Ich nehme mein Plastilin oder
den Ton und mache körperhaft, was ich körperhaft empfinde.
Dabei ist mir auch das Material selbst lebendig geworden.
Man kann nicht alles mit jedem Materiale machen. Die Eigenart
des Materials bestimmt oft genug feine Einzelheiten der Wirkung.
Sie treten während der Arbeit ein, manchmal ganz unbeabsichtigt,
von großem Reiz.
Am schönsten ist es, wenn man von einem Erlebnis getrieben
zum Plastilin greift und schon an der Wärme, der Weichheit
f ü h 11, wie es ,,in die Hand eingeht“, wie es mir förmlich entgegen
lebt. Das ist dann die starke Verfassung, in der die Hände nicht
so schnell arbeiten können, als wie der Vorstellungswille es möchte.
(Schluß folgt.)
K(etne Kunffcbronlk.
Der Kunsthistoriker Dr. Viktor F I e i s c h e r, dem die
Frankfurter Verlagsanstalt A.-G. ihren Aufschwung verdankt, schei-
det aus diesem Verlage aus, um sich seinen literarischen Arbeiten
widmen zu können. Dr. Fleischer übernahm jedoch einen Teil des
seinerzeit von der Frankfurter Verlagsanstalt angekauften alt-
berühmten Frankfurter Verlages Heinrich Keller.
*
Der Amalthea-Verlag gibt soeben anläßlich seines 10jährigen
Bestehens einen geistig, kiinstlerisch und technisch besonders wert-
vollen Jubiläums-Almanach heraus. Der mit einem
prachtvollen farbigen Lichtdruck, einer Originallithographie von
0. Larsen und 32 schwarz-weißen Bildtafeln geschmückte Band ent-
hält u. a. Originalbeiträge von Hcrmann Hesse, Prof. E. Ermatinger
(Ziirich), H. Mühlestein, Reg.-Rat Dr. Rcichel (Albertina, Wien),
Prof. Steinmann (Rom), Min.-Rat K. Kobold (Wien) usw. Ferner
erscheinen Abschnitte aus Werken die dcr Amalthea-Verlag fiir
Weihnachten 1926 vorbercitet, u. a. aus dem 3. Band des Monu-
mentalwerkes: ,,Neue österreichische Biographic“; aus dem Beetho-
ven-Roman Janctschek: „Titan“; aus dem Werke „Die ungarische
Seele“ vom Grafen Brandis. Weitere Beiträge aus dem Werke
Schnerich: „Josef Haydn“, Gegor: „Wiener szenischc Kunst“,
Payer-Thurn: „Der Orden vom Goldenen Vlies“, Bencdetto Croce:
„Ethik“, Groag-Belmonte: „Mozart und die Frauen“, Max Auer:
„Anton Bruckner“, R. Fülöp-Miller: „Geist und Gesicht des Bolsche-
wismus“, Muschg: ,B,abylon“, Bauernfeld: „Erinnerungen aus Alt-
Wien“ usw. Einband und Kalendarium zeichnete O. Larsen.
*
Der Interessenverband der Berliner Antiquitäten-
h ä n d 1 e r hat neue Erfolge zu verzeichnen. Der sächsische
Vcrband in Dresden schloß sicli ihm an, und es heißt, daß ihm in
nächstcr Zeit noch andere Verbände aus dem Reiche folgen wer-
den. Ueber die Ziele des Antiquitätenhändlerverbarides, desseu
Vorsitzender E. F r i t z s c h e und dessen Schatzmeister Frederick
Rozendaal sind, wurde bereits bcrichtet.
Redaktionsschluss für das 1/2. Maiheft 2. Mai. — Redaktionsschluss für das 1. Juniheft 30. Mai.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW. 68.
GALERIE DR. GOLDSCHMIDT-DR. WALLERSTEIN, berlin, schöneberger ufer 36A
ALTE GEMÄLDE GOTISCHE SKULPTUREN RENAISSANCE-BRONZEN
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