Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0306
DOI issue:
1./2. Märzheft
DOI article:Pazaurek, Gustav Edmund: Der Frankfurter Glasschnitt und die Familie Heß, [4]
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0306
Det? pcankfuctet? Qtastcbnitt und dte pamllte Heß
oon
Quffao 6. Pasauuek
Abb. 11
S'ebracht werden; der Schnitt zeigt einen umlaufenden
ßauerntanz nebst Wappen, dessen Feststellung vielleicht
erst eine nähere Bestimmung ermöglichen wird.
Aber gerade bei J. B. Heß sind wir nicht nur auf
Ko-mbinationen angewiesen, da sich uns ein voll bezeich-
aetes, wenn auch sehr beschädigtes, Stück seiner Hand
erhalten hat: Hs ist dies eine schon sehr kranke (,,schwit-
Zende“) mit zwei Silberhülsen altgeflickte, dünnwandige
) Siehe „Der Kunstwanderer“ 1/2. Novemberheft 1926,
F2. Dezemberheft 1926, 1/2. Februarheft 1927.
‘0 Liegnitz, Minutolisammlung. „Vorbilder“ (1855) II, Tafel 44,
Hiks unteu.
Abb. 12
einen Handei abschließt, während diesem ein am Feuer
sitzendes Weib hinterrücks die Tasche abschneidet; im
Hintergrunde rechts davon ist ein Hirt mit seiner Herde
— man erinnert sich der „Schäferei“ des Johann Hess —
angeordnet. Die von außen geschnittene, von innen zu
lesende kleine, einzeilige S i g n a t u r darunter lautet:
„Joh. Benedict Hess fecit 1670 in ffurt.“
Wir wissen nun, daß der damals 28jährige Frank-
furter Meister seinen zeitgenössischen Nürnberger
Berufsgenossen von Rang, wie H. Schwinger oder H.
W. Schmidt, immerhin zur Seite gestellt werden kann
und begreifen jetzt auch, warum seine Arbeiten so gut
Jieser Gruppe mag aucli ein interessanter Pokal auf
hohem, aber massivem Balusterfuß angehören,
der sich in der Sammlung Minutoli in Liegnitz27) (Abb. 11)
befand und ein sitzendes Schäferpaar (auch mit den
charakteristischen Glotzaugen) in einer Waldlandschaft
darstellt; wir kennen solche Schäfer schon von gleich-
zeitigen Frankfurter und Nürnberger Fayencemalereien,
wie etwa dem Krug von J. L. Faber.von 1683 im British
Museum in London. Und aucli der interessante Pokai
mit den beiden gerippten Noduskugeln in der Sammlung
Dr. Th. Eigel in Cöln (Abb. 12) muß in dieser Nähe unter-
Schale auf hohem Hohlbalusterfuß mit gebrochener Fuß-
platte im fürstlich Hohenloheschen Schloß von B a r -
t e n s t e i n (Abb. 13 u. 14). Der ganz in der Schwan-
hardt-Richtung gehaltene, zarte Schnitt zeigt umlaufend
— nicht unähnlich dem Berliner Krösos-Pokal — eine
Burgenlandschaft mit mehreren Bäumen an einem Ufer;
die Staffage bildet ein Wilder, der mit einem Europäer
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oon
Quffao 6. Pasauuek
Abb. 11
S'ebracht werden; der Schnitt zeigt einen umlaufenden
ßauerntanz nebst Wappen, dessen Feststellung vielleicht
erst eine nähere Bestimmung ermöglichen wird.
Aber gerade bei J. B. Heß sind wir nicht nur auf
Ko-mbinationen angewiesen, da sich uns ein voll bezeich-
aetes, wenn auch sehr beschädigtes, Stück seiner Hand
erhalten hat: Hs ist dies eine schon sehr kranke (,,schwit-
Zende“) mit zwei Silberhülsen altgeflickte, dünnwandige
) Siehe „Der Kunstwanderer“ 1/2. Novemberheft 1926,
F2. Dezemberheft 1926, 1/2. Februarheft 1927.
‘0 Liegnitz, Minutolisammlung. „Vorbilder“ (1855) II, Tafel 44,
Hiks unteu.
Abb. 12
einen Handei abschließt, während diesem ein am Feuer
sitzendes Weib hinterrücks die Tasche abschneidet; im
Hintergrunde rechts davon ist ein Hirt mit seiner Herde
— man erinnert sich der „Schäferei“ des Johann Hess —
angeordnet. Die von außen geschnittene, von innen zu
lesende kleine, einzeilige S i g n a t u r darunter lautet:
„Joh. Benedict Hess fecit 1670 in ffurt.“
Wir wissen nun, daß der damals 28jährige Frank-
furter Meister seinen zeitgenössischen Nürnberger
Berufsgenossen von Rang, wie H. Schwinger oder H.
W. Schmidt, immerhin zur Seite gestellt werden kann
und begreifen jetzt auch, warum seine Arbeiten so gut
Jieser Gruppe mag aucli ein interessanter Pokal auf
hohem, aber massivem Balusterfuß angehören,
der sich in der Sammlung Minutoli in Liegnitz27) (Abb. 11)
befand und ein sitzendes Schäferpaar (auch mit den
charakteristischen Glotzaugen) in einer Waldlandschaft
darstellt; wir kennen solche Schäfer schon von gleich-
zeitigen Frankfurter und Nürnberger Fayencemalereien,
wie etwa dem Krug von J. L. Faber.von 1683 im British
Museum in London. Und aucli der interessante Pokai
mit den beiden gerippten Noduskugeln in der Sammlung
Dr. Th. Eigel in Cöln (Abb. 12) muß in dieser Nähe unter-
Schale auf hohem Hohlbalusterfuß mit gebrochener Fuß-
platte im fürstlich Hohenloheschen Schloß von B a r -
t e n s t e i n (Abb. 13 u. 14). Der ganz in der Schwan-
hardt-Richtung gehaltene, zarte Schnitt zeigt umlaufend
— nicht unähnlich dem Berliner Krösos-Pokal — eine
Burgenlandschaft mit mehreren Bäumen an einem Ufer;
die Staffage bildet ein Wilder, der mit einem Europäer
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