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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI Heft:
1/2. Oktoberheft
DOI Artikel:
Graff, Hans: Die Ettaler Klosterkirche und der Berliner Dom
DOI Artikel:
Bloch, Vitale: Zur holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0074

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mit riesigem Satteldach gab im Zusammenhang mit dem
Kloster der Gegend ilir charakteristisches Gepräge.
Nun hat man in gleicher Höhe, statt es einige Meter zu-
rückzusetzen, an das alte Klosterbräuhaus ein Hotel
„Ludwig der Bayer“ unmittelbar herangebaut und da-

durch dem mittelalterliclicn Bauriesen seine hervor-
ragende Wirkung genommen.

0, teurer Meister Wölfflin, wie hat man Deine Leh-
ren beachtet! Wo bleiben der Reichskunstwart und die
Herren Landeskonservatoren!

Die Klosterkirche in Ettal

Buü bolländtücben JHatettei des l?. 7abt?bundeüts

oon

Uitale Blod)

i.

I i den letzten Jahren wohnten wir einer UmStellung der
Geschichte der italienischen Malerei bei. Neue Ka-
pitel sind hinzugekommen. Nicht nur einzelne Meister,
sondern ganze bisher unbekannte Zentren der Malkultur
wurden entdeckt. Den Namen Caravaggio’s nennt man
in einem Atem mit den Namen der Großen, wie Rem-
brandt, Velasquez, Chardin. Caravaggio ist den großen
Meistern Hollands und Spaniens um ein halbes Jahrhun-
dert zuvorgekommen. Mit ihm, könnte man sagen, be-
ginnt eine neue europäische Malerei: die Tonmalerei;
die Malerei des Helldunkels; unsere Malerei. Denn Rem-
brandt und Karel Fabritius, Velasquez und Zurbaran,
G. M. Crespi und Piazetta, Chardin und Manet — sind
die Vertreter jener europäischen Malerei, die in Cara-
vaggio ihren Urheber sieht und die man der Welt- und
Kunstanschauung derRenaissance entgegenhalten kann.

Aber während die Geschichte der italienischen Ma-
lerei unter unseren Augen neu geschrieben wird, (in
Deutschland von H. Voss, in Italien von R. Longhi, in
Rußland von P. Muratov), herrscht in der die hollän-

dische Kunstgeschichte betreffenden Literatur ein sta-
tus quo.

Das berührt um so seltsamer, als. über die hollän-
dischen Meister des 17. Jahrhunderts immer wieder neue,
von berufenen Forschern unterzeichnete Abhandlungen
erscheinen. Leider werden die holländischen Meister,
die großen wie die kleinen, meistens für sich behandelt,
ohne Zusammenhang mit jener Strömung der euro-
päischen Malerei, zu der sie eigentlich gehören.

Was noch auffälliger ist: bei Kunsthlstorikern, die
sich mit der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts
befassen, trifft man selten Interesse, vielmehr aber eine
ausgesprochene Abneigung ftir die italienische Barock-
malerei. Sie wird gewöhnlich mit dem Namen Magnasco
abgetan, obwohl dieser Meister für die Kunst seiner Zeit
nicht mehr als eine interessante Episode bedeutet. Die
gemeinsame Quelle der Seicentomalerei wird dagegen
gänzlich außer Acht gelassen.

Und doch läßt sich nicht leugnen, daß trotz aller in-
dividuellen Eigentümlichkeiten und Rassenverschieden-

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