war, mehr lokalhistorisches Interesse durch die Persön-
lichkeit des Dargestellten, so glänzende malerische
Qualitäten das Bild auch haben mag.
Trübner weilte um diese Zeit in Heidelberg und
porträtierte viel im Bekanntenkreis seiner Angehörigen.
Das Bild stellt einen von diesen Freunden seiner Familie,
den Gärtnereibesitzer und Stadtrat Mai dar, in seiner
Heimatstadt als Vorstand der Heidelberger Turner-
gemeinde unter dem Beinamen „der Turnermai“ bekannt.
Trübner malt ihn als biederen Handwerker, das Haupt
von einer braunen Miitze bedeckt mit ehrwürdigem lan-
gen und breiten Vollbart. Das ziemlich dunkle Bild er-
innert in der Auffassung vielleicht entfernt an die großen
deutschen Meister des ausgehenden Mittelalters.
engtifcbc Kunfffcbau.
Dic jvUcbelbamcpt?eif(2.
Im Anschluß an unsere erste Meldung tiber die großen Preise
der Michelham-Auktion geben wir nach dem Bericht unseres
Londoner Kunstreferenten nachstehende Ausführun-
gen wieder:
Wie üblich, wurde am ersten Tage vieles abgestoßen, das
als Lückenbüßer gelten mußte, und die Mitglieder der Familie
ließen auch durch Vertreter verschiedenes zurückkaufen, das ihnen
wertvoll erschien. Verhältnismäßig viel wurde privatim erstan-
den. Watson kaufte fiir 26 500 Guineen die fabelhaften sechs Sessel
und zwei Kanapees mit Jacobs Signatur (Beauvais-Gobelin,
Louis XVI). Dagegen ergatterten Duveens den Gobelin aus der-
selben Periode, von Clement Belle gearbeitet, mit dem Motiv
„Roland oder die Heirat der Angelika“ aus der Serie der „Oper-
szenen“ (19 000 Guin.). Für zwei weitere Tapisserie-Sätze, aus je
einem Sofa und sechs Sesseln bestehend, gab Wilberforce 10 500
Guin. und dann nochmals 14 000 Mark fiir zwei einzelne Beauvais-
Fauteuils. Cranston zahlte 2400 Guin. fiir ein Sofa und zehn
Sessel (Aubusson, Louis XVI.), während Wilberforce eine
Louis XV.-Gobelineinrichtung (Kanapee und sechs Sessel) fiir
9500 Guin. erstand. Den höchsten Preis fiir ein einzelnes Stiick
zahlte jedoch Duveen fiir die briihmte Marqueterie-Kommode,
E. Boudin gestempelt (Louis XV.—XVI.), die einst der Ashburn-
ham-Sammlung gehörten. Underwood erwarb einen Damenschreib-
tisch, P. Denizot signiert, Louis XV. (4400 Guin.), sowie einen
ovalen Sclireibtisch aus Tulpenholz (1500 Guin.). Cranston kaufte
eine Mahagonikoinmode von Benemau, Louis XVI. fiir 4000 Guin.,
zwei Marqueterie-Kommoden (G. Dester) für 4700 Guin., einen
eingelegten Schreibtisch (750 Guin.), letztere beiden Stiicke aus
der Louis XV.-Zeit, sowie ein eingelegtes „Bonheur du jour“ aus
derselben Periode fiir 950 Guin. Ein anderes „Glück des Tages“,
einst Marie Antoinette gehörend, ging an Watson (1400 Guin.).
Für einen kleinen Sekretär, Marqueterie, Louis XV., gab Under-
wood 200 Guin. Siegrist zahlte 9750 Guin. ftir einen Schreibtisch
Louis XV., wundervoll eingelegt, mit den Buchstaben B. V. R. B.
gestempelt; Watson 1100 Guin. für ein ähnliches Stiick aus der
Regierungszeit Louis XVI. Unter Watson ist ein Agent ver-
borgen, dessen Auftraggeber man jenseits des Ozeans vermutet
und der jedenfalls sehr guten Geschmack hat. Siegrist, Käufer
der Beneman-Kommode und auch zweier gros-bleu Sevres-Vasen
mit vergoldeten Bronzebeschlägen (Thomire-Arbeit) 3400 Guin.,
gehört dem Sekretariat des Hauses Michelham an und kämpfte
ebenfalls gegen Wakon um die Beauvais-Saloneinrichtung. Carlyle,
ein weiterer Agent, schnappte den Duveens die Marmorstatuette
einer Nymphe von Falconet weg (4800 Guin.). Dagegen kaufte
Duveen eine Vasenuhr mit Schlag von Franqois fiir 2350 Guin.
und zwei famille rose Vasen, 3600 Guin. James erwarb zwei
Bronze-Kandelabreen, Louis XVI. (2400 Guin.) und Cranston zwei
Deckelvasen famille rose (1100 Guin.), ftir eine viereckige Kang-
Hsi-Vase gab De Pinna 680 Guin., Weston zahlte 5000 Guin. für
einen Schreibtisch von Caffieri. Cranston erwarb Lemoynes
Marinorbüste Ludwig XV., die der König für die Dubarry anferti-
gen ließ, für 700 Guin.
Der zweite Tag brachte die größte Sensation in der Chronik
der Auktionsverkäufe. Die Firma Duveen kaufte Lawren-
c e s Bild des cntziickenden Mädelchens „Pinkie“ (in unserer No-
vemberausgabe abgebildet) für den Preis von 74 000 Guin. gleich
1 554 000 Mark. Bis zur Grenze von 60 000 Guin. gingen der
junge Agnew und der ebenfalls junge Carstairs von der Firma
Knoedler mit, dann griff Ernest Duveen ein. Ein letztes Angebot
von 72 000 Guin. wurde von Duveen mit 74 000 Guin. übertrumpft,
der Auktionator verstand gar 75 000, aber Duveen lehnte lächelnd
die weiteren 1000 Guin. ab. Der Druck, die Spannung, die auf alle
Anwesenden lasteten, lösten sich. Duveen hatte den Lawrence,
das begehrteste Kaufobjekt zweier Welten. Er ließ durchsickern,
daß die Firma das Gemälde vorläufig ft'ir sich erstanden hätte
und daß sie in keiner Weise gebunden sei. Vermutlich wird wohl
A m e r i k a zu guterletzt in den Besitz von „Pinkie“ kommen,
denn in den schweren Zeiten in England wird eine nationale Samm-
lung zur Erwerbung des Bildes unmöglich sein.
Hauptmann Cohn, der das Michelhamsche Haus, wo die Ver-
steigerung vor sich ging, erworben -hat, kaufte gegen Duveen
und Agnew -das Gainsboroughsche Bil-d des „Master
Heathcote“ ftir 44 000 Guin. (rund 924 000 Mark) und Romneys
„Emma“ für 40 000 Guin. (840 000 Mark). R o m n e y s „Anna
Lady de la Pole“ ging an Agnew für 44 000 Guin., Carstairs
nahm Raeburns „Mrs. Williamson“ für 23 500 Guin. Dagegen
sicherte sich Duveen mit 44 000 Guin. (also wieder fast eine
Million Mark) Gainsboroughs „Miß Tatton“, wie auch
R o m n e y s „Lady Elizabeth Forbes“ für 24 000 G-uin.
Wiedner erstand ftir 5000 Guin. (105 000 Mark) Raeburns
„Lord Melville“, fiir 11 000 Guin. Hoppners Gruppe der Bowden-
kinder wie aucli seine „Lady Louisa Manners“ (18 000 Guin.). For-
tescue kaufte sowo-hl den Lawrence „Frau Angerstein und Sohn“
für 6000 Guin. wie Hoppners „Frau Jerningham“ für 7000 Guin.
B o u c h e r s zwei Riesengemälde im Treppenhaus des Pa-
lais bleiben an ihrem alten Platz, der neue Besitzer erwarb sie um
45 000 Guineen.
Für fünfzehn Bilder waren Preise von 8 680 000 Mark gezahlt
worden.
Stella Bloch.
*
Drei R o m n e y s kamen bei S o t h e b y s zur Versteige-
rung, von denen zwei Porträts Vorfahren des bisherigen britischen
Botschafters in Berlin Lord D’Abernon darstellen: Sir
Francis und La-dy Vincent. Romney hatte sie 1772 gemalt. Dr.
Borenius kaufte sie fiir 1520 Pfund. Der dritte Romney, bisher
Hoppner zugeschrieben, ging an Sulley für 780 Pf.: es ist das
Bildnis des jungen Prinzen Wilhelm Friedrich in Studententracht.
Aus dem Nachlasse des Sir Philips Burne Jones, des Sohnes des
großen englisc-hen Meisters, kaufte Morrison einen Frühitaliener,
der Botticellischule zugeschrieben (950 Pf.). Dr. Borenius erwarb
ein Florentiner Gemälde, Achacon erspäht die badende Diana
(500 Pf.); Asscher erwarb ein Kreuzigungsmotiv von Sano di Pietro
für 220 Pf.
Für einen kleinen silbernen Teekessel mit Spirituslampe auf
einem Dreifußständer gab Crichton 463 Pf., da es aus der Werk-
stätte des bekannten Lukin vom Jahre 1710 stammt.
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lichkeit des Dargestellten, so glänzende malerische
Qualitäten das Bild auch haben mag.
Trübner weilte um diese Zeit in Heidelberg und
porträtierte viel im Bekanntenkreis seiner Angehörigen.
Das Bild stellt einen von diesen Freunden seiner Familie,
den Gärtnereibesitzer und Stadtrat Mai dar, in seiner
Heimatstadt als Vorstand der Heidelberger Turner-
gemeinde unter dem Beinamen „der Turnermai“ bekannt.
Trübner malt ihn als biederen Handwerker, das Haupt
von einer braunen Miitze bedeckt mit ehrwürdigem lan-
gen und breiten Vollbart. Das ziemlich dunkle Bild er-
innert in der Auffassung vielleicht entfernt an die großen
deutschen Meister des ausgehenden Mittelalters.
engtifcbc Kunfffcbau.
Dic jvUcbelbamcpt?eif(2.
Im Anschluß an unsere erste Meldung tiber die großen Preise
der Michelham-Auktion geben wir nach dem Bericht unseres
Londoner Kunstreferenten nachstehende Ausführun-
gen wieder:
Wie üblich, wurde am ersten Tage vieles abgestoßen, das
als Lückenbüßer gelten mußte, und die Mitglieder der Familie
ließen auch durch Vertreter verschiedenes zurückkaufen, das ihnen
wertvoll erschien. Verhältnismäßig viel wurde privatim erstan-
den. Watson kaufte fiir 26 500 Guineen die fabelhaften sechs Sessel
und zwei Kanapees mit Jacobs Signatur (Beauvais-Gobelin,
Louis XVI). Dagegen ergatterten Duveens den Gobelin aus der-
selben Periode, von Clement Belle gearbeitet, mit dem Motiv
„Roland oder die Heirat der Angelika“ aus der Serie der „Oper-
szenen“ (19 000 Guin.). Für zwei weitere Tapisserie-Sätze, aus je
einem Sofa und sechs Sesseln bestehend, gab Wilberforce 10 500
Guin. und dann nochmals 14 000 Mark fiir zwei einzelne Beauvais-
Fauteuils. Cranston zahlte 2400 Guin. fiir ein Sofa und zehn
Sessel (Aubusson, Louis XVI.), während Wilberforce eine
Louis XV.-Gobelineinrichtung (Kanapee und sechs Sessel) fiir
9500 Guin. erstand. Den höchsten Preis fiir ein einzelnes Stiick
zahlte jedoch Duveen fiir die briihmte Marqueterie-Kommode,
E. Boudin gestempelt (Louis XV.—XVI.), die einst der Ashburn-
ham-Sammlung gehörten. Underwood erwarb einen Damenschreib-
tisch, P. Denizot signiert, Louis XV. (4400 Guin.), sowie einen
ovalen Sclireibtisch aus Tulpenholz (1500 Guin.). Cranston kaufte
eine Mahagonikoinmode von Benemau, Louis XVI. fiir 4000 Guin.,
zwei Marqueterie-Kommoden (G. Dester) für 4700 Guin., einen
eingelegten Schreibtisch (750 Guin.), letztere beiden Stiicke aus
der Louis XV.-Zeit, sowie ein eingelegtes „Bonheur du jour“ aus
derselben Periode fiir 950 Guin. Ein anderes „Glück des Tages“,
einst Marie Antoinette gehörend, ging an Watson (1400 Guin.).
Für einen kleinen Sekretär, Marqueterie, Louis XV., gab Under-
wood 200 Guin. Siegrist zahlte 9750 Guin. ftir einen Schreibtisch
Louis XV., wundervoll eingelegt, mit den Buchstaben B. V. R. B.
gestempelt; Watson 1100 Guin. für ein ähnliches Stiick aus der
Regierungszeit Louis XVI. Unter Watson ist ein Agent ver-
borgen, dessen Auftraggeber man jenseits des Ozeans vermutet
und der jedenfalls sehr guten Geschmack hat. Siegrist, Käufer
der Beneman-Kommode und auch zweier gros-bleu Sevres-Vasen
mit vergoldeten Bronzebeschlägen (Thomire-Arbeit) 3400 Guin.,
gehört dem Sekretariat des Hauses Michelham an und kämpfte
ebenfalls gegen Wakon um die Beauvais-Saloneinrichtung. Carlyle,
ein weiterer Agent, schnappte den Duveens die Marmorstatuette
einer Nymphe von Falconet weg (4800 Guin.). Dagegen kaufte
Duveen eine Vasenuhr mit Schlag von Franqois fiir 2350 Guin.
und zwei famille rose Vasen, 3600 Guin. James erwarb zwei
Bronze-Kandelabreen, Louis XVI. (2400 Guin.) und Cranston zwei
Deckelvasen famille rose (1100 Guin.), ftir eine viereckige Kang-
Hsi-Vase gab De Pinna 680 Guin., Weston zahlte 5000 Guin. für
einen Schreibtisch von Caffieri. Cranston erwarb Lemoynes
Marinorbüste Ludwig XV., die der König für die Dubarry anferti-
gen ließ, für 700 Guin.
Der zweite Tag brachte die größte Sensation in der Chronik
der Auktionsverkäufe. Die Firma Duveen kaufte Lawren-
c e s Bild des cntziickenden Mädelchens „Pinkie“ (in unserer No-
vemberausgabe abgebildet) für den Preis von 74 000 Guin. gleich
1 554 000 Mark. Bis zur Grenze von 60 000 Guin. gingen der
junge Agnew und der ebenfalls junge Carstairs von der Firma
Knoedler mit, dann griff Ernest Duveen ein. Ein letztes Angebot
von 72 000 Guin. wurde von Duveen mit 74 000 Guin. übertrumpft,
der Auktionator verstand gar 75 000, aber Duveen lehnte lächelnd
die weiteren 1000 Guin. ab. Der Druck, die Spannung, die auf alle
Anwesenden lasteten, lösten sich. Duveen hatte den Lawrence,
das begehrteste Kaufobjekt zweier Welten. Er ließ durchsickern,
daß die Firma das Gemälde vorläufig ft'ir sich erstanden hätte
und daß sie in keiner Weise gebunden sei. Vermutlich wird wohl
A m e r i k a zu guterletzt in den Besitz von „Pinkie“ kommen,
denn in den schweren Zeiten in England wird eine nationale Samm-
lung zur Erwerbung des Bildes unmöglich sein.
Hauptmann Cohn, der das Michelhamsche Haus, wo die Ver-
steigerung vor sich ging, erworben -hat, kaufte gegen Duveen
und Agnew -das Gainsboroughsche Bil-d des „Master
Heathcote“ ftir 44 000 Guin. (rund 924 000 Mark) und Romneys
„Emma“ für 40 000 Guin. (840 000 Mark). R o m n e y s „Anna
Lady de la Pole“ ging an Agnew für 44 000 Guin., Carstairs
nahm Raeburns „Mrs. Williamson“ für 23 500 Guin. Dagegen
sicherte sich Duveen mit 44 000 Guin. (also wieder fast eine
Million Mark) Gainsboroughs „Miß Tatton“, wie auch
R o m n e y s „Lady Elizabeth Forbes“ für 24 000 G-uin.
Wiedner erstand ftir 5000 Guin. (105 000 Mark) Raeburns
„Lord Melville“, fiir 11 000 Guin. Hoppners Gruppe der Bowden-
kinder wie aucli seine „Lady Louisa Manners“ (18 000 Guin.). For-
tescue kaufte sowo-hl den Lawrence „Frau Angerstein und Sohn“
für 6000 Guin. wie Hoppners „Frau Jerningham“ für 7000 Guin.
B o u c h e r s zwei Riesengemälde im Treppenhaus des Pa-
lais bleiben an ihrem alten Platz, der neue Besitzer erwarb sie um
45 000 Guineen.
Für fünfzehn Bilder waren Preise von 8 680 000 Mark gezahlt
worden.
Stella Bloch.
*
Drei R o m n e y s kamen bei S o t h e b y s zur Versteige-
rung, von denen zwei Porträts Vorfahren des bisherigen britischen
Botschafters in Berlin Lord D’Abernon darstellen: Sir
Francis und La-dy Vincent. Romney hatte sie 1772 gemalt. Dr.
Borenius kaufte sie fiir 1520 Pfund. Der dritte Romney, bisher
Hoppner zugeschrieben, ging an Sulley für 780 Pf.: es ist das
Bildnis des jungen Prinzen Wilhelm Friedrich in Studententracht.
Aus dem Nachlasse des Sir Philips Burne Jones, des Sohnes des
großen englisc-hen Meisters, kaufte Morrison einen Frühitaliener,
der Botticellischule zugeschrieben (950 Pf.). Dr. Borenius erwarb
ein Florentiner Gemälde, Achacon erspäht die badende Diana
(500 Pf.); Asscher erwarb ein Kreuzigungsmotiv von Sano di Pietro
für 220 Pf.
Für einen kleinen silbernen Teekessel mit Spirituslampe auf
einem Dreifußständer gab Crichton 463 Pf., da es aus der Werk-
stätte des bekannten Lukin vom Jahre 1710 stammt.
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