Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0446
DOI issue:
1./2. Juniheft
DOI article:Donath, Adolph: Friedländer und das Kunstsammeln
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fvtedländev und das KunÜfammetn
oon
Adolpb Donatb
Fiir den „K'unstwanderer“ ist die Friedländer-Feier am 5. Jiimi eine besondere Feier. Der große Kunst-
forscher war voun ersten Angenblick ab, da unsere Zeitscihrift 1919 ins Lebeu trat, un.ser treuer Mitarbeiter
und verfolgte auch rege die Entwicklung des „Kunstwanderers“ und seine Wanderun.g in die weite Welt. Und
dcr Leiter des „Kunstwanderers“ ist Max J. Friedländer noch persöniich dankbar, daß er ihn auch bei den
Veröffentlichungen des „Jahrbuches fiir Kunstsammier“ (Frankfurter Verlags-Anstalt) unterstützt hat. Für jeden
einzelnen Band des Werkes, das die Mission hatte, den Kunstfreunden während der Schreckenszeit der Papier-
markinflation Wege und Riohtung zu weisen, schrieb Geheimrat Friedländer den einleitenden Aufsatz.
D i e R e d a k t i o n.
Hugo van der Goes, Die Aubetung der Könige. Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum
Aus dcm Werke Friedländers „Die Altniederländischc Malerei“. Vierter Band. Verlag Paul Cassirer, Berlin
/V/l ax J. Friedländer hat das unvergängliche Ver-
* * *• dienst, die kulturellen Aufgaben des Kunst-
sammelns, wie sie Wilhelm v. Bode erfühlt und erfüllt
hatte, theoretisch und praktisch erweitert zu haben.
Drei riesige Materien sind es, die er se'it Jahrzehnten
bearbeitet und in deren Beherrschung er heute, ein
Name von Weltruf, unerreicht dasteht: in dem Wissen
11 m Dürer und die altdeutsche Malerei, in dem Wissen
uni die altniederländische Malerei und in der Kenntnis
des Gesamtgebietes der alten Meistergraphik. Und
Kunstforscher, Kunstsammler und Kunsthändler wer-
^en es ihm nicht vergessen, daß er ihr Führer war und
ihr Erzieher ist.
„Der banale Luxus, Avie ausschweifend er sein
mag, bleibt“, so sagte Friedländer auf Seite 1 des ersten
„Kuns,twanderer“-Hefts von 1919, „einer vergleichs-
weise großen Zahl erreichte. Wer darüber hinaus seine
Lebensführung den reichsten Mitteln anzupassen strebt,
kommt zum Sammeln, auch ohne daß Kunstliebe ihn
dorthin lenkt, zumal wenn seine Geistes.art dem großen
Genuß abgeneigt ist. Er will doch etwas von seiner
Macht sehen und sichtbar machen.“ Diese Sätze ver-
raten ein Programm, und dieses Programm verhälf
dem Kenner zum Ziele. Er hat Sammler herangebildet
und er hat s.ie, um mit Goethe zu reden, zu „glücklichen
Menschen“ gemacht. Hüben wie drüben. In Europa
wie in Amerika.
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Adolpb Donatb
Fiir den „K'unstwanderer“ ist die Friedländer-Feier am 5. Jiimi eine besondere Feier. Der große Kunst-
forscher war voun ersten Angenblick ab, da unsere Zeitscihrift 1919 ins Lebeu trat, un.ser treuer Mitarbeiter
und verfolgte auch rege die Entwicklung des „Kunstwanderers“ und seine Wanderun.g in die weite Welt. Und
dcr Leiter des „Kunstwanderers“ ist Max J. Friedländer noch persöniich dankbar, daß er ihn auch bei den
Veröffentlichungen des „Jahrbuches fiir Kunstsammier“ (Frankfurter Verlags-Anstalt) unterstützt hat. Für jeden
einzelnen Band des Werkes, das die Mission hatte, den Kunstfreunden während der Schreckenszeit der Papier-
markinflation Wege und Riohtung zu weisen, schrieb Geheimrat Friedländer den einleitenden Aufsatz.
D i e R e d a k t i o n.
Hugo van der Goes, Die Aubetung der Könige. Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum
Aus dcm Werke Friedländers „Die Altniederländischc Malerei“. Vierter Band. Verlag Paul Cassirer, Berlin
/V/l ax J. Friedländer hat das unvergängliche Ver-
* * *• dienst, die kulturellen Aufgaben des Kunst-
sammelns, wie sie Wilhelm v. Bode erfühlt und erfüllt
hatte, theoretisch und praktisch erweitert zu haben.
Drei riesige Materien sind es, die er se'it Jahrzehnten
bearbeitet und in deren Beherrschung er heute, ein
Name von Weltruf, unerreicht dasteht: in dem Wissen
11 m Dürer und die altdeutsche Malerei, in dem Wissen
uni die altniederländische Malerei und in der Kenntnis
des Gesamtgebietes der alten Meistergraphik. Und
Kunstforscher, Kunstsammler und Kunsthändler wer-
^en es ihm nicht vergessen, daß er ihr Führer war und
ihr Erzieher ist.
„Der banale Luxus, Avie ausschweifend er sein
mag, bleibt“, so sagte Friedländer auf Seite 1 des ersten
„Kuns,twanderer“-Hefts von 1919, „einer vergleichs-
weise großen Zahl erreichte. Wer darüber hinaus seine
Lebensführung den reichsten Mitteln anzupassen strebt,
kommt zum Sammeln, auch ohne daß Kunstliebe ihn
dorthin lenkt, zumal wenn seine Geistes.art dem großen
Genuß abgeneigt ist. Er will doch etwas von seiner
Macht sehen und sichtbar machen.“ Diese Sätze ver-
raten ein Programm, und dieses Programm verhälf
dem Kenner zum Ziele. Er hat Sammler herangebildet
und er hat s.ie, um mit Goethe zu reden, zu „glücklichen
Menschen“ gemacht. Hüben wie drüben. In Europa
wie in Amerika.
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