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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1/2. Dezemberheft
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Waldmann, Emil: Moderne Wandmalereien im Bremer Ratskeller: ein Werk Karl Dannemanns
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Grünstein, Leo: Wiener Kunstbrief: Das Ausstellungswesen der Donaustadt
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0172

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burgisch-tiepolohaft heller Buntheit doch am Ende ein
Zuviel bedeutet hätte. Der vorherrschende Ton der
Malereien ist das warme Braun, in dem die nackten
Körper Ton in Ton modelliert s.ind und von dem in leiclit
gelblichen und gelbgrünen Reflexen schimmernden
Verputz plastisch lebendig sich abheben. Ein starkes,
festlich glühendes Rot tritt begleitend hinzu, oft heiter
gemacht durch den Kontrast eines leuchtenden vero-
neser Grün. Kein ausgesprochenes Gelb in reiner
Fläche, kein leichts.inniges Hellblau und keine launen-
hafte Fliederfarbe — also so wenig Tiepolo und so
wenig Slevogt wie nur irgend denkbar. Aber dennoch
nichts Schweres, keine drückende Erdfarbe, sondern
das Braun in sich so vielfältig moduliert und nüancen-
reich, daß alles durchsichtig und heiter wirkt. Der Cha-
rakter der Improvisation ist bis zum letzten Augenblick
fris.ch erhalten, der Stricli überall lebendig und aus-
drucksvoll, der Kontur geladen mit Spannung und
Schnellkraft, die Gelenke spielend. Immer hält die Mal-
weise die taktvoSle Zwischenstellung zwischen dein
Nicht-mehr-Skizzenhaften und dem Noch-nicht-Ferti-

gen inne. Was niclit ausgedeutet ist ergänzt sich die
anschauende Augenphantasie des Beschauers, leicht und
ohne Irrtum. Sie verweilt nicht zu lange und sieht sich
nicht fest an Einzelheiten. Die Licht- und Schatten-
sphaere, in der diese Figurenwelt lebt, hat von vorn-
herein den für solche Dekoration erwünschten Zauber
von Unwirklichkeit, so, wie die Bildvorstellungen selbs.t
in ihrer ganzen geistigen Art in der Schwebe gehalten
werden zwischen den ernsten Gedankenkreisen wohl-
erwogener Komposition und der Wirkung des schein-
bar zufällig aus dem Nichts Entstandenen. Es s.iud
keine ,,Bilder“, vor denen man iange stehen bleibt und
die man betrachtet wie Gemälde. Es sind schöne Ma-
lereien, vor denen man sitzt und trinkt und fröhlich ist,
Gebilde, die unsere Phantasie anregen uud unseren
schweifenden Blick erfreuen. Gerade, genau, das., was
an solche Stelle gehört. Der Bremer Senat hat eine
glückliche Hand gehabt, als er diesen Künstler zu dieser
Aufgabe berief. Und der Wandmaler Karl Dannemann
hat hier sein Gesellenstück geliefert und den Meister-
brief erworben.

Ein Werk des
Filippino Lippi
von Wilhelm v. Bode
bestätigt

Besitzer:

Galerie Matthiesen
in

Berlin

IDtenet? KunffbtnefN

Das Aus(!eüungsLüefen dev Donau(fadE

Das Wiener Ausstellungswesen weist zur Zeit einen fast durch-
weg retrospektiven Charakter auf. In den meisten Veranstaltungen
ider unterschiedlichen Künstlervereinigungen schlägt vorläufig mit
überraschender Beharrlichkeit die historierende Note durch.

Im Oesterreichischen Museum wurde vom Verein der Wiener
„Museumsfreunde“ eine umfangreiche Schau von Werken der öster-
reichischen Gotik veranstaltet. Als Ergänzung hierzu bietet die

„Nationalbibliothek“ eine Auslese gotischer Buchmalerei, die „Alber-
tina“ eine Uebersicht der gotischen Einblattdrucke. In der „Sezes-
sion“ wird an der Hand gemalter Veduten das Werden und Wachs-
tum des Wiener Stadtbildes gezeigt. Das „Künstlerhaus“ stellte
schon anläßlich der Städtebauausstellung im Rahmen von einschlägi-
gen Beispielen bautechnischer Art, eine Wiener Spezialabteilung zu-
sammen, welche die früheren Stadtpläne in seltenen Handzeichnun-

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