ganzen Auffassung nach A. Bloemärt (also — Zusam-
menhänge mit der Akademie), diesem Proteus der hol-
ländischen Malerei, von dem die charmante „Schäferin“
der Karlsruher Gemälde-Galerie und die geistreich skiz-
zierte „Judith“ des Städel-Institutes stammen. I)ie Fa-
milie Cuyp gehört ihrerseits, wie wir schon ausführten,
m die Orbite Rembrandts. Noch vor kurzem ist uns in
der interessanten Sammlung del Monte in Brüssel das
Bildnis eines Knaben und Mädchen aufgefallen; man
fülilt sich geneigt das Bild dem (J. G.?) Cuyp zuzuschrei-
ben, es wird aber als Karel Fabritius angesprochen.
III.
In diesen kurzen Zeilen wollten wir darauf hinwei-
sen, daß in der Kunstgeschichte der holländischen Male-
rei des 17. Jahrhunderts einige „Verschiebungen“ be-
vorstehen. So im Zusammenhang mit der Umwertung
der Geschichte der gesamten europäischen Malerei von
Caravaggio bis Manet oder, um es anders auszudrücken,
dank den Entdeckungen der letzten Jalire auf dem üe-
biete der italienischen Barockmalerei (Caravaggio, Gen-
tileschi, Saraceni besonders wichtig für die Fiollän-
der). Eine solche Neuorientierung muß also auch eine
innere Umwertung zur Folge haben. Welche Meister,
unsern Erachtens, unter vielen anderen davon berührt
werden, haben wir kurz angedeutet.
Die holländische Malerei — wie die spanische -
ist letztenfalls nur eine Episode. Sie beansprucht noch
größeres Interesse als Teil jenes üanzen, das man die
europäische Tonmalerei nennen könnte.
Französischer Louis XVI.-Schreibtisch von Riesener, abgebildet bei Seymour de Ricci, Der Stil
Louis XVI., Seite 105. Besitzer: Hermann Ball, Berlin
De? Kampf um Romney’s Dauenpot’t^Pot’träh
Oon cten Kunftauktionen tn tondon.
Selten hat der Abschluß der Sommersaison im englischen
Kunsthandel mit einer solchen Sensation geendet wie in diesem
Jahre bei C h r i s t i e s mit dem Verkauf von R o m n e y ’ s Bild-
nis der Frau Davenport: 58 000 Pfd. St. war der Preis. Die Duveens
haben das Bild erworben. Die Beschreibungen des schönen Qe-
mäldes in der Tagespresse, die Neugierde der großen Sammler-
kolonie Englands, wo jeder, der es sich nur leisten kann, irgend-
einer Liebhaberei fröhnt, der Wunsch dabei zu sein, wenn dieser
berühmte Romney verkauft wird, hatten ein Publikum zusammen-
gebracht, die den Austionssaai dermaßen überfüllte, daß die Spät-
kömmlinge zu hunderten draußen standen und nur durch Angestellte
und Bekannte erfuhren, was im Saal vorging. Außer den großen
Händlern war anscheinend halb London — das London der Gesell-
schaft und Künstler — bestrebt, sich Eintritt in den Saal zu ver-
schaffen, wo Herr Hannen, der Seniorinhaber der Firma Christie
Manson u. Woods den Verkauf leitete.
Mit 5000 Guineen verkiindete Herr Hannen den Beginn der
Versteigerung und ein allgemeines „Hurrah“ begrtißte das Er-
scheinen des wundervollen Gemäldes. Alec Martin trieb es auf
9000, Carstairo von der Firma Knoedler auf 20 000 und dann be-
gann, immer in großen Geldabständen, das kurze, atemraubende
Duell zwischen diesen beiden bekannten Händlern. Endlich, als
Martin 58 000 Guineen geboten hatte, stoppte Carstairo ab und der
Hammer gab ersterem den Sieg. Es wurde sofort dann mitgeteilt,
daß Martin iiir die Firma Duveen, die durch ein jiingeres Mitglied
vertreten war, das Bild erstanden hatte. Es wurde Wert darauf-
gelegt, daß die Duveens fiir sich und keinen Klienten die bildschöne
„Frau Davenport“ zu einem Preise erworben haben, der für Eng-
land einen Rekord verkörpert.
Das Gemäfde stammt aus dem Besitze des Sir William Brom-
ley Davenport, der bei der Auktion anwesend war, und wurde von
Romney i. J. 1782/3 gemalt. Romney, in seinen Anspriichen be-
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menhänge mit der Akademie), diesem Proteus der hol-
ländischen Malerei, von dem die charmante „Schäferin“
der Karlsruher Gemälde-Galerie und die geistreich skiz-
zierte „Judith“ des Städel-Institutes stammen. I)ie Fa-
milie Cuyp gehört ihrerseits, wie wir schon ausführten,
m die Orbite Rembrandts. Noch vor kurzem ist uns in
der interessanten Sammlung del Monte in Brüssel das
Bildnis eines Knaben und Mädchen aufgefallen; man
fülilt sich geneigt das Bild dem (J. G.?) Cuyp zuzuschrei-
ben, es wird aber als Karel Fabritius angesprochen.
III.
In diesen kurzen Zeilen wollten wir darauf hinwei-
sen, daß in der Kunstgeschichte der holländischen Male-
rei des 17. Jahrhunderts einige „Verschiebungen“ be-
vorstehen. So im Zusammenhang mit der Umwertung
der Geschichte der gesamten europäischen Malerei von
Caravaggio bis Manet oder, um es anders auszudrücken,
dank den Entdeckungen der letzten Jalire auf dem üe-
biete der italienischen Barockmalerei (Caravaggio, Gen-
tileschi, Saraceni besonders wichtig für die Fiollän-
der). Eine solche Neuorientierung muß also auch eine
innere Umwertung zur Folge haben. Welche Meister,
unsern Erachtens, unter vielen anderen davon berührt
werden, haben wir kurz angedeutet.
Die holländische Malerei — wie die spanische -
ist letztenfalls nur eine Episode. Sie beansprucht noch
größeres Interesse als Teil jenes üanzen, das man die
europäische Tonmalerei nennen könnte.
Französischer Louis XVI.-Schreibtisch von Riesener, abgebildet bei Seymour de Ricci, Der Stil
Louis XVI., Seite 105. Besitzer: Hermann Ball, Berlin
De? Kampf um Romney’s Dauenpot’t^Pot’träh
Oon cten Kunftauktionen tn tondon.
Selten hat der Abschluß der Sommersaison im englischen
Kunsthandel mit einer solchen Sensation geendet wie in diesem
Jahre bei C h r i s t i e s mit dem Verkauf von R o m n e y ’ s Bild-
nis der Frau Davenport: 58 000 Pfd. St. war der Preis. Die Duveens
haben das Bild erworben. Die Beschreibungen des schönen Qe-
mäldes in der Tagespresse, die Neugierde der großen Sammler-
kolonie Englands, wo jeder, der es sich nur leisten kann, irgend-
einer Liebhaberei fröhnt, der Wunsch dabei zu sein, wenn dieser
berühmte Romney verkauft wird, hatten ein Publikum zusammen-
gebracht, die den Austionssaai dermaßen überfüllte, daß die Spät-
kömmlinge zu hunderten draußen standen und nur durch Angestellte
und Bekannte erfuhren, was im Saal vorging. Außer den großen
Händlern war anscheinend halb London — das London der Gesell-
schaft und Künstler — bestrebt, sich Eintritt in den Saal zu ver-
schaffen, wo Herr Hannen, der Seniorinhaber der Firma Christie
Manson u. Woods den Verkauf leitete.
Mit 5000 Guineen verkiindete Herr Hannen den Beginn der
Versteigerung und ein allgemeines „Hurrah“ begrtißte das Er-
scheinen des wundervollen Gemäldes. Alec Martin trieb es auf
9000, Carstairo von der Firma Knoedler auf 20 000 und dann be-
gann, immer in großen Geldabständen, das kurze, atemraubende
Duell zwischen diesen beiden bekannten Händlern. Endlich, als
Martin 58 000 Guineen geboten hatte, stoppte Carstairo ab und der
Hammer gab ersterem den Sieg. Es wurde sofort dann mitgeteilt,
daß Martin iiir die Firma Duveen, die durch ein jiingeres Mitglied
vertreten war, das Bild erstanden hatte. Es wurde Wert darauf-
gelegt, daß die Duveens fiir sich und keinen Klienten die bildschöne
„Frau Davenport“ zu einem Preise erworben haben, der für Eng-
land einen Rekord verkörpert.
Das Gemäfde stammt aus dem Besitze des Sir William Brom-
ley Davenport, der bei der Auktion anwesend war, und wurde von
Romney i. J. 1782/3 gemalt. Romney, in seinen Anspriichen be-
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