Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0220
DOI Heft:
1./2. Januarheft
DOI Artikel:Speyer, Carl: Zwei bisher unbekannte Portraits von Wilhelm Trübner
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0220
3tüei bübet? unbekannte Portcäts üon U3itbetm Tt’übnet?
üon
Cacl Speyet?
Anläßlich der großen Trübner-Ausstellung, die in
B a s e 1 soeben eröffnet wurde, dürfte der nachstehende
Aufsatz besonderem Interesse begegnen.
~^as kurpfälzische Museum in Heidelberg, das eine
reichhaltige Sammlung von Gemälden birgt, die
nicht allein auf Heidelberg und die Kurpfalz, auf Perso-
nen aus der Geschichte von Stadt und Land Bezug naben,
sondern auch das Schaffen Heidelberger Künstler dar-
stellen, erwarb vor kurzem u. a. zwei bisher unbe-
Trübner, Selbstbildnis, 1872
Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg
kannte Bildnisse aus der Frühzeit Wilhelm Trübneis,
die es wert sind, der deutschen Kunstwelt bekännt-
Remacht zu werden.
In erster Linie ist ein Selbstbildnis Irübners zu ei-
wähnen, das im September 1872 in Rom entstanden ist.
^it dem anderen angekauften Porträt befand es sich in
stark verwahrlostem Zustande, und seine zufällige Ent-
deckung bedeutet einen Glücksfund. Denn man kann es
]1iit Recht für das bedeutendste der vielen Selbstpoitiäts
e]klären, die im Laufe der Jahre 1872 und 1873 entstan-
den sind. Das Bild ist signiert: W. Trübner 9. 71. I iüb-
ner war im Jahre 1872 auf Veranlassung Leibls, den er
2ufällig auf der Straße durch einen gemeinsamen Fieund
kennen gelernt hatte, aus der Münchener Akademie, wo
er Schüler von Wilhelm Diez gewesen war, ausgetreten
und stand seit dieser Zeit dem Leiblkreis, also Thoma,
Alt, Sperl, Sattler, Carl Schuch und Albert Lang nahe.
Besonders an die beiden Letztgenannten schloß er sich
enger an, und wenn in dem neuen Bild der Heidelberger
Sammlung eines anderen Künstlers Einfluß zu verspüren
ist, so ist es der von Carl Schuch. Mit ihm und Albert
Lang verbrachte Trübner den Sonnner 1872 in Bernried
am Starnberger See, wohin auch Leibl kam. Im Herbst
Trübner, „Der Turnermai“, 18/1
Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg
1872 zog Trübner nach Rom und im September entstand
dort das Selbstbildnis.
Es ist vor allem die Kontrastierung von Hell und
Dunkel, die den Beschauer fesselt und dem Bild den
Charakter höchster Meisterschaft verleiht.
Unter einem schwarzen Schlapphut schaut das bart-
lose Gesicht des jungen Trübner mit einer Miene spötti-
scher Gleichgültigkeit jungenhaft aus dem Bilde heraus.
Hell beleuchtet ist die linke Stirn und zwei Drittel der
rechten Gesichtshälfte. Aus der dunklen Kleidung hebt
sich das Weiß von Kragen und Hemdausschnitt ab.
Diesem Bild gegenüber hat das zweite Porträt, das
ein Jahr vorher, im Juni 1871 in Heidelberg entstanden
197
üon
Cacl Speyet?
Anläßlich der großen Trübner-Ausstellung, die in
B a s e 1 soeben eröffnet wurde, dürfte der nachstehende
Aufsatz besonderem Interesse begegnen.
~^as kurpfälzische Museum in Heidelberg, das eine
reichhaltige Sammlung von Gemälden birgt, die
nicht allein auf Heidelberg und die Kurpfalz, auf Perso-
nen aus der Geschichte von Stadt und Land Bezug naben,
sondern auch das Schaffen Heidelberger Künstler dar-
stellen, erwarb vor kurzem u. a. zwei bisher unbe-
Trübner, Selbstbildnis, 1872
Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg
kannte Bildnisse aus der Frühzeit Wilhelm Trübneis,
die es wert sind, der deutschen Kunstwelt bekännt-
Remacht zu werden.
In erster Linie ist ein Selbstbildnis Irübners zu ei-
wähnen, das im September 1872 in Rom entstanden ist.
^it dem anderen angekauften Porträt befand es sich in
stark verwahrlostem Zustande, und seine zufällige Ent-
deckung bedeutet einen Glücksfund. Denn man kann es
]1iit Recht für das bedeutendste der vielen Selbstpoitiäts
e]klären, die im Laufe der Jahre 1872 und 1873 entstan-
den sind. Das Bild ist signiert: W. Trübner 9. 71. I iüb-
ner war im Jahre 1872 auf Veranlassung Leibls, den er
2ufällig auf der Straße durch einen gemeinsamen Fieund
kennen gelernt hatte, aus der Münchener Akademie, wo
er Schüler von Wilhelm Diez gewesen war, ausgetreten
und stand seit dieser Zeit dem Leiblkreis, also Thoma,
Alt, Sperl, Sattler, Carl Schuch und Albert Lang nahe.
Besonders an die beiden Letztgenannten schloß er sich
enger an, und wenn in dem neuen Bild der Heidelberger
Sammlung eines anderen Künstlers Einfluß zu verspüren
ist, so ist es der von Carl Schuch. Mit ihm und Albert
Lang verbrachte Trübner den Sonnner 1872 in Bernried
am Starnberger See, wohin auch Leibl kam. Im Herbst
Trübner, „Der Turnermai“, 18/1
Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg
1872 zog Trübner nach Rom und im September entstand
dort das Selbstbildnis.
Es ist vor allem die Kontrastierung von Hell und
Dunkel, die den Beschauer fesselt und dem Bild den
Charakter höchster Meisterschaft verleiht.
Unter einem schwarzen Schlapphut schaut das bart-
lose Gesicht des jungen Trübner mit einer Miene spötti-
scher Gleichgültigkeit jungenhaft aus dem Bilde heraus.
Hell beleuchtet ist die linke Stirn und zwei Drittel der
rechten Gesichtshälfte. Aus der dunklen Kleidung hebt
sich das Weiß von Kragen und Hemdausschnitt ab.
Diesem Bild gegenüber hat das zweite Porträt, das
ein Jahr vorher, im Juni 1871 in Heidelberg entstanden
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