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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1./2. Juniheft
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Bode, Wilhelm von: Verzeichnis der Schriften Friedländers
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0444

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Zum sechzigsten Geburtstage von Max J. Fried-
länder wird im Verlag von Walter de Gruyter & Co. in
Berlin ein von Leo Blumenreich zusammengestelltes Ver-
zeichnis der Schriften Max J. Friedländers erscheinen,
fiir das Wilhelm von Bode ein Vorwort geschrieben hat.
Das Verzeichnis zählt die bis Ende 1926 erschienenen
Schriften des gefeierten Kunstforschers auf, und zwar
zunächst chronologisch und dann thematisch. Es ist
eine anßerordentlich verdienstliche Arbeit, die nicht nur
für den Knnsthistoriker, sondern auch für jeden Sammler
und Kunsthändler von Wert scheint. Der Kunstwanderer
ist in der Lage, aus dem Geburtstagsgruß Wilhelm
von Bodes fiir seinen „verehrten Kollegen und Freund“
Max J. Friedländer die nachstehenden Stellen zu ver-
öffentlichen:

1—1 eute, wo Sie, verehrter Herr Geheimrat, das
* * sechzigste Jahr vollenden, gedenke ich vor
allem der treuen, aufopfernden Beihilfe, die Sie mir
durch fast drei Jahrzehnte im Aufbau, in der Ordnung;
und wissenschaftlichen Bearbeitung- der Gemäldegalerie
geleistet haben und noch leisten. Ihre Mitwirkung war
rnir um so notwendiger und konnte unserer Galerie um
so mehr zustatten kommen, als ich gerade kurz vor
Ihrem Dienstantritt schwer erkrankt war und seither
wiederholt durcli Rückfälle behindert worden bin. So
war es bei dem Umzug aus dem Alten Museum in das
eben vollendete Kaiser-Friedrich-Museum, ebenso wie
bei auderen wichtigen Aufgaben, z. B. bei dem Angebot
des Altarbildes mit der Anbetung der Hirten von Hugo
van der Goes und später bei jenem mit der Anbetung
der Könige, dem Ankauf des Greisenporträts vom Mei-
ster Flemalle u. a. m.

Wie ich mit Ihnen von vornherein darin einig war,
daß bei den Erwerbungen für die Galerie Rücksicht auf
die Qualität der Bilder Hand in Hand gehen müss.e mit
mögl'ichster Vollständigkeit in der Vertretung der ein-
zelnen Zeiten und Schulen, so sind wir auch gleichmäßig
bestrebt gewesen, unsere Tätigkeit für den Ausbau der
Galerie sowie unsere Reisen und Studien dafiir zur För-
derung der Kunstwissenschaft zu verwerten. Jeder
nach seiner besonderen Veranlagung und Neigung; denn
wenn aucli ein Sammlungsleiter eine allgemeine Ueber-
siclit über alle Meister und Schulen s.einer Abteilung
haben soll, so ist docli bei dem hcutigen Stande der Wis-
senschaft eine wirklich erfolgreiche, tiefgründige For-
schung nur möglich bei Beschränkung auf bestimmte
Epochen und Länder. Das. kommt zugleich jeder Samm-
lung zugute, deren Mittel eine wesentliche Vermehrung
gestatten und die dafür verschiedene wissenschaftliche
Beamte beschäftigen kann. Wir haben daher seit lan-
£en Jahren als Mitarbeitcr in unserer Galerie Spezia-
^isten gesucht, die sich in ihren Kenntnissen crgänzen
konnten. Davon hat einerseits die Sammlung Nutzeu
keliabt, andererseits aber haben diese Kollegen dabei

ihre wissenschaftlichen Spezialarbeiten vertiefen und
erweitern können. Für die primitiven Niederländer und
Deutschen hatte Ludwig Scheibler als ers.ter an unserer
Galerie gearbeitet. Ihm hatte sich Hugo von Tschudi
für die frühen Niederländer angeschlossen. Die vlämi-
schen Meister, insbesondere der reiferen Jahrhunderte,
hat der leider zu früh vestorbene Kustos der Galerie
Rudolf Oldenbourg bearbeitet, dessen Nachfolger Her-
mann Voss sich die Erforschung der italienischen Spät-
renaissance- und Barockmalerei zur Aufgabe ge-
stellt hat.

Wie alle diese Kollegen, jeder in seinem Gebiet,
bahnbrechend gewirkt und in zahlreichen Einzelstudien
vorbereitend und dann zusammenfassend für Jahr-
zehnte abschließende Werke geschaffen haben, so ist
von Ihnen, verehrter Herr Kollege, die niederländische
und deutsche Malerei des. 15. und 16. Jahrhunderts nach
den verschiedensten Richtungen in so ausgiebiger und
griindlicher Weise behandelt worden wie von keinem
vor oder neben Ihnen. Sie schlossen sich in Ihren
Studien anfänglich eng an Scheibler an und befreun-
deten sich mit unserem Kollegen Tschudi. An der Ge-
wissenhaftigkeit dieser beiden sonst so verschiedenen
Persönlichkeiten bildeten Sie sich und sehen in ihnen
noch heute dankbar Ihre Lehrer. Als. Dritten — und
vielleicht Einflußreichsten — möchte ich in diesem Zu-
sammenhange Friedrich Lippmann nennen, dessen Ge-
hilfe am Kupferstichkabinett Sie lange waren und
dessen verdienstvoller Nachfolger Sie gexvorden sind.
Wie Sie durch ihn in Ihrer Vorliebe für die Primitiven
bestärkt wurden, s.o regte er Sie auch an zur Vertiefung
in das Technische der Behandlung der Zeichnungen und
graphischen Blätter und weihte Sie ein in die Museums-
praxis, in der er selber ein erfahrener Meister war.
indem Sie mit ihm und für ihn an Katalogen und Hand-
büchern arbeiteten, haben Sie zugleich ein gut Teil sei-
nes außerordentlichen Wis.sens in sich aufgenommen,
insbesondere aber die Akribie bei der Beurteilung der
Kuustwerke. Da Sie hiermit jene Beharrlichkeit ver-
banden, die der nervösen Natur Lippmanns versagt war,
so konnten Sie auch das Kupferstichkabinett nicht nur
in der Katalogisierung und Aufstellung wesentlich be-
reichern, obgleich sich Ilinen die großen Chancen Ihres
Vorgängers nicht mehr boten.“

Bode spricht im folgenden von dem vorliegenden
Verzeichnis, das die bedeutenden Publikationen Fried-
länders vorführt und erwähnt, „als eigentlichen Gipfel-
punkt dieser reichen wis.senschaftlichen Tätigkeit“, die
„auf 12 Bände bereclmete große Sammlung von
Charakteristiken und kritischen Katalogen des Oeuvres
der altniederländischen Meister bis zu Pieter Bruegel.

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