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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI issue:
1./2. Februarheft
DOI article:
Winkler, Friedrich: Die flämisch-belgische Ausstellung in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0248

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/V/lit der Ausstellung der Royal Academy, dem wich-

* tigsten Ereignis im Londoner Kunstleben dieses
Winters, setzt die Veranstalterin, die englisch-belgische
Union, die Reihe der großen historischen Kunstausstel-
lungen fort, die uns die Nachkriegszeit erfreulich häufig
beschert hat. Die Deutschen haben allerdings im Drange
der Zeit nicht immer Gewinn davon gehabt. Wer weiß
etwas von der Florentiner Barockausstellung, von der
großen niederländischen im Jeu de Paume in Paris und
von der entsprechenden in Bern? Es waren dies alles
Ausstellungen, die der denkwürdigen Jahrtausend-
ausstellung iri Köln in ihrer Art ebenbiirtig waren. Nun,
der Deutsche kann ihre Nichtkenntnis am ehesten ver-
schmerzen,- da er in der Kenntnis der Kunst anderer
Völker entschieden seinen Nachbarn voraus ist. Nur
barf er nicht länger zögern, an derlei Veranstaltungen
mitwirkend oder lernend teilzunehmen, er kommt sonst
ins Hintertreffen.

Die Ausstellung, die die Malerei des 15. bis 17. Jahr-
bunderts sowie des 19. Jahrhunderts umfaßte — die
Ulastik ist recht diirftig vertreten — gehört zu den um-
langreichsten ihrer Art. (Auch der Besuch ist enorm
und erinnert an die Popularität der Jahrtausend-Aus-
stellung.) Einschließlich der Zeichnungen sind allein
bber 500 Werke alter Kunst ausgestellt. Wer die Lon-
Voner und belgischen Leihausstellungen der Vorkriegs-
Zeit besucht hat, die in Abständen von drei bis fünf Jah-
Ten stattfanden, wird nattirlich nicht aullzuviele bedeu-
Unde Stücke entdecken, die noch unbekannt sind, ob-
V'leich derartige Ausstellungen von Sammlern und Händ-

lern gern benutzt werden, um unauftällig vor die Oeffent-
lichkeit zu treten. Wir sind früher durch Bode, Tschudi,
Friedländer und andere so vorziiglich iiber diese Veran-
staltungen unterrichtet worden, daß bei uns der aus-
ländische Kunstbesitz besser kritisch bewertet worden
ist als an Ort und Stelle, und es hieße Eulen nach Athen
tragen, wollte man die bekannten Meisterwerke wiirdi-
gen, mit denen die Ausstellung geziert ist. Nur das
Neue und selten Gezeigte sei kurz erwähnt.

Die voreyckische Malerei in Belgien war ausge-
zeichnet durch das Hauptwerk vertreten, e i n vor kur-
zem erst „entdecktes“ — wenn man so sagen darf*) —
J ii n g s t e s G e r i c h t a u s D i e s t. Die belgische
Regierung hat es soeben erworben. Malerische Kultur
und unabhängige Gestaltung des Gegenstandes zeigt es
schon im Keime. Die überaus große Tafel kommt hoffent-
lich nach Antwerpen, wo sie hingehört.

Die vier v a n E y c k s sind allesamt bekannt,
auch die vier P e t r u s C h r i s t u s , die bis auf einen
noch nicht ausgestellt waren. Zwei von ihnen kommen
aus dem Berliner Handel und waren hier aus der Taufe
gehoben worden: die Anbetung der Sammlung Gold-
man-Newyork und der Hieronym-us aus dem Museum in
Detroit. Mit diesem Bild, das zu den besten Arbeiten
des Künstlers zählt (ähnlich unserer Burleighouse Ma-
donna), wetteiferte das prachtvoll schlichte Bildnis eines
Karthäuser, das aus Mallorca stammt. Der Schwerpunkt

*) Es stand schon immer im Bädeker als Werk der Kölnischen
Sclmle, ist aber nie beachtet worden.

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