biichern. Auch sind Miinzen und Medaillen in einer nicht leicht zu
erreichenden Vollständigkeit vorgeführt worden. Die Abteilung
„Kunst“ ist nur mit wenigen, dafiir aber wirklich maßgebenden
Objekten vertreten: Architekturentwürfe für Versailles, Bildnis-
biisten von Coisevox aus der Bibliothek St. Geneviere, Zeichnun-
gen von Poussin und Claude Lorrain, Stiche von Jacques Callot,
Abr. Bosse, Nanteuil, Le Pautre u. a.
Ein mit großer Sorgfalt zusammengestellter Katalog ist dazu
angetan, den Besucher in der Menge der verschiedenartigen Objekte
zu orientieren. Wie aus dem Vorwort zu ersehen ist, wußte der
jetzige Direktor P. Roland-Marcel verschiedcne auswärts stehende
Kräfte fiir das Unternehmen der Nationalbibliothek zu interessie-
Blanker Feldharnisch mit Helm. 1620/30
Auktion bei Rud. Lepke, Berlin
ren, una nur auf diese Weise konnte ein so glänzendes Resultat
erreicht werden. Dies verdient besonders hervorgehoben zu
werden, da die iibrigen staatlichen Kunstinstitute, mit dem Louvre
an der Spitze, noch immer aus dem schon Jahrzelmte dauernden
Dornröschenschlaf nicht erwachen wollen.
Dtc Abtüandct’ung nacb Atnct’ika.
L o n d o n , Ende März.
Nach Amerika wurde Ende März das in einem nordenglischen
Gutshaus in der Dachrumpelkammer vor vier Wochen entdeckte
herrliche Gemälde der Heiligen Familie von C o r r e g i o abge-
sandt, das die Jahreszahl 1533 trägt. Vor zweihundert Jahren be-
fand sicli das Gemälde in der Kathedrale von Durham und ist bei
der damaligen Renovierung des Miinsters zum alten Eisen gewor-
fen worden. Das Bild wurde von der Besitzerin einer Londoner
Kunstgalerie in einem Gutshaus unweit Durhams aufgespürt. Auf
einer Einkaufsreise wurde ihr erzählt, auf dem Gute befänden sich
antike Möbel und bei einer Durchsuchung der Bodenräume ka-rn
auch der Corregio zum Vorschein, der seit der Jugend des Guts-
besitzers oben steckte und den die Kunstsucherin zuerst für eine
Kopie hielt. Die Reinigung aber fördertc Corregios Signatur zum
Vorschein, worauf führende Kenner die Echtheit des Bildes fest-
stellten. Es hat zwei Gegenstiicke, eins in Dresden und das andere
in Parma. Der Verkaufspreis nach Amerika soll 8000 Pf. St.
betragen.
Beim Betrachten der englischen Stiicke im Rahmen der e n g -
lisch-belgischen Ausstellung in London warf wohl jeder
die Frage auf, wieviele nach dieser Schausstellung im Lande ver-
bleiben wiirden. Kaum sind die Tore geschlossen, so kommt schon
die leider verbiirgte Nachriclit, daß Lord Northbrook zwei der
van Dycks nebst je einem Metsu, Jan Steen und
C r i v e 11 i fiir rund zwei Millionen Mark nacli Amerika verkauft
liabe. Die beriihmte Northbrook-Kollektion ist hauptsächlich das
Blanker Feldharnisch mit Helm. Um 1620
Auktion bei Rud. Lepke, Berlin
Werk des 1873 verstorbenen Bankiers Baring, dessen Bruder den
Pairstitel erhielt und der seinem Neffen, dem jetzt fast 80jährigen
Lord Northbrook, die Sammlung hinterließ. Van Dycks „Königin
Henrietta Maria mit dem Zwerge Sir Geoffry Hudson“ und das
Porträt des Lord Newport, beides Gemälde in Lebensgröße, zählen
zu seinen besten und bekanntesten Werken. Der Jan Steen ist das
Selbstporträt des Malers als Gastwirt, auf dem Stuhle sitzend mit
der Laute. Metsus ,,Der Eindringling“ stellt einen Kavalier dar,
den die Zofe daran hindert, in den Ankleideraum zweier schöneii
Holländerinnen einzubrechen. Carlo Crivellis „Madonna mit dem
Kinde“ ist eins der besterhaltenen Tempera-Bilder.
S. B.
* *
*
Einundzwanzigtausend Mark sind bei H a r r o d s , London,
ftir ein paar chinesische Biicherschränke in rotem Lack mit schwarz-
goldenen Verzierungen, die Lord Lathom versteigern ließ, bezahlt
worden. Eine chinesische Vitrine, Periode Kliang-hsi, brachte 260
Guineen, 9 Armstühle, Stil Friih-Chippendale, kosteten 12 000 Mark.
Fiir eine Erühausgabe von Goldsmiths „Pfarrer von Wake-
field“ vom Jahre 1766 zahlte Spencer bei Sothebys 8400 Mark
und fiir Keats „Endymion“ vom Jahre 1818 2000,— Mark. Maygs
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erreichenden Vollständigkeit vorgeführt worden. Die Abteilung
„Kunst“ ist nur mit wenigen, dafiir aber wirklich maßgebenden
Objekten vertreten: Architekturentwürfe für Versailles, Bildnis-
biisten von Coisevox aus der Bibliothek St. Geneviere, Zeichnun-
gen von Poussin und Claude Lorrain, Stiche von Jacques Callot,
Abr. Bosse, Nanteuil, Le Pautre u. a.
Ein mit großer Sorgfalt zusammengestellter Katalog ist dazu
angetan, den Besucher in der Menge der verschiedenartigen Objekte
zu orientieren. Wie aus dem Vorwort zu ersehen ist, wußte der
jetzige Direktor P. Roland-Marcel verschiedcne auswärts stehende
Kräfte fiir das Unternehmen der Nationalbibliothek zu interessie-
Blanker Feldharnisch mit Helm. 1620/30
Auktion bei Rud. Lepke, Berlin
ren, una nur auf diese Weise konnte ein so glänzendes Resultat
erreicht werden. Dies verdient besonders hervorgehoben zu
werden, da die iibrigen staatlichen Kunstinstitute, mit dem Louvre
an der Spitze, noch immer aus dem schon Jahrzelmte dauernden
Dornröschenschlaf nicht erwachen wollen.
Dtc Abtüandct’ung nacb Atnct’ika.
L o n d o n , Ende März.
Nach Amerika wurde Ende März das in einem nordenglischen
Gutshaus in der Dachrumpelkammer vor vier Wochen entdeckte
herrliche Gemälde der Heiligen Familie von C o r r e g i o abge-
sandt, das die Jahreszahl 1533 trägt. Vor zweihundert Jahren be-
fand sicli das Gemälde in der Kathedrale von Durham und ist bei
der damaligen Renovierung des Miinsters zum alten Eisen gewor-
fen worden. Das Bild wurde von der Besitzerin einer Londoner
Kunstgalerie in einem Gutshaus unweit Durhams aufgespürt. Auf
einer Einkaufsreise wurde ihr erzählt, auf dem Gute befänden sich
antike Möbel und bei einer Durchsuchung der Bodenräume ka-rn
auch der Corregio zum Vorschein, der seit der Jugend des Guts-
besitzers oben steckte und den die Kunstsucherin zuerst für eine
Kopie hielt. Die Reinigung aber fördertc Corregios Signatur zum
Vorschein, worauf führende Kenner die Echtheit des Bildes fest-
stellten. Es hat zwei Gegenstiicke, eins in Dresden und das andere
in Parma. Der Verkaufspreis nach Amerika soll 8000 Pf. St.
betragen.
Beim Betrachten der englischen Stiicke im Rahmen der e n g -
lisch-belgischen Ausstellung in London warf wohl jeder
die Frage auf, wieviele nach dieser Schausstellung im Lande ver-
bleiben wiirden. Kaum sind die Tore geschlossen, so kommt schon
die leider verbiirgte Nachriclit, daß Lord Northbrook zwei der
van Dycks nebst je einem Metsu, Jan Steen und
C r i v e 11 i fiir rund zwei Millionen Mark nacli Amerika verkauft
liabe. Die beriihmte Northbrook-Kollektion ist hauptsächlich das
Blanker Feldharnisch mit Helm. Um 1620
Auktion bei Rud. Lepke, Berlin
Werk des 1873 verstorbenen Bankiers Baring, dessen Bruder den
Pairstitel erhielt und der seinem Neffen, dem jetzt fast 80jährigen
Lord Northbrook, die Sammlung hinterließ. Van Dycks „Königin
Henrietta Maria mit dem Zwerge Sir Geoffry Hudson“ und das
Porträt des Lord Newport, beides Gemälde in Lebensgröße, zählen
zu seinen besten und bekanntesten Werken. Der Jan Steen ist das
Selbstporträt des Malers als Gastwirt, auf dem Stuhle sitzend mit
der Laute. Metsus ,,Der Eindringling“ stellt einen Kavalier dar,
den die Zofe daran hindert, in den Ankleideraum zweier schöneii
Holländerinnen einzubrechen. Carlo Crivellis „Madonna mit dem
Kinde“ ist eins der besterhaltenen Tempera-Bilder.
S. B.
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Einundzwanzigtausend Mark sind bei H a r r o d s , London,
ftir ein paar chinesische Biicherschränke in rotem Lack mit schwarz-
goldenen Verzierungen, die Lord Lathom versteigern ließ, bezahlt
worden. Eine chinesische Vitrine, Periode Kliang-hsi, brachte 260
Guineen, 9 Armstühle, Stil Friih-Chippendale, kosteten 12 000 Mark.
Fiir eine Erühausgabe von Goldsmiths „Pfarrer von Wake-
field“ vom Jahre 1766 zahlte Spencer bei Sothebys 8400 Mark
und fiir Keats „Endymion“ vom Jahre 1818 2000,— Mark. Maygs
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