Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0409
DOI Heft:
1./2. Maiheft
DOI Artikel:Loewental, Artur Imanuel: Von antiken Juwelen
DOI Artikel:Krasnopolski, Paul: Mathias Sonnberger: ein unbekannter Künstler des Böhmerwaldes
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das gehenkelte Lebenskreuz, das Osirisauffe der Horus-
sperber, Gürtelknoten usw.; teils aus Gold ciseliert, teils
aus Glaspaste geformt, immer mehr aber ganz aus einem
Stück edlen Gesteins geschnitten. Die Glyptik verarbeitet
jetzt fast alle Halbedelsteine, vor allem den Liebling der
Aegypter, den dunkelblauen Lasurstein, dann Karneol
und seine Abarten, den Türkis, den Achat, den roten und
grünen Jaspis, den Amethyst, den grünen Feldspat, den
Malachit, das Smaragdplasma und den ägyptischen
Smaragd. Mit souveräner Sicherheit bearbeitet der
Edeisteinschneider diese so harte und schwierige
Materie. Ganze Rundfigürchen von Schakal-, Sperber-
und Löwenköpfigen Göttern, Tierfigürchen wie Frösche,
Katzen, Stiere, Füchse, Affen, Faiken werden mit einer
nie wieder übertroffenen Naturwahrheit und Charakte-
ristik aus diesem edlen Gestein geschnitten, um dann
durchbohrt oder an goldenen Oesen ais Schutz- und
Glücksbringende Talismane getragen zu werden.
Natürlich sind bei all diesen Schmucksachen auch
Abstufungen ihrer Kostbarkeit zu erkennen, denn die
Grabstätten der Großen des Reiches und gar die der
Könige bargen wertvollere Kleinodien, als die der ande-
ren, aber dies ist nur in dem Sinne zu verstehen, daß der
Unterschied bei gleichem verwendeten Material in sorg-
fältigerer und vor allem künstlerischer Arbeit und
Qualität liegt.
Das also sind in großen Zügen die Juwelen und
Kleinodien, die wir aus allen bisherigen Grabfunden
kennen, und Ueberraschungen können die aus den
Mumienumwickelungen Tutenkamens ans Licht gebrach-
ten 17 Schichten von Juwelen nur durch ihren exquisiten
künstlerischen Geschmack und durch die Feinheit der
Arbeit bringen.
Kohinoore Cullnians oder Riesenperlen sollten unse-
rer Zivilisation vorbehalten bleiben. Tutankamens Grab
enthält nur kunstvollendete Kostbarkeiten.
Erich Tlium, Menschen in der Landschaft Ausstellung in der Galerie Rudolf Wiltschek in Berlin
]Matt)ias Sonnbecger
6in unbekanntcc KCinßtcr dcs BöbmccLoaidcs
oon
Paut Kcafnopolfki
|-cei Hohenfurt im südlichen Böhmerwald ist die Mol-
dau noch jung. Bedächtig wie die Menschen, die
sie auf ihrem Wege vom Westen her trifft, und mancli-
mal aufbrausend wie diese, wandert s.ie dahin mit dem
festen Tritte Eines, der frühzeitig arbeiten gelernt hat
und im Dienste von Fabriken und Elektrizitätswerk
seine Kraft beweist. Bevor sie zum Zisterzienserstift
kommt, muß sie sich durch eine enge Schlucht winden.
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sperber, Gürtelknoten usw.; teils aus Gold ciseliert, teils
aus Glaspaste geformt, immer mehr aber ganz aus einem
Stück edlen Gesteins geschnitten. Die Glyptik verarbeitet
jetzt fast alle Halbedelsteine, vor allem den Liebling der
Aegypter, den dunkelblauen Lasurstein, dann Karneol
und seine Abarten, den Türkis, den Achat, den roten und
grünen Jaspis, den Amethyst, den grünen Feldspat, den
Malachit, das Smaragdplasma und den ägyptischen
Smaragd. Mit souveräner Sicherheit bearbeitet der
Edeisteinschneider diese so harte und schwierige
Materie. Ganze Rundfigürchen von Schakal-, Sperber-
und Löwenköpfigen Göttern, Tierfigürchen wie Frösche,
Katzen, Stiere, Füchse, Affen, Faiken werden mit einer
nie wieder übertroffenen Naturwahrheit und Charakte-
ristik aus diesem edlen Gestein geschnitten, um dann
durchbohrt oder an goldenen Oesen ais Schutz- und
Glücksbringende Talismane getragen zu werden.
Natürlich sind bei all diesen Schmucksachen auch
Abstufungen ihrer Kostbarkeit zu erkennen, denn die
Grabstätten der Großen des Reiches und gar die der
Könige bargen wertvollere Kleinodien, als die der ande-
ren, aber dies ist nur in dem Sinne zu verstehen, daß der
Unterschied bei gleichem verwendeten Material in sorg-
fältigerer und vor allem künstlerischer Arbeit und
Qualität liegt.
Das also sind in großen Zügen die Juwelen und
Kleinodien, die wir aus allen bisherigen Grabfunden
kennen, und Ueberraschungen können die aus den
Mumienumwickelungen Tutenkamens ans Licht gebrach-
ten 17 Schichten von Juwelen nur durch ihren exquisiten
künstlerischen Geschmack und durch die Feinheit der
Arbeit bringen.
Kohinoore Cullnians oder Riesenperlen sollten unse-
rer Zivilisation vorbehalten bleiben. Tutankamens Grab
enthält nur kunstvollendete Kostbarkeiten.
Erich Tlium, Menschen in der Landschaft Ausstellung in der Galerie Rudolf Wiltschek in Berlin
]Matt)ias Sonnbecger
6in unbekanntcc KCinßtcr dcs BöbmccLoaidcs
oon
Paut Kcafnopolfki
|-cei Hohenfurt im südlichen Böhmerwald ist die Mol-
dau noch jung. Bedächtig wie die Menschen, die
sie auf ihrem Wege vom Westen her trifft, und mancli-
mal aufbrausend wie diese, wandert s.ie dahin mit dem
festen Tritte Eines, der frühzeitig arbeiten gelernt hat
und im Dienste von Fabriken und Elektrizitätswerk
seine Kraft beweist. Bevor sie zum Zisterzienserstift
kommt, muß sie sich durch eine enge Schlucht winden.
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