bare) an erster Stelle seiner Beschreibung der edlen
Steine anführt; aber auch dem Römer scheint der Dia-
mant mehr eine durch seine Seltenheit und Härte be-
wundernswerte Rarität, als ein Juwel im Sinne unserer
Zeit zu sein, und wenn wir all die unzähligen Schmuck-
sachen, die die exakten Ausgrabungen der letzten 100
Jahre in Griechenland und Italien zu Tage gefördert
liaben, durchforschen, so werden wir doch kaum eine
Spur von der Verwendung des Diamanten finden, wohl
aber vielfach den Beweis dafür, daß man sich seiner,
d. h. seiner Splitter, ob ihrer Härte zur künstlerischen
Bearbeitung anderer Edelsteine bediente, und hier sind
wir an dem Angelpunkt. Was dem Menschen der frühen
Antike und namentlich dem alten Aegypter als Juwel
galt, war etwas ganz anderes als das, was unsere Zeit
als solche schätzt und wertet.
Der antike Mensch maß den Steinen eine Reihe von
magischen, okkulten Kräften und Eigenschaften bei, von
denen wir uns heute kaum annäherungsweise eine Vor-
stellung machen können. Er sah in ihnen Symbole der
Gottheit, Schutz und Heilmittel gegen dämonische Kräfte
und Krankheiten, Talismane, denen er im Leben und im
Tode vertraute und die künstlerische Kultur, die er im
Gegensatz zu unserer aufs Materielle gerichteten Zivi-
lisation besaß, wollte aucli nur die künstlerische Gestal-
tung der edlen Materie dulden. Ihre Härte war keine
unüberwindlichc Schwierigkeit für ihn und besonders
fiir das Volk der Aegypter, den Steinbezwingern par
excellence. Die Bewohner des Niltales waren seit
grauesten Vorzeiten Meister in der Bearbeitung der här-
testen Gesteine. Die Wissenschaft nimmt zwar heute
allgemein an, daß die Kunst der Glyptik, d. h. Kunst,
harte Steine mit Hilfe des Rades, d. h. eines rotieren-
den Werkzeuges von Bohr- und Schleifwirkung zu gra-
vieren und zu bearbeiten, in Mesopotamien erfunden und
von dort aus verbreitet wurde, aber die neuesten Aus-
grabungen in Aegypten ergaben, daß schon in vor-
dynastischer, ja richtiger, prähistorischer Zeit die Kunst
härteste Gesteinsarten zu schleifen und kunstvoll zu for-
men, so entwickelt war, daß Bracclets, Schalen, ja dünn-
wandige Becher und Vasen aus Flint, durchscheinendem
Diorit und Porphyr von bewundernswertester Feinheit
und künstlerischem Formgefühl hergestellt werden
konnten, und schon die Gräberfunde der frühesten histo-
rischen Zeit weisen eine Ftille von kunstvollst bearbei-
teten Schmuckstücken aus edlem Gestein aller Arten
auf. Mehr als allen anderen Völkern war es den Aegyp-
tern heilige Pflicht für das Grab, oder besser gesagt für
das Leben nach dem Tode zu sorgen; was den Menschen
hn Leben umgab, womit er sich beschäftigte, freute,
schmückte, sollte ihn auch im jenseitigen Dasein um-
geben. Seine Arbeitsgeräte, seine Waffen und seine
Persönlichen Schmucksachen wurden dem Toten mit-
Segeben, und diesem heiligen Brauch verdanken wir
eine vollkommene Anschaulichkeit seines Lebens und
breibens und seiner Schmuckanschauungen. Die
Museen von Kairo, Alexandrien, Neapel, Rom, Turin,
Paris, Berlin, Wien, London, New York weisen eine
sinnverwirrende Fülle von Schmuckgegenständen aller
Arten auf. So mannigfaltig aber auch ihre Formen und
ihr Material sein mögen, ein charakteristisches Merk-
mal zeichnet sie alle aus und unterscheidet sie fundamen-
tal von der Hauptmasse des heutigen Schmuckes. Nie
dominiert die Kostbarkeit der Materie über die ästhe-
tisch künstlerische Form und Arbeit. Bei unserem
modernen Schmuck hingegen läßt sich überall die ent-
gegengesetzte Tendenz beobachten, Häufung, Ueber-
ladung mit kostbarster Materie, von künstlerischer
Bearbeitung keine Spur, höchstens technisch raffiniertes
Handwerk meistens jedoch nur leblose Maschinenarbeit.
Betrachten wir nun die Kostbarkeiten, die der Agyp-
ter seinen Toten ins Grab mitgab und das Material aus
dem sie gearbeitet sind. Schon in den ältesten Nekro-
polen finden wir überaus fein und kunstvollst gearbeitete
Arm- und Halsbänder, die aus miteinander abwechseln-
den Plättchen von fein ciseliertem Golde, Türkisen und
Karneolen bestehen, kleine Tierfiguren, Löwen, Affen,
Fische aus Bergkristall und Amethyst geschnitten, die
als Anhänger getragen wurden. Schnüre mit bewun-
dernswert fein in Goid ciselierten Blüten, abwechselnd
mit runden oder länglich geschliffenen Perlen aus Kar-
neol, Amethyst und hellblauem Glase. Hier wäre auch
zu bemerken, daß das Glas im frühen Alterum als kost-
bar.es und künstlerisches Material dem edlen Gestein
gleich geschätzt und bearbeitet wurde, es war ja noch
den Griechen der Ubocx’j~rr der gegossene Edelstein,
und wurde wie dieser gescliliffen und poliert. Noch
reicheren Schmuck wiesen die Gräber der ersten
und zweiten Thebaischen Periode auf. Ganze Schmuck-
kästen, selbst schon Kunstwerke von feinstem Ge-
schmack wurden gefunden, mit einer überwältigenden
Fülle kostbarer Kleinodien aller Art. Da sehen wir Fuß-
und Fingerringe aus ciseliertem Gold, Schminkbüchsen
aus graviertem Elfenbein, Salbfläschchen aus Berg-
kristail, Hals- und Brustschmuck aus Goldfiligran mit
Einiagen aus vielfarbigem Glas, Diademe und ganze
Kronen in feinster Goldschmiedearbeit mit Blumen aus
Türkisen, Lapis Lazuli, Karneol, rotem Jaspis und
grünem Nephrit. Hier erscheinen auch die höchsten
Meisterwerke ägyptischer Schmuckkunst, die Königs-
pectoralen, das sind durchbrochen gearbeitete Plaket-
ten aus Gold mit figürlichen Darstellungen, die wie
Zellenemail gearbeitet sind, und auch für solche gehalten
wurden, bis neuere Untersuchungen ergaben, daß das,
was man für farbigen Schmelz hielt, nichts anderes ist,
als mit unerhörtester Kunst und Geschmack geschnit-
tene und aneinander gepasste Edelsteine, wie Türkise,
Lapis Lazuli, Karneol, eingefaßt und gehalten von aller-
feinsten Umrahmungen aus Feingold, so daß sie wie
ä jour gefaßte Juwelen von beiden Seiten die gleiche
Darstellung bewundern lassen. Nun tauchen Scarabäen,
mit wundervoller Naturtreue in Karneol, Jaspis,
Amethyst geschnitten auf, die als Amulette getragen
wurden, oder auch der Länge nach durchbohrt und an
golde.nem Bügel drehbar, dann auch an der flachen
Ünterseite mit Hieroglypheninschrift graviert, wie Sie-
gelringe getragen wurden. Wir erblicken eine immer
reicher werdende Reihe von Amuletten und Talismanen,
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Steine anführt; aber auch dem Römer scheint der Dia-
mant mehr eine durch seine Seltenheit und Härte be-
wundernswerte Rarität, als ein Juwel im Sinne unserer
Zeit zu sein, und wenn wir all die unzähligen Schmuck-
sachen, die die exakten Ausgrabungen der letzten 100
Jahre in Griechenland und Italien zu Tage gefördert
liaben, durchforschen, so werden wir doch kaum eine
Spur von der Verwendung des Diamanten finden, wohl
aber vielfach den Beweis dafür, daß man sich seiner,
d. h. seiner Splitter, ob ihrer Härte zur künstlerischen
Bearbeitung anderer Edelsteine bediente, und hier sind
wir an dem Angelpunkt. Was dem Menschen der frühen
Antike und namentlich dem alten Aegypter als Juwel
galt, war etwas ganz anderes als das, was unsere Zeit
als solche schätzt und wertet.
Der antike Mensch maß den Steinen eine Reihe von
magischen, okkulten Kräften und Eigenschaften bei, von
denen wir uns heute kaum annäherungsweise eine Vor-
stellung machen können. Er sah in ihnen Symbole der
Gottheit, Schutz und Heilmittel gegen dämonische Kräfte
und Krankheiten, Talismane, denen er im Leben und im
Tode vertraute und die künstlerische Kultur, die er im
Gegensatz zu unserer aufs Materielle gerichteten Zivi-
lisation besaß, wollte aucli nur die künstlerische Gestal-
tung der edlen Materie dulden. Ihre Härte war keine
unüberwindlichc Schwierigkeit für ihn und besonders
fiir das Volk der Aegypter, den Steinbezwingern par
excellence. Die Bewohner des Niltales waren seit
grauesten Vorzeiten Meister in der Bearbeitung der här-
testen Gesteine. Die Wissenschaft nimmt zwar heute
allgemein an, daß die Kunst der Glyptik, d. h. Kunst,
harte Steine mit Hilfe des Rades, d. h. eines rotieren-
den Werkzeuges von Bohr- und Schleifwirkung zu gra-
vieren und zu bearbeiten, in Mesopotamien erfunden und
von dort aus verbreitet wurde, aber die neuesten Aus-
grabungen in Aegypten ergaben, daß schon in vor-
dynastischer, ja richtiger, prähistorischer Zeit die Kunst
härteste Gesteinsarten zu schleifen und kunstvoll zu for-
men, so entwickelt war, daß Bracclets, Schalen, ja dünn-
wandige Becher und Vasen aus Flint, durchscheinendem
Diorit und Porphyr von bewundernswertester Feinheit
und künstlerischem Formgefühl hergestellt werden
konnten, und schon die Gräberfunde der frühesten histo-
rischen Zeit weisen eine Ftille von kunstvollst bearbei-
teten Schmuckstücken aus edlem Gestein aller Arten
auf. Mehr als allen anderen Völkern war es den Aegyp-
tern heilige Pflicht für das Grab, oder besser gesagt für
das Leben nach dem Tode zu sorgen; was den Menschen
hn Leben umgab, womit er sich beschäftigte, freute,
schmückte, sollte ihn auch im jenseitigen Dasein um-
geben. Seine Arbeitsgeräte, seine Waffen und seine
Persönlichen Schmucksachen wurden dem Toten mit-
Segeben, und diesem heiligen Brauch verdanken wir
eine vollkommene Anschaulichkeit seines Lebens und
breibens und seiner Schmuckanschauungen. Die
Museen von Kairo, Alexandrien, Neapel, Rom, Turin,
Paris, Berlin, Wien, London, New York weisen eine
sinnverwirrende Fülle von Schmuckgegenständen aller
Arten auf. So mannigfaltig aber auch ihre Formen und
ihr Material sein mögen, ein charakteristisches Merk-
mal zeichnet sie alle aus und unterscheidet sie fundamen-
tal von der Hauptmasse des heutigen Schmuckes. Nie
dominiert die Kostbarkeit der Materie über die ästhe-
tisch künstlerische Form und Arbeit. Bei unserem
modernen Schmuck hingegen läßt sich überall die ent-
gegengesetzte Tendenz beobachten, Häufung, Ueber-
ladung mit kostbarster Materie, von künstlerischer
Bearbeitung keine Spur, höchstens technisch raffiniertes
Handwerk meistens jedoch nur leblose Maschinenarbeit.
Betrachten wir nun die Kostbarkeiten, die der Agyp-
ter seinen Toten ins Grab mitgab und das Material aus
dem sie gearbeitet sind. Schon in den ältesten Nekro-
polen finden wir überaus fein und kunstvollst gearbeitete
Arm- und Halsbänder, die aus miteinander abwechseln-
den Plättchen von fein ciseliertem Golde, Türkisen und
Karneolen bestehen, kleine Tierfiguren, Löwen, Affen,
Fische aus Bergkristall und Amethyst geschnitten, die
als Anhänger getragen wurden. Schnüre mit bewun-
dernswert fein in Goid ciselierten Blüten, abwechselnd
mit runden oder länglich geschliffenen Perlen aus Kar-
neol, Amethyst und hellblauem Glase. Hier wäre auch
zu bemerken, daß das Glas im frühen Alterum als kost-
bar.es und künstlerisches Material dem edlen Gestein
gleich geschätzt und bearbeitet wurde, es war ja noch
den Griechen der Ubocx’j~rr der gegossene Edelstein,
und wurde wie dieser gescliliffen und poliert. Noch
reicheren Schmuck wiesen die Gräber der ersten
und zweiten Thebaischen Periode auf. Ganze Schmuck-
kästen, selbst schon Kunstwerke von feinstem Ge-
schmack wurden gefunden, mit einer überwältigenden
Fülle kostbarer Kleinodien aller Art. Da sehen wir Fuß-
und Fingerringe aus ciseliertem Gold, Schminkbüchsen
aus graviertem Elfenbein, Salbfläschchen aus Berg-
kristail, Hals- und Brustschmuck aus Goldfiligran mit
Einiagen aus vielfarbigem Glas, Diademe und ganze
Kronen in feinster Goldschmiedearbeit mit Blumen aus
Türkisen, Lapis Lazuli, Karneol, rotem Jaspis und
grünem Nephrit. Hier erscheinen auch die höchsten
Meisterwerke ägyptischer Schmuckkunst, die Königs-
pectoralen, das sind durchbrochen gearbeitete Plaket-
ten aus Gold mit figürlichen Darstellungen, die wie
Zellenemail gearbeitet sind, und auch für solche gehalten
wurden, bis neuere Untersuchungen ergaben, daß das,
was man für farbigen Schmelz hielt, nichts anderes ist,
als mit unerhörtester Kunst und Geschmack geschnit-
tene und aneinander gepasste Edelsteine, wie Türkise,
Lapis Lazuli, Karneol, eingefaßt und gehalten von aller-
feinsten Umrahmungen aus Feingold, so daß sie wie
ä jour gefaßte Juwelen von beiden Seiten die gleiche
Darstellung bewundern lassen. Nun tauchen Scarabäen,
mit wundervoller Naturtreue in Karneol, Jaspis,
Amethyst geschnitten auf, die als Amulette getragen
wurden, oder auch der Länge nach durchbohrt und an
golde.nem Bügel drehbar, dann auch an der flachen
Ünterseite mit Hieroglypheninschrift graviert, wie Sie-
gelringe getragen wurden. Wir erblicken eine immer
reicher werdende Reihe von Amuletten und Talismanen,
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