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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI issue:
1./2. Januarheft
DOI article:
Klar, Martin: Zur Geschichte der Porzellain-Fabrik in Plaue a.d. Havel
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0219

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Hügels in eine Kleeblattform. Die manganviolette Um-
rißzeichnung' ist geblieben; für die Blüten wurde kobalt-
blau, fiir die plastische Knospe, Blätter und ein Streifen
am Sockel resedagrün gewählt, eine Farbe, die an Stel-
len wo sie zu wenig Feuer bekommen hat, stumpf ge-
blieben ist. Das ganze Stiick hat einen Ueberzug vou
Zinnschmelz erhalten, der durch Kupferoxyd bläulich
gefärbt ist. Durch diesen blauen Schmelz und die ba-
rocken Tendenzen in Form und Dekor nimmt die Py-
ramide des Märkischen Museums eine Art Mittelstellung
zwischen den Plauer Erzeugnissen und der bekannten
Gruppe von Fondvasen ein, die Otto von Falke der
Fabrik von Funcke zugewiesen hat. Ein technischer
Unterschied besteht darin, daß die blaue Schmelzfarbe
direkt auf dem Scherben dünn aufgetragen ist, während
bei den Fondvasen der gleichc Schmelz auf einen
Grund von weißer Zinnglasur aufgeblasen wurde. Die
Frage, ob es sich hier um ein Beispiel jenes „blaulichten
Porzehans“ handelt, auf das man nach Sybel in Plaue
besonders stoiz gewesen ist, läßt sich ohne weitere An-
haltspunkte nicht entscheiden. Mit dem Ausdruck „blau-
licht“ wäre die Farbe des. Kupferoxydschmelzes treffend
charakterisiert.

In wenig varierter Form finden wir die Plauer Fa-
y.encepyramiden als Dekor auf einem braunen geschlif-
fenen Plauer Steinzeugkrug des Märkischen Museums
wieder. Auffallender Weise ist hier die Zeichnung nicht
eingeschnitten, sondern vor dem Brande mit dem Mo-
dellierholz eingegraben worden und, wie man aus den
noch vorhandenen Spuren schließen kann, vergoldet
gewesen.

Das bescheidene Fayenceinventar des Plauer
Schlosses gibt kein Bild von der Leistungsfähigkeit und
Eigenart der Plauer Fabrik. Wenn wir auch bei der
nahen Verwandtschaft der besprochenen Plauer Fayen-
cen mit Beniner Erzeugnissen vermuten dürfen, daß
rnanches Denkmal Plauer Fayencekuns.t in der Masse
der, den Beriner Fabriken zugesprochenen, Fabrikate
mitläuft, so ergibt sich docli als gesichertes Resultat der
Plauer Kirchenbücher, daß die Plauer Produktion nicht
so umfangreich gewesen sein kann, wie Sybel uns
glaubhaft machen will.

David Bennewitz — Kunstmaler und Direktor nennt
er sich — erscheint am 1. März 1717 zum ersten Mal in
den Plauer Kirchenbüchern als Taufpate bei einem Sohn

des Glasschneiders Jeremias Spiller und seiner Frau
Katharina. Bennewitz war zweimal verheiratet; seine
erste Frau war eine geborene Stecher, seine zweite die
Tochter des Obermühlinspektors Eger in Berlin, Chri-
stiane Eleisabeth, die ihm am 19. Oktober 1723 ange-
traut wurde. Bis 1726 tauft Bennewitz 4 Kinder; bei
dem letzten Kinde ist der Leipziger Maler Christian
Bennewitz (vgl. Kurzwelly im Künstlerlexikon Thieme-
Becker) Taufpate. Bennewitz unterhielt ein Maler-
atelier, in dem lackierte Möbel hergestellt und auch, wie
eine Reihe von chinesischen Deckelvasen im Besitz des
Grafen Koenigsmarck und die Kuanyinfiguren in Halle
bezeugen, Keramik mit Lackfarben überdekoriert
wurde. Der Maler Augustin Martini, der 1717 und der
Malergeselie Johann Bennewitz, der 1724 erwähnt wird,
scheinen in dieser Werkstatt tätig gewesen zu sein. Das
Hauptwerk, das aus ihr hervorging, ist das Lackkabinett
im Schloß in Plaue, das bei sehr beachtenswerten tech-
nischen Können sich malerisch an chinesische Vorbilder
und an die gleichzeitig ornamentalen Entwürfe Paul
Deckers aufs, engste anlehnt. Mit dem Namen Jeremias
Spiller, der 1729 das letzte Mal in den Kirchenbüchern
erwähnt wird, dürfen wir den geschnittenen Dekor der
Plauer Steinzeugware, den Sybel „als wie bei Glas-
waren gebräuchlich“ beschreibt, in Verbindung bringen.
Ueber ein verwandtschaftliches Verhältnis des Plauer
Glasschneiders mit dem Berliner Glasschneider Gott-
fried Spiller ist nichts festzustellen. 1717 wird ein Gold-
schmied Heinrich Meyer genannt, bei dessen Sohn Fräu-
lein von Görne und Bennewitz Patenschaft übernehmen.
Vielleicht haben wir es hier mit einem der Goldschmiede
zu tun, die wie Sybel berichtet, zur Verbesserung der
Plauer Gefäßformen aus Augsburg nach Plaue „ver-
schrieben“ wurden. 1717 hören wir von einem Porzel-
lanmacher Christof Rodt, 1723 von einem Porzellan-
macher Johann Friedrich Doering. Der erstere ist
vielleicht identisch mit dem Töpfer Christhof Rode, der
1723 aus Dresden kommend seine Dienste in Zerbst
anbietet. Im Jahre 1717 erfahren wir den Namen eines
Porzellanbrenners. Martin Christian Steindorf. Eine ur-
kundliche Bestätigung für den Aufenthalt des Fayence-
malers Johann Kaspar Ripp und eines Bellmann, der um
1720 in Zerbst auftritt und sich „bisheriger maitre der
Plauer Porzellanfabrik“ nennt, läßt sich aus den Plauer
Kirchenbüchern nicht erbringen.

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