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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI issue:
1/2. Septemberheft
DOI article:
Schmitz, Hermann: Sicherung der Kunstsammlungen und Bibliotheken gegen Feuer und Einbruch
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0013

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den sind, die teilweise nicht wieder, teilweise beschädigt
auf Umwegen zuriickgekommen sind: die Diebstähle des
berühmten Kirchenschatzes von St. Denis und der noch
berühmteren Goldsachen aus dem Grabe des Franken-
königs Childerich in der Nationalbibliothek in Paris, fer-
ner der Diebstahl des Völkerwanderungsschatzes von
Petroassa im Museum in Bukarest. Aus neuerer Zeit
sind u. a. erinnerlich die Einbruchdiebstähle im Berliner
Zeughaus, wo die Diebe sich hatten einschließen lassen
und unter Mitnahme wertvoller Orden an einem Strick
durch das Fenster entflohen, ferner in mehreren ehe-
maligen Königsschlössern, wie in Charlottenburg, end-
lich als der Aufsehen erregendste Vorfall der Diebstahl
von Lionardos Mona Lisa im Louvre. Gerade in diesen
Tagen ist ein anderes Weltinstitut, das Viktoria und Al-
bertmuseum in London durch Diebe heimgesucht wor-
den, die eine Reihe wertvoller Münzen aus der Salting
Collection gestohlen haben.

Immerhin haben die großen staatlichen Mnseen, so
auch unsere Berliner Museen, durch ein geschultes Auf-
sichtspersonal am Tage und durch eigene Wachmann-
schaften in der Nacht, wie durch verschärfte Kontrollen
die Sicherheit ihrer Sammlungen, so weit dies menschen-
möglich ist, steigern können. Auch ist den großen Mu-
seen durch eine ausgebildete Organisation des Nach-
richtendienstes die rasche Wiedererlangung der gestoh-
lenen Objekte neuerdings fast stets geglückt, wie er-
freulicherweise ja auch dem Britischen Museum die Zu~
rückgewinnung der Saltingmünzen.

Aber in allen den Fällen, wo die öffentlichen und
privaten Besitzer von wertvollen Kunst- und Bücher-
schätzen zur Schaffung eigener Wacheinrichtungen nicht
in der Lage sind, bieten sich, worauf Direktor Oehler an-
läßlich des Brandes der Bibliothek Landau hinweist, in
den Wach- und Schließgesellschaften geeignete Orga-
nisationen dar. Diese sind durch die Schulung ihres
Personals zu der im einzelnen Fall ganz besondere
Beobachtungsweise erfordernden Ueberwachung öffent-
licher und privater Sammlungen — auch der Kirchen-
schätze — in einem viel höherem Maße im Stande, als die
staatlichen Polizeiorgane, deren Haupt-Aufgabe auf an-

dern Gebieten liegt. Insbesondere läßt sich den Wäch-
tern dieser Gesellschaften die Kontrolle der inneren
Räume selbst ermöglichen, zu deren Betreten die Poli-
zeibeamten an sich rechtlich nicht befugt sind. Durch
ein ausgebildetes Kontroll- und Alarmwesen sind diese
Wächter im Stande, den Gefahren durch Feuer und Ein-
bruch weitgehend vorzubeugen. Aus Anlaß der
jiingsten durch die Presse gemeldeten Diebstähle und
Einbrtiche in Museen hat die Berliner Wach- und Schließ-
gesellschaft, die Spitzengesellschaft des Verbandes der
Wach- und Schließgesellschaften (Kölner Verband) dem
Verfasser Gelegenheit geboten, einen Einblick in die
Fortschritte des privaten Wach- und Sicherheitsdienstes
zu nehmen, namentlich in Bezug auf den Schutz von
Kunstsammlungen und Bibliotheken gegen Einbruch und
Feuersgefahr. Die Gesellschaft verfügt jetzt über elek-
troautomatische Alarmsignale, die sowohl beim Oeffnen
von Türen und Fenstern, wie auch beim Berühren beson-
ders schutzbedürftiger Gegenstände, z. B. kostbarer
Bilder, ausgelegter Druckwerke usw. durch scharfe
Klingelzeichen in Tätigkeit treten. Neuerdings hat die
Gesellschaft sogar wärmeempfindliche Alarmapparate
eingeführt, die eine bedrohliche Hitzetemperatur durch
Signale anzeigen, und die für einzelne Räume mit beson-
ders wertvoilen feuergefährlichen Gegenständen nütz-
lich sind. Das im Wachdienst geübte, auf diese Signale
eingeschulte Personal der Wach- und Schließgesell-
schaften ist nach psychotechnischen Methoden eigenst
für diese Zwecke ausgesucht und auf seine Eignung in
Gesichts- und Gehörschärfe, Beobachtungsgabe und Ent-
schlußkraft geprüft. Dieses ausgesuchte Wächtcrper-
sonal ist durch eingehenden Unterricht mit den Gewohn-
heiten und Arbeitsmethoden der Verbrecherwelt ver-
traut gemacht und in der Abwehr körperlich vorgebildet.

Es bedarf keines besonderen Hinweises, daß gerade
in Deutschland, liachdem wir durch die Folge des Krie-
ges und die Vermögensumschichtung so viele bedeutende
private Sammlungen und Büchereien verloren haben, die
öffentlichen und privaten Besitzer von Kunst und
Bücherschätzen die doppelte Verpflichtung empfinden
müssen, diese mit den Errungenschaften der modernen
Sicherungstechnik zu schützen.

Kretschmer,

Tierschau des Branden-
burgischen Provinzialver-
eins in Berlin, 1853
Zeichnung dn Bleistift,
'Feder und Tusche

Ausstellung der Bildnisse
und Darstellungen zur
Geschichte von Branden-
burg-Preußen bei
Amsler und Ruthardt
Berlin

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