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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI Heft:
1/2. Septemberheft
DOI Artikel:
Dammann, Oswald: Die Restaurierung alter Drucke
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0017

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Hof gebührt riuü nicht iiur das Verdienst, als der
erste nachdrücklich auf die schweren Gefahren hinge-
wiesen zu haben, in denen sich die Mehrzahl alter Drucke
befindet, sein Verfahren hat aucli positiv zu praktischen
Hrgebnissen geführt, die alles, was auf diesem Gebiete
bisher geleistet ist, in den Schatten stellen. Bei völliger
Wahrung der Papiersubstanz, der Patina und der Druck-
auflage ermöglicht seine Methode die Entfernung von
Fleckenschäden auch in vorgeschrittenem Stadium, und

erschienenen Katalog eines unserer vornehmsten Anti-
quare der unter Beigabe einer Reproduktion des Titel-
bildes verzeichnete Druck: „Ulrichen von Hutten eins
teutschen Ritters von der wunderbarlichen artzney des
holtz Guaiacum genant“, Straßburg 1519, mit 675 RM. hat
bewertet werden können. Dieser Druck befand sich vor
der Behandlung in einem Zustande, welcher seinen Wert
geradezu völlig in Frage stellte.

Zieht man mit Hof in Betracht, daß die meisten alten


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Ahb. 3 a

Abb. 3 b

es wurden Erkrankungen geheilt, die oline Eingriff zur
Zerstörung der Drucke geführt haben würden.

Diese Auffassung wird von berufenster Seite, von
unseren ersten Antiquaren, Sammlern und Bibliotheka-
ren geteilt. Einer unserer verwöhntesten Bücherfreunde,
der Eigentümer des Exemplars der Erstausgabe der
„Räuber“, dessen Titelblatt wir hier wiedergeben
(Abb. 4 a u. b), hält dieses Exemplar nach erfolgter Be-
handlung mit Recht für eines der besten, die existieren.
Namhafte Bibliophilen wie Paul Hirsch-Frankfurt a. M.
nnd Otto Deneke-Göttingen konnten den Leistungen
Hofs rückhaltlose Anerkennung zollen. Neuerdings hat
die Verwaltung einer unserer größten Staats-bibliotheken
die Hilfe Hofs in Anspruch und eine dauernde Verbindung
mit ihm in Aussicht genommen. Für die Bedeutung, die
seiner Restaurationsbetätigung zukommt, mag in objek-
tiver Weise der Hinweis sprechen, daß in dem unlängst

Drucke vor 1800, nicht zuletzt auch viele Exemplare der
heute so begehrten Erstausgaben unserer klassischen Li-
teratur mehr oder weniger die geschilderten Fleckener-
scheinungen und damit den Keim zur Erkrankung auf-
weisen, so tritt mit erschreckender Deutlichkeit zu Tage,
welche Werte hier auf dem Spiele stehen. Angesichts
dieser Tatsache kann nicht dringend genug vor der Sorg-
losigkeit gewarnt werden, mit der man diesen Dingen
noch vielfach und gerade an verantwortlichen Stellen be-
gegnet. So sehr ein gewisses Maß von Zurückhaltung
gegenüber den bisher beliebten unkontrollierbaren Re-
staurationsmethoden zu verstehen und zu billigen ist, so
wenig darf sie am Platze sein, wo ein wissenscbaftlich
einwandfreies Verfahren einer als dringend erkannten
Notwendigkeit in glücklicher Weise entgegenkommt.
Dieser Notwendigkeit gegenüber kann auch die Kosten-
frage und das Bedenken, unersetzliche Werte den Hän-

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