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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI Heft:
1/2. Septemberheft
DOI Artikel:
Kern, Guido Josef: Ein künstlerisches Sinnbild für den öffentlichen Arbeitsnachweis
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0029

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Arbeitsleistung des Meriichen innerhalb bestimmter Be-
rufe und stellen es durch ein charakteristisches Werk-
zeug dar. Es überwiegen Hammer und Amboß, Spaten,
Sense und Sichel. Daneben finden sich: Winkelmesser,
Zirkel, Kelle und Anker. Zur Darstellung geistiger
Arbeit dient Feder oder Buch; die künstlerische wird
durch Wappen angedeutet. Weitaus die meisten Befür-
worter findet der Hammer. Er gilt mit Recht als iiber-
berufliehes Symbol, als Zeichen geistiger wie handwerk-
licher Arbeit; er ist ausdrucksvoll und stark als Idee und
in der Form und als Träger des Arbeitsgedankens im all-
gemeinen Bewußtsein längst lebendig. So gibt schon

EntW'iirf „Corty“. Werbezeichen für den Arbeitsnachweis
Die Hauptfarben: Schwarz, Orange, Gold und Weiß

sein Bild allein eine umfassende Vorstellung. Deshalb
erscheint, wenn nur e i n Werkzeug vorgeschlagen
wird, eigentlich nur der Hammer, während andere Sinn-
bilder in Gruppen auftreten, um den Gedanken von
Arbeit und Beruf in der gleichen Stärke auszudrücken;
ihnen haftet ein zu spezieller Berufcharakter an.

Andere Vorschläge wählen als Werbeidee ein Sym-
bol des Arbeitsnachweises. Seine Organisation wird mit
einem Füllhorn verglichen, aus dem reife Aehren heraus-
fallen: durch Arbeit verdientes Brot, oder mit einem
Sämann, der, selbst arbeitend, ürundlagen für die Arbeit
anderer schafft, oder mit einer Brücke, die von einem
Arbeitsplatz zum anderen hinüberführt. Nach einem wei-
tcren Vorschlage soll die Vereinigung von Arbeitsnach-

weis und Arbeitsmarkt durch eiu Spielbrett dargestellt
werden, in das eine Hand nach bestimmtem Plan Stein-
chen einsetzt. Seine ausgleichende Funktion auf dem
Arbeitsnachweis wird versinnbildlicht durch einen Regu-
lator, eine Wage, eine Hand, die Fäden ordnend festhält,
durcli entgegengesetzt weisende Pfeile (Angebot und
Nachfrage), die sich in einem Ring ausgleichend zusam-
menschließen. Die spezielle Tätigkeit der Vermittlung
wird, wie es naheliegt, besonders häufig für die Darstel-
lung empfohlen. Die größte Rolle spielt dabei die
menschliche Hand in der Gebärde des Gebens und Neh-
mens. Zuweilen greifen zwei Hände ineinander, die un-
terschiedlich als die des Arbeitgebers und Arbeitnehmers
charakterisiert werden. Häufig fassen sich die Hände
nicht, sondern werden durch ein Zwischenglied verbun-
den. Das häufigste und wichtigste Bindeglied ist wie-
aerum der Hammer, der von derein Hand dargeboten,
von der anderen genommen wird. Weil offenbar die
darbietende Hand sowohl als die des Arbeitgebers wie
die des Arbeitsnachweises gedeutet werden kann, so ist
zuweilen die eigentliche Vermittlungstätigkeit noch be-
sonders symbolisiert. So in dem Entwurf, welcher die
beiden Hände mit Ringen umgibt, die ihre Lebenskreise
andeuten und einen dritten Ring, nämlich den Arbeits-
nachweis, als verbindendes Glied einfügt. In einem Falle
wird der Arbeitsnachweis als Kampfmittel gegen die
Arbeitslosigkeit dargestellt, und zwar durch ein sausen-
des Rad, das den Block Arbeitslosigkeit zersplittert.

Andere Symbole beruhen auf stärkerer Abstraktion,
wie die Motive eines Rettungsringes, den die Hand eines
Ertrinkenden ergreift, einer Brücke, die zum Stern der
Hoffnung führt, der Sonne, die Aehren wachsen läßt u.
a. m. Einfachste Formen der Symbolik sind: grüner
Stern als Zeichen von Hoffnung und Vertrauen, gelber
Stern, grünes Kreuz, grüne Fahne. Ein Teil des sym-
bolischen Gehaltes dieser Entwürfe liegt in der gewähl-
ten Farbe.

Die uralte Symbolik von Kreis und Dreieck greift in
das Gebiet der Mystik hinein. Sie findet auch im vor-
liegenden Falle ihre Anhänger.

Innerhalb der gedanklichen Vorschläge bilden eine
Sondergruppe die Schriftplakate. Ihre Urheber verzich-
ten auf das Bild und verlassen sich auf die Werbekraft
des Wortes. Verhältnismäßig selten werden Sätze vor-
geschlagen wie: ,,Der Arbeitsnachweis vermittelt unpar-
teiisch und unentgeltlich.“ Meistens sind zum Ausdruck
von Gedankenreiheneinzelne Worte als Bezeichnungen
gewählt, wie „Arbeitsnachweis“, „Arbeitsamt“, oder nur
die Initialen solcher Worte, wie „A.-N.“ (Arbeitsnach-
weis). Diese besondere Form versinnbildlicht zuweilen
auch die Begriffe „Angebot und Nachfrage“ und wird
gern noc him einzelnen etwa durch sich begegnende
Pfeile verdeutlicht. Eine beliebte dem modernen Ge-
schäfts- und eVrkehrsleben entnommene Methode ge-
staltet aus den Anfangssilben der Worte Neubildungen
wie „Arna“ = Arbeitsnachweis. Die Wiederholung
gleichlautender Initialen wie A. A. A. A. (Arbeitgeber,
Arbeitnehmer, Arbeitsnachweis, Arbeit) oder W. W. W.
(Wirken, Wirtschaft, Wohlfahrt) fußt auf einem rhyth-

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