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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1/2. Oktoberheft
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Schmitz, Alfred Ludwig: Grabungen im christlichen Aegypten
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0059

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bauten befreite, fest vermauert eine sehr alte, mächtige,
drei Meter hohe Holztür. Allein ihre Gliederung würde
sie ungemein anziehend machen. Der Skulpturen-
schmuck, den sie trägt, erhebt sie aber zu den schönsten
Stücken frühchristlicher Kunst, die uns aus Aegypten er-
halten sind. Heute findet man die Tür im Museum der
Kopten in Alt-Kairo.

Den Arbeiten Monneret de Villard’s, der jetzt Profes-
sor an der Universität in Mailand ist, begegnet der christ-
liche Archäologe zur Zeit überall in Aegypten. Gerade
in diesen Tagen ist als Privatdruck des Comite de Con-
servation des Monuments de l’Art arabe eine neue Pu-
blikation erschienen, die sicli den architektonischen Fra-
gen widmet, welche das weißeund das rote
K 1 o s t e r in Mittelägypten, Bauten aus dem 5. Jahr-
hundert im Randgebiet der Thebais, aufkommen lassen.
(„Les couvents pres de Sohäg“, Milano 1925). Die Basi-
lika des weißen Klosters, von dem aus der berühmte
Schenute von Atripe als Mönchsfürst die ganze Umge-
bung geleitet hat, ist baugeschichtlich eine der wichtig-
sten Anlagen Aegyptens. Es ist deshalb so wichtig, daß
es Monneret jetzt endlich auf Grund eigener Messungen
gelungen ist, trotz aller späteren Einbauten einen absolut
richtigen Grundriß zu geben. Allerdings vermag auch
er die Frage nach der Herkunft jener Form des Chores
mit den drei, nach verschiedenen Seiten ausladenden
Apsiden, den Trikonchos, nicht einwandfrei zu klären.
Die Annahme der Herkunft dieser Form aus Syrien bie-
tet solange nur eine Wahrscheinlichkeit als es nicht ge-
lingt, in Syrien ein Beispiel zu finden, das bestimmt vor
dcm Jahr 430 entstanden ist.

Dagegen haben wir von Monneret entscheidende
Aufschlüsse zu erwarten von der Untersuchung einer
weiteren Klosteranlage ganz im Süden des Landes. Das
seit dem 13. Jahrhundert verlassene Simeons-
kloster bei Assuan wird von ihm seit vorigem
Winter aus dem Wüstensand wieder herausgeholt, von
dem es zu einem großen Teil zugedeckt war. Die Arbeit
steht jetzt im zweiten Winter und wird wohl im nächsten
Jahre zu Ende geführt werden können. Interessante
Einzelheiten sind in diesem tibcrraschend weitläufigen

Komplex zu Tage gekommen. Das Kloster wird durch
eine Festungsmauer geschützt, die dann und wann von
kleinen ausgebuchteten Türmen unterbrochen wird. Im
Innern ein großer Pilgerhof mit Sandbänken zum Ueber-
nachten unter freiem Himmel. Die Fresken der Kirche
allerdings schwer mitgenommen. Man hat Keltereien,
Bäckereien, sonstige Wirtschaftsanlagen gefunden. Er-
höht auf einem kleinen Berg im Rahmen dcs Ganzen die
Zellen der Mönche. Mit einem noch gut erhaltenen brei-
ten Gang. Das Interessanteste aber sicher die über-
raschende Feststellung, daß auch dieses Kloster auf heid-
nischer Basis ruht. Man fand als älteste Schicht eine
Grabanlage der Pharaonenzeit. Der Gründer des Klo-
sters wird in ihr die erste Zuflucht gefunden haben, als er
aus der Welt in die Einsamkeit flüchtete.

In der Zeitspanne, die mit diesem Bericht umfaßt
wird, ist nocli ein zweites Mal von deutscher Seite durch
Grabungen der Erkenntnis der frühen christlichen Kunst
neues Material zugeführt worden. H e r m a n n R a n k e,
der Heidelberger Aegyptologe, hat bei de Gruyter die
Ergebnisse veröfefntlicht, die in den Jahren 1912/14
seine Bemühungen um „Die koptischen Friedhöfe bei
Karara“ in der Nähe von Antinoe gehabt haben. Ranke
h.atte das Gliick, neben mancherlei nebensächlichen
Grabbeigaben einen frühchristlichen Holzsarkophag zu
finden, der mit ornamentalen und symbolischen Male-
reien über und über bedeckt ist. Auch in der Form, die
iiber dem Kopf eine giebelförmige Erhöhung zeigt, ist
der Sarg olme kuns.tgeschichtliches Gegenbeispiel und
ergänzt so die lange Reihe von christlich-ägyptischen
Stücken, die fiir uns völlig singulären Charakter tragen.
Ich stehe nicht an, diesen Holzsarkophag, der jetzt in
Heidelberg verwahrt wird, zu den schönsten Stiicken zu
zählen, die uns überhaupt aus der frühchristlichen Zeit
erhalten sind.

Wenn es auch an dieser Stelle nur möglich war, eine
kurze Uebersicht über das Arbeitsfeld zu geben, so wird
vielleicht doch ersichtlich, daß auch das christliche
Aegypten Aufgaben zu stellen hat, die von Interesse und
Erheblichkeit sind.

Oskar Kokoschka,
Italienisclie Landschaft
Kreidezeichnung 1913

C--- C

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Auktion von
Kokosclika-Zeichnungen
bei Cassirer-Helbing, Berlin

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