Scbluß bei einem Klaus,ner vor den Frcuden der Welt
gewarnt wird. In dieser Zeit, zu Ende des 15. Jahrh.
steht die Kunst des Mittelrheins — man denke auch an
die Glasmalereien — im Zeichen des Hausbuchmeisters.
Letzten Höhepunkt landschaftlicher Teppichkunst stel-
len der vielleicht auf ein dramatis.ches Spiel zurück-
gehende Susannenteppich (Taf. 208) und der Sippen-
teppich (Taf. 212) dar.
Während nun die vennutungsweise Zuteilung eini-
ger Arbeiten an T r i e r nur ungenügend vertcidigt
werden konnte, ist die Zusammenfassung der m i 11 e 1 -
deutschen Gruppe im „rhombischen“ Stil nnt dem
Auftakt im Marburger Teppich annehmbar. Auf diesem
wird das Gleichnis vom verlorenen Solin auf 8 quadra-
tischen Feldern mit riihrendem Ernst, in überaus. dra-
matischem Szenenwechsel anschaulich gemacht und in
seinem Auf und Nieder der Geschehnisse als Warnung
dem Werdegang eines Ritters gegenüber gestellt, wie
er in der Rankenbordüre von der Wiege bis zum Grabe
über Gehs.tuhl, Kreiseispiel, ABC, Reiherbeize, Turnier,
Minne . . . Alter und -Grabstein schlaglichtartig sich er-
hellt. Auffällig bei diesem Stück sind die Maße, die dies
ursprünglich 4J4 m hohe und 8 m breite, im ersten
Drittel des 15. Jahrh. gewirkte Riesenwerk nur mit
westlichen, höfischem Haushalt vorbehaltenen Arbeiten
vergleichen lass.en.
Das einzige in seiner Bedeutung den rheinischen
vergleichbare Zentrum innerhalb Deutschlands war in
F r a n k e n. Wieder ist es eine große Stadt — Nürn-
b e r g —- um die sich das Material gruppieren läßt.
Schon im 14. Jahrh. ist ein von Klosterfrauen und welt-
lichen Wirkern ausgeführtes Gewerbe hier nachweis-
bar. Ende 15. Jalirh. war die heimische Kunst erschöpft,
denn damals bestellten die Nürnberger Patrizier ilire
Teppiche in den Niederlanden, von wo aucli für alle
anderen deutschen Bildwirkzentren eine umschichtende
und die Gotik beschließende, direkte oder indirekte Be-
einflussung kam. Sahen wir nun in allen übrigen Wirk-
zentren Bodenständigkeit der Arbeiten als wichtigen
Faktor in Reclmung gesetzt, so hören wir aus Urkunden
iiber einen Export Nürnberger Teppiche. Eins der herr-
lichsten Frühwerke ist der Prophetenteppich vom letz-
ten Viertel des 14. Jalirh. Die zartfarbige, sanftgetönte
Faltenharmonie sefter in beschwingtem Redegestus zu-
geordneten Paare gibt ihn als Musterbeispicl jener auf-
blühenden Nürnberger Kunst zu erkennen. Hinweise
auf Bölimen einers.eits und die berühmten Apokalypsen-
teppiche in Angers andrerseits betten das, Werk in den
internationalen Zeitstil und, besieht man eine Gestalt
wie die vierte vom linken Bildrand, so vermeint man
einen schwachen Nachhall der zwingenden Gebärden-
sprache der Propheten und Apostel des Bamberger
Domes zu verspüren.
Auch hier eine Fülle ikonographisch hochwichtigen
Materials.. Minneallegorische Darstellungen, unter de-
nen die Teppiche in Regensburg mit dem Kampf der
Tugenden und Laster und das Minnegericht mit dem
Streit zwischen Ritter und Pfennig hervorstechen; der
Letztere im Formalen auf einer Miniatur, im Inhalt-
lichen auf einem Fastnachtsspiel beruhend. Die Gesell-
schaftsspiele des Rücklakens in Berlin erinnern gerade-
zu an die Spielaufzeichnung in Altswerts Minnegedicht
„der Tugenden Schatz“ und verhelfen erst neben dem
Material auf Kästchen und Miniaturen dazu die großen-
teils nur namentlich überlieferten Spiele zu identifi-
zieren. Auf religiösem Gebiet ist außer zahlreichen
örtiichen Heiligenlegenden das Hostienwunder zu
nennen.
Als Merkmale fränkischer Wirkereien werden der
einfarbig dunkle Grund, durch den erst die zartgetönte
Farbigkeit und die bewegte Silhouette der Darstellun-
gen wirksam werden, die hackenförmigen Gesteinsris.se,
strahlenfönnige Schattierung, die Laubstabbordüren
und die technische Fertigkeit hervorgehoben.
Um die Jahrhundertmitte ist eine Werkstatt im
Nürnberger Katharinenkloster nachzuweisen, der die
Verfasserin in erster Linie die Teppiche mit den volks-
tümlich erzählten Katharinenlegenden zuspricht. Aus
der Folge der Wirkereien mit allegorischen und Gesell-
schaftsszenen scheint der Einhornjagdteppich erwäh-
nenswert, dessen Miniaturszenen am unteren Rand
(z. B. der eseltreibende Müller) vorher am Mittelrhein
fast identisch vorkommen (vgl. T. 171 mit T, 283a).
Die reichen Bestände der mit religiös.en Bildern gezier-
ten Wirkereien von den 60.er Jahren ab, erscheinen
mehr und mehr vervollkommnet, im Technischen durch
den Einfluß niederländischer Wirker, im Formalen
durch die — im Gegensatz zu den anderen Landschaf-
ten schon innner bemerkte — Verbindung mit der ört-
lichen Malerei. Eine Spätblüte kommt so herauf, der
handwerkliche Verfeinerung und Mitarbeit führender
Maler wie Pleydenwurff und Wolgemut das Gepräge
Rücklaken mit Gesellschaftsspielen. Niirnberg um 1420. Berlin, Schloßmuseum
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gewarnt wird. In dieser Zeit, zu Ende des 15. Jahrh.
steht die Kunst des Mittelrheins — man denke auch an
die Glasmalereien — im Zeichen des Hausbuchmeisters.
Letzten Höhepunkt landschaftlicher Teppichkunst stel-
len der vielleicht auf ein dramatis.ches Spiel zurück-
gehende Susannenteppich (Taf. 208) und der Sippen-
teppich (Taf. 212) dar.
Während nun die vennutungsweise Zuteilung eini-
ger Arbeiten an T r i e r nur ungenügend vertcidigt
werden konnte, ist die Zusammenfassung der m i 11 e 1 -
deutschen Gruppe im „rhombischen“ Stil nnt dem
Auftakt im Marburger Teppich annehmbar. Auf diesem
wird das Gleichnis vom verlorenen Solin auf 8 quadra-
tischen Feldern mit riihrendem Ernst, in überaus. dra-
matischem Szenenwechsel anschaulich gemacht und in
seinem Auf und Nieder der Geschehnisse als Warnung
dem Werdegang eines Ritters gegenüber gestellt, wie
er in der Rankenbordüre von der Wiege bis zum Grabe
über Gehs.tuhl, Kreiseispiel, ABC, Reiherbeize, Turnier,
Minne . . . Alter und -Grabstein schlaglichtartig sich er-
hellt. Auffällig bei diesem Stück sind die Maße, die dies
ursprünglich 4J4 m hohe und 8 m breite, im ersten
Drittel des 15. Jahrh. gewirkte Riesenwerk nur mit
westlichen, höfischem Haushalt vorbehaltenen Arbeiten
vergleichen lass.en.
Das einzige in seiner Bedeutung den rheinischen
vergleichbare Zentrum innerhalb Deutschlands war in
F r a n k e n. Wieder ist es eine große Stadt — Nürn-
b e r g —- um die sich das Material gruppieren läßt.
Schon im 14. Jahrh. ist ein von Klosterfrauen und welt-
lichen Wirkern ausgeführtes Gewerbe hier nachweis-
bar. Ende 15. Jalirh. war die heimische Kunst erschöpft,
denn damals bestellten die Nürnberger Patrizier ilire
Teppiche in den Niederlanden, von wo aucli für alle
anderen deutschen Bildwirkzentren eine umschichtende
und die Gotik beschließende, direkte oder indirekte Be-
einflussung kam. Sahen wir nun in allen übrigen Wirk-
zentren Bodenständigkeit der Arbeiten als wichtigen
Faktor in Reclmung gesetzt, so hören wir aus Urkunden
iiber einen Export Nürnberger Teppiche. Eins der herr-
lichsten Frühwerke ist der Prophetenteppich vom letz-
ten Viertel des 14. Jalirh. Die zartfarbige, sanftgetönte
Faltenharmonie sefter in beschwingtem Redegestus zu-
geordneten Paare gibt ihn als Musterbeispicl jener auf-
blühenden Nürnberger Kunst zu erkennen. Hinweise
auf Bölimen einers.eits und die berühmten Apokalypsen-
teppiche in Angers andrerseits betten das, Werk in den
internationalen Zeitstil und, besieht man eine Gestalt
wie die vierte vom linken Bildrand, so vermeint man
einen schwachen Nachhall der zwingenden Gebärden-
sprache der Propheten und Apostel des Bamberger
Domes zu verspüren.
Auch hier eine Fülle ikonographisch hochwichtigen
Materials.. Minneallegorische Darstellungen, unter de-
nen die Teppiche in Regensburg mit dem Kampf der
Tugenden und Laster und das Minnegericht mit dem
Streit zwischen Ritter und Pfennig hervorstechen; der
Letztere im Formalen auf einer Miniatur, im Inhalt-
lichen auf einem Fastnachtsspiel beruhend. Die Gesell-
schaftsspiele des Rücklakens in Berlin erinnern gerade-
zu an die Spielaufzeichnung in Altswerts Minnegedicht
„der Tugenden Schatz“ und verhelfen erst neben dem
Material auf Kästchen und Miniaturen dazu die großen-
teils nur namentlich überlieferten Spiele zu identifi-
zieren. Auf religiösem Gebiet ist außer zahlreichen
örtiichen Heiligenlegenden das Hostienwunder zu
nennen.
Als Merkmale fränkischer Wirkereien werden der
einfarbig dunkle Grund, durch den erst die zartgetönte
Farbigkeit und die bewegte Silhouette der Darstellun-
gen wirksam werden, die hackenförmigen Gesteinsris.se,
strahlenfönnige Schattierung, die Laubstabbordüren
und die technische Fertigkeit hervorgehoben.
Um die Jahrhundertmitte ist eine Werkstatt im
Nürnberger Katharinenkloster nachzuweisen, der die
Verfasserin in erster Linie die Teppiche mit den volks-
tümlich erzählten Katharinenlegenden zuspricht. Aus
der Folge der Wirkereien mit allegorischen und Gesell-
schaftsszenen scheint der Einhornjagdteppich erwäh-
nenswert, dessen Miniaturszenen am unteren Rand
(z. B. der eseltreibende Müller) vorher am Mittelrhein
fast identisch vorkommen (vgl. T. 171 mit T, 283a).
Die reichen Bestände der mit religiös.en Bildern gezier-
ten Wirkereien von den 60.er Jahren ab, erscheinen
mehr und mehr vervollkommnet, im Technischen durch
den Einfluß niederländischer Wirker, im Formalen
durch die — im Gegensatz zu den anderen Landschaf-
ten schon innner bemerkte — Verbindung mit der ört-
lichen Malerei. Eine Spätblüte kommt so herauf, der
handwerkliche Verfeinerung und Mitarbeit führender
Maler wie Pleydenwurff und Wolgemut das Gepräge
Rücklaken mit Gesellschaftsspielen. Niirnberg um 1420. Berlin, Schloßmuseum
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