langen Krieg völlig beraubt, mit „Porzellangeld“ be-
zahlen. Was er damals in Meißen bestellte, gab Kändler
genug zu tun. Es waren recht umfangreiche und zum
Teil auch nicht leicht auszuführende Saclien, die er in
Auftrag gab. Und bei allem spielte das Plastische eine
große Rolle. Die umfangreichsten Bestellungen stellten
aber Speiseservice dar und deren Gestaltung lag ihm so
sehr am Herzen, daß er sich hierbei nicht mit dem be-
reits vorhandenen begnügte, vielmehr für jedes beson-
dere Angaben machte, durch die sie als etwas völlig
Neues entstehen sollten. Ja, er fand trotz der Nöte des
Krieges Zeit, eigenhändige Zeichnungen für sie anzu-
fertigen. Es ist dies ein neues Zeichen, wie persönlich
der König alles und selbst das Kleinste erfaßte.
Wir wissen bisher von sechs Servicen, die der Kö-
nig damals nach besonderen Angaben angefertigt haben
wollte, von denen wir auch ausreichende Beschreibun-
gen besitzen.x)
Von ihnen sollten zwei auf Grund „von des Königs
eigener Invention in Anlehnung an das Brühlsche Ser-
vice“ hergestellt werden. Das eine von ihnen sollte da-
bei grüne und schwarze „Mosaique“-Musterung erhalten,
daneben „natürliche“ Blumen, das andere in keiner an-
deren Farbe bemalt werden „als roth und zwar von der
Couleur, welche des Königs von Pohlen Maj. vorzüglich
lieben, mit Gold untermischt“ und zwar sollte hierbei „An
statt bey dem letzten (d. h. dem hier zuerst genannten)
Service die mosaische oder schuppigste Mahlerey auf
dem Rand grün mit schwarz ist, bei diesem neuen Ser-
vice auf eben die schuppigste Arth rot von obben be-
schriebener Couleur und der schwarze Schatten bey der
grünen hier bei den rothen Schuppen von Gold seyn. In
der Mitte aber deren sämtliche Stücke aber soll eine
zierliche Indianischc Blume ebenfalls gantz roth mit
Gold, doch alles so leicht als nur möglich angebracht
werden.“ Weiter bestellte der König dann noch ein
Service, das als „Vestunen-Service“ bezeichnet wird:
mit „durch Festons miteinander verbundeneu Amo-
rettenköpfen, die in erhabener Arbeit verzieren sol'lten“,
und als weiteres Service wird dann am 17. November
1762 ein Service erwähnt, das auf Grund eines einge-
sandten silbernen* 2) Tellers etwas „antique“ und
, muschlicht“ ausfallen und „inwendig“ mit „Camelen,
Affen, Elefanten, Pantherthieren, Straußen, Papageyen
und anderen indianischen Tieren“ bemalt werden sollte.
Dazu ward auch ein Tafelaufsatz mit japanischen Figu-
ren in Auftrag gegeben, weshalb es die Bezeichnung
„Japanische“ Service erhalten sollte.
Von diesen Servicen ist es mir schon vor längerer
Zeit geglückt, das „Vestunen-Service“ aufzufinden.3)
Meine Feststellung ward dann auch dadurch bestätigt,
daß eine ganze Reihe von Teilen desselben in den Kgl.
Preußischen Schlössern sich vorfanden. Sie befinden
b Siehe Zimmermann, Meißner Porzellan, 1926, S. 238.
2) So muß es heißen und nicht wie Berling (Das Meißner
Porzellan nnd seine Geschichte, 1900, S. 130) schreibt: seltener
Teller.
s) Siehe hieriiber meinen Aufsatz: Von Friedrich dem Großen
neu in Auftrag gegebene Meißner Porzcllane (Cicerone II, S. 52 ff.)
sich jetzt im Hohenzollernmuseum in Berlin. Nun aber
glaube ich nocli drei weitere feststellen zu können. Vor
kurzem ist von der Firma Hermann Ball, Dresden-Berlin
ein großes Speiseservice erworben worden, das in der
Hauptsache nach Paris gelangt ist, während die be-
deutendste Terrine (Abb. 1), sowie eine Stürze und ein
Teller (Abb. 2), letztere beiden als Geschenke der Firma
Hermann Ball, glücklicher Weise in die Dresdner
Porzellansammlung kamen, die kleinere Terrine (Abb. 3)
dagegen ins Feipziger Kunstgewerbemuseum und andere
Stücke in andere Sammlungen, sowie in Privatbesitz.
Das dies Service das zu zweit genannte mit Bemalung
in Rot und Gold darstellt, darüber kann wohl kein
Zweifel bestehen. Allerdings zeigen seine Formen zu-
nächst keine Verwandtschaft mit denen der Service, die
Abb. 1. Große Terrine aus dem 1761 von Friedrich d. G. bestellten
Service mit roter u. goldener Bemalung. Dresden, Porzcllansammlg.
für den Grafen Brühl besonders angefertigt worden sind,
d. h. dem Schwanenservice und dem „mit dem
Brühlschen AllerTei“. Es besitzt vielmehr am Rand
in feinen Rokokokartouchen in leichtem Relief
durchgearbeitete Gruppierungen von abwechselnd
Musikinstrumenten, astronomischen Apparaten, sowie
Blütenzweigen. Doch kann ja der Graf ein Service
besessen haben, das wir noch nicht kennen oder
er besaß auch ein solches mit dem „Marseille-
muster“,4) dessen Reliefschmuck am Rande sehr
wohl für Friedrich den Ausgangspunkt für das von
ihm bestellte Service abgegeben haben kann. Oder es ist
auch wohl denkbar, daß er mit dem Hinweis auf ein
Brühlsches Service nur sagen wollte, daß es eine Rand-
verzierung in Relief besitzen sollte, wie eine solche das
mit dem „Brühlschen Allerlei“ i. d. T. zeigt.
Terrinen mit diesem, die in der Form den hier be-
sprochenen sehr ähnlich sehen, kommen vor.5) Aus-
schlaggebend jedoch ist, daß das Relief des hier vorlie-
genden Services mit seinen Musikinstrumenten, astro-
nomischen Apparaten und Blumensträußen in der Meiß-
4) Abbildung des Musters in Zimmermann, Meißner Porzel-
lan, 1926, S. 209.
ß) Fine solchc befindet sicli z. B. in der Dresdner Porzellan-
sammlung.
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zahlen. Was er damals in Meißen bestellte, gab Kändler
genug zu tun. Es waren recht umfangreiche und zum
Teil auch nicht leicht auszuführende Saclien, die er in
Auftrag gab. Und bei allem spielte das Plastische eine
große Rolle. Die umfangreichsten Bestellungen stellten
aber Speiseservice dar und deren Gestaltung lag ihm so
sehr am Herzen, daß er sich hierbei nicht mit dem be-
reits vorhandenen begnügte, vielmehr für jedes beson-
dere Angaben machte, durch die sie als etwas völlig
Neues entstehen sollten. Ja, er fand trotz der Nöte des
Krieges Zeit, eigenhändige Zeichnungen für sie anzu-
fertigen. Es ist dies ein neues Zeichen, wie persönlich
der König alles und selbst das Kleinste erfaßte.
Wir wissen bisher von sechs Servicen, die der Kö-
nig damals nach besonderen Angaben angefertigt haben
wollte, von denen wir auch ausreichende Beschreibun-
gen besitzen.x)
Von ihnen sollten zwei auf Grund „von des Königs
eigener Invention in Anlehnung an das Brühlsche Ser-
vice“ hergestellt werden. Das eine von ihnen sollte da-
bei grüne und schwarze „Mosaique“-Musterung erhalten,
daneben „natürliche“ Blumen, das andere in keiner an-
deren Farbe bemalt werden „als roth und zwar von der
Couleur, welche des Königs von Pohlen Maj. vorzüglich
lieben, mit Gold untermischt“ und zwar sollte hierbei „An
statt bey dem letzten (d. h. dem hier zuerst genannten)
Service die mosaische oder schuppigste Mahlerey auf
dem Rand grün mit schwarz ist, bei diesem neuen Ser-
vice auf eben die schuppigste Arth rot von obben be-
schriebener Couleur und der schwarze Schatten bey der
grünen hier bei den rothen Schuppen von Gold seyn. In
der Mitte aber deren sämtliche Stücke aber soll eine
zierliche Indianischc Blume ebenfalls gantz roth mit
Gold, doch alles so leicht als nur möglich angebracht
werden.“ Weiter bestellte der König dann noch ein
Service, das als „Vestunen-Service“ bezeichnet wird:
mit „durch Festons miteinander verbundeneu Amo-
rettenköpfen, die in erhabener Arbeit verzieren sol'lten“,
und als weiteres Service wird dann am 17. November
1762 ein Service erwähnt, das auf Grund eines einge-
sandten silbernen* 2) Tellers etwas „antique“ und
, muschlicht“ ausfallen und „inwendig“ mit „Camelen,
Affen, Elefanten, Pantherthieren, Straußen, Papageyen
und anderen indianischen Tieren“ bemalt werden sollte.
Dazu ward auch ein Tafelaufsatz mit japanischen Figu-
ren in Auftrag gegeben, weshalb es die Bezeichnung
„Japanische“ Service erhalten sollte.
Von diesen Servicen ist es mir schon vor längerer
Zeit geglückt, das „Vestunen-Service“ aufzufinden.3)
Meine Feststellung ward dann auch dadurch bestätigt,
daß eine ganze Reihe von Teilen desselben in den Kgl.
Preußischen Schlössern sich vorfanden. Sie befinden
b Siehe Zimmermann, Meißner Porzellan, 1926, S. 238.
2) So muß es heißen und nicht wie Berling (Das Meißner
Porzellan nnd seine Geschichte, 1900, S. 130) schreibt: seltener
Teller.
s) Siehe hieriiber meinen Aufsatz: Von Friedrich dem Großen
neu in Auftrag gegebene Meißner Porzcllane (Cicerone II, S. 52 ff.)
sich jetzt im Hohenzollernmuseum in Berlin. Nun aber
glaube ich nocli drei weitere feststellen zu können. Vor
kurzem ist von der Firma Hermann Ball, Dresden-Berlin
ein großes Speiseservice erworben worden, das in der
Hauptsache nach Paris gelangt ist, während die be-
deutendste Terrine (Abb. 1), sowie eine Stürze und ein
Teller (Abb. 2), letztere beiden als Geschenke der Firma
Hermann Ball, glücklicher Weise in die Dresdner
Porzellansammlung kamen, die kleinere Terrine (Abb. 3)
dagegen ins Feipziger Kunstgewerbemuseum und andere
Stücke in andere Sammlungen, sowie in Privatbesitz.
Das dies Service das zu zweit genannte mit Bemalung
in Rot und Gold darstellt, darüber kann wohl kein
Zweifel bestehen. Allerdings zeigen seine Formen zu-
nächst keine Verwandtschaft mit denen der Service, die
Abb. 1. Große Terrine aus dem 1761 von Friedrich d. G. bestellten
Service mit roter u. goldener Bemalung. Dresden, Porzcllansammlg.
für den Grafen Brühl besonders angefertigt worden sind,
d. h. dem Schwanenservice und dem „mit dem
Brühlschen AllerTei“. Es besitzt vielmehr am Rand
in feinen Rokokokartouchen in leichtem Relief
durchgearbeitete Gruppierungen von abwechselnd
Musikinstrumenten, astronomischen Apparaten, sowie
Blütenzweigen. Doch kann ja der Graf ein Service
besessen haben, das wir noch nicht kennen oder
er besaß auch ein solches mit dem „Marseille-
muster“,4) dessen Reliefschmuck am Rande sehr
wohl für Friedrich den Ausgangspunkt für das von
ihm bestellte Service abgegeben haben kann. Oder es ist
auch wohl denkbar, daß er mit dem Hinweis auf ein
Brühlsches Service nur sagen wollte, daß es eine Rand-
verzierung in Relief besitzen sollte, wie eine solche das
mit dem „Brühlschen Allerlei“ i. d. T. zeigt.
Terrinen mit diesem, die in der Form den hier be-
sprochenen sehr ähnlich sehen, kommen vor.5) Aus-
schlaggebend jedoch ist, daß das Relief des hier vorlie-
genden Services mit seinen Musikinstrumenten, astro-
nomischen Apparaten und Blumensträußen in der Meiß-
4) Abbildung des Musters in Zimmermann, Meißner Porzel-
lan, 1926, S. 209.
ß) Fine solchc befindet sicli z. B. in der Dresdner Porzellan-
sammlung.
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