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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1/2. Oktoberheft
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Zimmermann, Ernst: Die Meißner Service Friedrichs des Großen: drei weitere während des siebenjährigen Krieges bestellte Service aufgefunden
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0070

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stelit, fast wie ein Hrzeugnis der Berliner Maiiufaktur
wirkt.

Docli nocli ein weiteres der von Friedrich damals
in Meißen bestellten Service läßt sich auf Grund des
soeben besprochenen feststellen. Vor etwa 18 Jahren
kam aus brandenburgischem Adelsbesitz ein Service in
den Handel, das ganz der Beschreibung desjenigen ent-
spricht, das der König vor jenem bestellt hatte. Hs zeigt,
wie der Köuig es verlangte, grüne, schwarz abschat-
tierte „Mosaique“-musterung, ist weiter auch mit „natür-
licheu Bluinen“ bemalt und weist auch als Randverzie-
rung das „preußisch-musikalische Dessin“ auf, das das
soeben besprochene Service ziert. Daneben zeigt auch
eine Terrine desselben, die damals in die Dresdner Por-
zellansammlung gelangte, die gleichen Formen, wie die
vom Leipziger Kunstgewerbemuseum erworbene des
nur in Rot und Gold bemalten (Abb. 2). Und auch hier
dürfte von AVichtigkeit sein, daß es aus altem preu-
ßischem Adelsbesitz stammt.7) Es dürfte gleichfalls ein
Geschenk des Königs darstellen. Auch dies Service
macht wieder einen sehr reizvollen Eindruck. Nur wirkt
es infolge der Buntheit seiner Bemalung und des domi-
nierenden Grüns nicht ganz so prächtig, wie das fast nur
in Rot und Gold bemalte. Auch kommt wegen der
reicheren und breiteren Bemalung das schimmernde
Weiß des Porzellans nicht ganz so zur Geltung, Docli
gehört auch dieses zu den besten, die wir von Meißen
kennen.

Und endlich läßt sich dann noch ein viertes, der da-
mals von Friedrich in Auftrag gegebenen Service fest-
stellen. Es ist jenes oben bezeichnete, am 17. Novem-
ber 1762 erwähnte, das auf Griind eines eingesandten
silbernen Tellers etwas „antique und muschlicht“ geha'l-
ten, mit einem gelben Rand versehen und mit allerhand
„indianischen“ Tieren bemalt werden sollte. Teller
dieser Art haben sich bisweilen gefunden, von denen
einer in die Dresdner Sammlung gelangt ist (Abb. 4).
Er zeigt einen ausgewellten Rand mit breiten zur Mitte
gehenden, gewundenen Furchen. Dieser ist zunächst
in Gold eingefaßt, dann zu einem Drittel mit gelber, durcli
chinesische Grundmusterung in Schwarz belebter, von
violetten Rokokoschnörkeln eingefaßter Mosaique-
musterung bedeckt und zur Mitte zu in lebhaftem Blau
abgestrichelt, wie dies sonst eigentlich erst für die
„Punktzeit“ charakteristisch ist. Im Spiegel aber ist der
Teller mit einem auf einem Erdsockel stehenden, pudel-
artigen Pavian neben einer Blattpflanze und einem
kaktusähnlichen Gewächs bemalt, mithin mit einem
Affen, der ja mit unter den Tieren aufgeführt ist, mit
denen das „japanische Service“ auf Friedrichs Wunsch
bemalt werden sollte. Das „etwas Antique“ ist zwar
nicht allzu sehr zum Ausdruck gekommen. Es kann nur
in den breiten, gewundenen Furchen des Randes gesehen

') Ein Teil dieses Service soll noch in einem anderen Teil
der Familie verblieben sein.

werden, die von den Kannelüren vou Säulen und dergl.
ihren Ausgang genommen haben köunen. Sie stellen
auch das „Muschlichte“ an diesem Service dar. Ter-
linen haben sich freilich meines Wissens von diesem
Service bisher nicht gefunden. So ist es leicht möglich,
daß es, ja erst im November 1762 bestellt, da schon am
15. Februar des folgenden Jahres der Krieg durch den
Frieden von Hubertusburg sein Ende fand, nicht mehr
zur Vollendung kam. Dafür spricht auch die Seltenheit
der Teller. Dies Service jedoch hätte sich wohl kaum
mit den vorher genannten an Reiz messen können. Die
Vermengung von Rokoko und Louis XVI.-Stil wirkt nicht
sehr erfreulich. Dazu auch nicht das Farbenbeieinander,

Abb. 4. Teller aus dem 1/62 von Friedrich d. Gr. in Meißen
bestellten „japanischen Service“

da die durchaus realistisch in gebrochenen Tönen gehal-
tenen Tiere in der Mitte nicht gut zu dem lebhaften Gelb
und Blau des Randes stehen. Möglich daher auch, daß
die wenigen bisher aufgefundenen Teller nur Probe-
stücke darstellten, wie solche nachweislich dem Könige
von anderen Servicen vorgelegt wurden. Sie mögen
dann nicht gefallen haben, weshalb die Ausführung des
Services unterblieb. Diese Annahme würde dem Ge-
schmack des Königs ja nur alle Ehre machen, der bei
den beiden anderen sich ja so besonders großartig be-
kundet hatte. Er hat später dann ja bekanntlich in seiner
eigenen Fabrik sich gleichfalls ein „japanisches“ Service
anfertigen lassen, das, nun ganz im Louis XVI.-Stil ge-
halten, und auch einheitlicher bemalt,s) zu weit harmo-
nischerer Wirkung gelangt ist.

8) Siehe die Abbildung desselben bei Lenz, Berliner Porzel-
lan auf Tafel 67 und 68.

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