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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI Heft:
1/2. Novemberheft
DOI Artikel:
Voss, Hermann: Ein unbekanntes Frühwerk Correggios
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0109

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gnüge mich damit mitzuteilen, daß unterdessen bei einer
Reinigung des Bildes auf der Riickseite das bekannte
Monogramm des Biliverti und das wahrscheinlich als
1641 zu lesende Datum (die Ziffer 6 ist bes.onders deut-
lich) zum Vorschein gekommen ist. Das Monogramm
wie die Jahreszahl hat graphologisch genau die gleichen
Formen wie bei dem von mir publizierten Bilde ,,Venus,
Amor und ein Satyr“ der Sammlung Cremer in Dort-
mund, das ebenfalls auf der Rückseite signiert und von
1636 datiert ist (vgl. „Archiv für Kunstgeschichte 1914,
Lief. I). Auch dieses Gemälde war übrigens friiher
einmal Correggio genannt worden, ein Beweis dafiir,
daß eine solche Verwechslung immerhin naheliegend
sein muß. Nicht genug aber mit dieser schlagenden Be-
stätigung der Zuweisung an Biliverti: es fand sich auf
der Rücks,eite der „Mansuetudine“ auch nocli eine alte
Inschrift, die leider schwer entzifferbar ist, aber deut-
lich die Worte: Ser. mo Leopoldo erkennen läßt, also
den von mir s. Z. quellenmäßig nachgewiesenen Namen
des Bestellers. Es ist wohl selten in der kunstge-
schichtlichen Fors.chung möglich, eine auf stilkritischem
Wege gefundene Zuschreibung bis zur Evidenz eines
juristisch zwingenden Beweises dokumentarisch zu er-
härten; welchen Zweck aber haben derartige Nach-
weise, falls sie ausnahmsweise einmal wirklich gelingen,
wenn es jedem Späteren erlaubt sein soll, mit olym-
pischer Gebärde darüber einfach zur Tagesordnung
überzugehen? Alles nämlich, was Venturi über den
ganzen Fall mitzuteilen für nötig hält, ist in folgendem
wörtlichen Zitat enthalten:

„Publiziert als Werk Correggios, von A. Venturi in
,L’ Arte‘ 1921. Dieser Zuschreibung widersprach Her-
mann Voß in der ,Kunstchronik‘ 1921.“ (!)

Hs ist ohne Zweifel eine große Auszeichnung für
mich, daß Herr Senator Venturi von meinem „Widcr-
spruch“ überhaupt Kenntnis nimmt, aber noch autora-
tiver und konsequenter würde ich es finden, wenn meine
unerbetene Meinungsäußerung ebenso wortlos unter den
Tiscli gefallen wäre wie die vorher genannte.

Auf die zahlreichen weiteren Anleihen bei Meistern
des Seicento einzugehen, mit denen Venturi Correggio
bereichert, würde hier zu weit führen; es genüge dar-
auf hinzuweisen, daß der Freund der italienischen Ba-
rockmalerei unter den Tafeln dieses „schwerwiegen-
den“ Ausstattungswerkes, mancherlei Interessantes fin-
den kann. Ich will mich auf ein Beispiel beschränken,
das wieder einen Meister der florentinischen Schule des
17. Jahrhunderts betrifft. Es ist die Tafel 194 des
Werkes, deren Zus.chreibung an Correggio in folgender
lapidarer Kürze „begründet“ wird:

Correggio : Eva. London, L. C. Nicholson
(Taf. 194).

Man gestatte mir, meine „widersprechende“ Mei-
nung in ebenso lakonischer Weise zu „begründen“ und
mich im übrigen auf die beigegebene Abbildung zu
beziehen:

F r a n c e s c o F u r i n i : Eva. London, L. C. Ni-
cholson (Abb. 6).

Chinesische Keramik (Ying ching, Ju yao, Sung-Zeit) aus der Sammlung Aug. G. Sproesser li. I eil
Versteigerung bei Hugo Helbing, Frankfurt a. M.

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