Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0122
DOI Heft:
1/2. Novemberheft
DOI Artikel:Ury, Lesser: Meine Reise nach London
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ser, Schiffe, Menschen: alles wird hier von einem zarten
weißen Schleier eingehtillt, aus dem nur hin und wieder
die rote und gelbe Sonnenscheibe durchbricht und dann
alles mit einer zauberhaften Fiille von Gold und Silber
begießt. Mit meiner Technik, die ich vierzig Jahre lang
eigentlich male. Und nur einmal geschah es, daß der
Policeman mich bat, höflich aber eindringlich bat, fort-
zugehen, weil der Verkehr durch die Menschenmassen,
die mich umgaben, gestört war. Sonst aber bin ich in
London niemals belästigt worden und ich kann wohl
Lesser Ury, Die Nadel der Kleopatra. Pastell. London 1926
Ausstellung in der Kunstkammer Martin Wasservogel in Berlin
gebrauchte, war hier nichts anzufangen, um dieses weiß-
graue Licht wiederzugeben. Ich mußte meine Technik
vollständig umstellen und war oft verzweifelt, aber ich
habe trotzdem einige größere Bilder von der Themse in
sagen, daß mir der Engländer als der höflichste Mann er-
schien, dem ich jemals begegnet bin. Doch das aller-
schwierigste der ganzen Reise war, die Bilder, Studien
und Pastelle nach Berlin zu bringen. Wenn ich daran
Lesser Ury, Charing Cross. Pastell. London 1926
Ausstellung in der Kunstkammer Martin Wasservogel in Berlin
London mitten unter den Menschen gemalt, und nur daß denke, sage ich mir: „nie wieder“. Aber wer weiß, ob
ich fast kein Wort Englisch verstand, hat es mir ermög- ich es nicht doch noch einmal, trotz meines liohen Alters
licht, standzuhalten, wenn hunderte von Menschen um tun werde. Denn London ist die stimmungsvollste Stadt,
mich herum waren, um zu sehen und zu raten, was ich die ich bis heute gesehen habe.
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weißen Schleier eingehtillt, aus dem nur hin und wieder
die rote und gelbe Sonnenscheibe durchbricht und dann
alles mit einer zauberhaften Fiille von Gold und Silber
begießt. Mit meiner Technik, die ich vierzig Jahre lang
eigentlich male. Und nur einmal geschah es, daß der
Policeman mich bat, höflich aber eindringlich bat, fort-
zugehen, weil der Verkehr durch die Menschenmassen,
die mich umgaben, gestört war. Sonst aber bin ich in
London niemals belästigt worden und ich kann wohl
Lesser Ury, Die Nadel der Kleopatra. Pastell. London 1926
Ausstellung in der Kunstkammer Martin Wasservogel in Berlin
gebrauchte, war hier nichts anzufangen, um dieses weiß-
graue Licht wiederzugeben. Ich mußte meine Technik
vollständig umstellen und war oft verzweifelt, aber ich
habe trotzdem einige größere Bilder von der Themse in
sagen, daß mir der Engländer als der höflichste Mann er-
schien, dem ich jemals begegnet bin. Doch das aller-
schwierigste der ganzen Reise war, die Bilder, Studien
und Pastelle nach Berlin zu bringen. Wenn ich daran
Lesser Ury, Charing Cross. Pastell. London 1926
Ausstellung in der Kunstkammer Martin Wasservogel in Berlin
London mitten unter den Menschen gemalt, und nur daß denke, sage ich mir: „nie wieder“. Aber wer weiß, ob
ich fast kein Wort Englisch verstand, hat es mir ermög- ich es nicht doch noch einmal, trotz meines liohen Alters
licht, standzuhalten, wenn hunderte von Menschen um tun werde. Denn London ist die stimmungsvollste Stadt,
mich herum waren, um zu sehen und zu raten, was ich die ich bis heute gesehen habe.
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