Lehrer so gut, daß er sich 1846 an den Minister des
öfentlichen Unterrichts de Slavandy wandte, mn eine
Mission für Aegypten zu erhalten. Abschlägig beschie-
den, blieb er s.einer Vorliebe treu und gab 1847 einen
Katalog der aegyptischen Altertiimer des Boulogner
Museums heraus, der den kiinftigen Aegyptologen ver-
riet. Mit Unterstützung des Archaeologen Charles Le-
nonnant und Adrien de Longperier gelang es Mariette
am 1. Mai 1849 als Hilfsarbeiter in dcr aegyptischen Ab-
teilung dcs Louvre unterzukommen, und damit war sein
Weg bezeichnet. Ein eis.erner Wilie, eine uniiberwind-
liclie Beharrlichkeit, ein außerordentlicher Eifer und
Enthusiasmus beseelten ihn, und tatsächlich stand er am
22. August 1850 am Ziele seiner Wünsche, indem der
Minister des öffentlichen Unterrichts de Parieu und der
Minister des Innern Baroche ihm den Auftrag erteilten,
in den aegyptis.chen Klöstern nach koptischen, sy-
rischen, arabischen und aethiopischen Manuskripten zu
forschen.
Am 12. Oktober 1850 betrat Mariette zuerst aegyp-
tischen Boden; er sclirieb dariiber aus Kairo an Arthur
Rhone:
,,Tm Westen, gebadet in Cxold und Feuer der unter-
gehenden Sonne standen die Pyramiden. Das Schau-
spiel war großartig und der Moment für mich ent-
scheidend. Ich hatte Gize, Abus.ir, Sakkarah, Da-
schur, Mit-Raliine vor mir. Der Traum meines Le-
bens hatte feste Gestalt angenommen. Vor mir er-
hob sich eine Welt von Gräbern, Statuen, Stelen, In-
schriften. Ich beeilte meine Reise, und am 20ten
Oktober lagerte icli am Fuß der großen Pyramide.“
Gegeniiber allen anderen Aegyptologen glaubte Ma-
riette an die Existenz des Serapeums, an die Gräber
der Apisstiere, und ein Zauber leitete ihn bei s.einen
Ausgrabungen, so daß er stets gefiihrt von seinem Genie
das Richtige traf. Er hatte das Glück in Linant-Bey
einen Begleiter ersten Ranges zu finden. Der eigent-
liche Zweck seiner Reise war in sich zusammengefallen,
der englische Reverend Tattam hatte es verstanden, die
Mönche der Klöster an den Natronseen zur Herausgabe
ihrer Manuskripte gegen geringe Ents.chädigung zu be-
wegen. So war Mariette Herr seiner selbst, und s.o
machte er sich am 1. November 1850 von Memphis aus
auf die Suche nach dem Serapeum. Der successive
Fund von 21 Sphinxen stärkte seine Vermutung, daß er
die von Strabo erwähnte Allee nach dem Serapheum
vor sich habe, am 1. Januar 1851 hatte er die 134.
Sphinx ausgegraben; keine neue Sphinx zeigte sich
mehr, bis endlich fast im rechten Winkel zu den in der
Allee stehenden Sphinxe im Süden die 135. Sphinx ge-
funden wurde. Mariette gönnte sich nicht Ruhe und
nicht Rast, und am 1. März stand er tatsächlich vor dem
Serapeum. Nur seiner Energie hatte er es zu verdan-
ken, daß die Chikanen des Gouverneurs, der am 4. Juni
1851 das Weiterarbeiten verboten hatte, am 20. Juni ein
Ende nahmen. Sein Geld war zu Ende, da votierte ihm
die Nationalversammlung am 16. August 1851 eine Sub-
vention von 30 000 Franken. Da kam abermals ein Hin-
dernis; das aegyptische Gouvernemcnt verlangte die
Auslieferung der ausgegrabenen 513 Monumente. Docli
Mariette hielt Stand und verbarg nun seine Ausgrabun-
gen vor dem Neide der aegyptischen Beamten und ließ
fortan nur noch des Nachts arbeiten. In der Nacht vom
12. November 1851 stürzten die Arbeiter zu Mariette
„Stehen Sie schnell auf, wir haben ein s.chönes Portal
gefunden“. Mariette sah beim Fackelschein, daß hinter
dem Portal tiefe Galerien mit Riesensarkophagen lagen,
und er triumphierte, daß die Ungewißheit zu Ende war
und scine Hoffnungen in Erfüllung gingen. Eine neue
Unterbrechung der Arbeiten drohte, von überall stand
der Neid gegen Mariette auf, bis er dank seiner Energie
am 11. Februar 1852 die Autorisation erhielt, die Gra-
bungen fortzusetzen. Am 15. März 1852 stand er vor
einem jungfräulichen Grab; beim Eintritt fand er alles
s.o, wie es die Apispriester verlassen hatten. Selbst die
Eindrücke der nackten Füße der Arbeiter, die einst dort
gearbeitet hatten, waren in dem Sand erhalten. Ma-
riette beschloß dies Grab nicht zu berühren und setzte
seinen Willen durch. In den ersten Tagen des Jahres
1853 wanderten 7000 Objekte aus dem Serapheum nach
Alexandrien unter den Schutz des französischen Kon-
sulats,; nur die Sarkophage der heiligen Apisstiere
blieben an Ort und Stelle. Ende 1853 gelang es Mariette
seine Ausgrabungen sicher nacli Frankreich zu bringen,
wo ihm alle möglichen Ehren zu Teil wurden, und wo
er im Januar 1856 zum Korrespondenten des Institut
ernannt wurde. 1857 kehrte Mariette nach Aegypten
zurück, 1861 fand er dort einen Kalkstein, auf dem er
die ungemein wichtige Liste der aegyptischen Monar-
chien vor Errichtung der Pyramiden fand. 1854 war
der Vizekönig Abbas Pascha ermordet worden; über
die Guns.t, die ihm sein Nachfolger Said Pascha erwies
habe ich oben schon gesprochen. Das Dekret von 1862
öffnete Mariette alle Tempel, alle Felsengräber, die
unter dem Sand begraben waren und ermöglichte ihm
die Gewinnung von tausenden von Gegenständen, die
in dem neu errichteten Museum von Bulak unterge-
bracht wurden und von dem Ruhm der alten Pharaonen
Kunde geben. Im Oktober 1863 wurde das Museum in
Bulak feierlich eröffnet. Die Weltausstellung von 1867
gestaltete sich zu einem großen Triumph für Mariette.
Die aegyptis.che Galerie zeigte sein ganzes Werk, und
die ganze Welt jubelte ihm zu. — Und 1869 feierte er
einen neuen Triumph, als er für den Vizekönig Ismael
Pasclia die Vorbereitungen für die Eröffnung des Suez-
kanals betrieb und demselben bei der Eröffnung zur
Seite stehen 'durfte.
Mariette gönnte sich trotz aller Erfolge keine
Ruhe; die Gräber von Sakkarah, die dem alten Reich,
besonders der 4. bis 6. Dynastie angehörten, waren
Probleme, die er zu ers.chließen sicli vorgenommen
hatte. Selbst der ihm 1873 angebotenc Lehrstuhl der
Aegyptologie am College de France und der Sitz im
Senat konnten ihn dieser Aufgabe nicht abwendig
machen. Am 5. Juni 1879 wurde er vom Khediven zum
Pascha ernannt. Seine Ausgrabungen in Sakkarah, bei
denen ihm Heinrich Brugsch zur Seite stand, gestalte-
ten sich zu einem großen Triumphe. Noch kurz vor
140
öfentlichen Unterrichts de Slavandy wandte, mn eine
Mission für Aegypten zu erhalten. Abschlägig beschie-
den, blieb er s.einer Vorliebe treu und gab 1847 einen
Katalog der aegyptischen Altertiimer des Boulogner
Museums heraus, der den kiinftigen Aegyptologen ver-
riet. Mit Unterstützung des Archaeologen Charles Le-
nonnant und Adrien de Longperier gelang es Mariette
am 1. Mai 1849 als Hilfsarbeiter in dcr aegyptischen Ab-
teilung dcs Louvre unterzukommen, und damit war sein
Weg bezeichnet. Ein eis.erner Wilie, eine uniiberwind-
liclie Beharrlichkeit, ein außerordentlicher Eifer und
Enthusiasmus beseelten ihn, und tatsächlich stand er am
22. August 1850 am Ziele seiner Wünsche, indem der
Minister des öffentlichen Unterrichts de Parieu und der
Minister des Innern Baroche ihm den Auftrag erteilten,
in den aegyptis.chen Klöstern nach koptischen, sy-
rischen, arabischen und aethiopischen Manuskripten zu
forschen.
Am 12. Oktober 1850 betrat Mariette zuerst aegyp-
tischen Boden; er sclirieb dariiber aus Kairo an Arthur
Rhone:
,,Tm Westen, gebadet in Cxold und Feuer der unter-
gehenden Sonne standen die Pyramiden. Das Schau-
spiel war großartig und der Moment für mich ent-
scheidend. Ich hatte Gize, Abus.ir, Sakkarah, Da-
schur, Mit-Raliine vor mir. Der Traum meines Le-
bens hatte feste Gestalt angenommen. Vor mir er-
hob sich eine Welt von Gräbern, Statuen, Stelen, In-
schriften. Ich beeilte meine Reise, und am 20ten
Oktober lagerte icli am Fuß der großen Pyramide.“
Gegeniiber allen anderen Aegyptologen glaubte Ma-
riette an die Existenz des Serapeums, an die Gräber
der Apisstiere, und ein Zauber leitete ihn bei s.einen
Ausgrabungen, so daß er stets gefiihrt von seinem Genie
das Richtige traf. Er hatte das Glück in Linant-Bey
einen Begleiter ersten Ranges zu finden. Der eigent-
liche Zweck seiner Reise war in sich zusammengefallen,
der englische Reverend Tattam hatte es verstanden, die
Mönche der Klöster an den Natronseen zur Herausgabe
ihrer Manuskripte gegen geringe Ents.chädigung zu be-
wegen. So war Mariette Herr seiner selbst, und s.o
machte er sich am 1. November 1850 von Memphis aus
auf die Suche nach dem Serapeum. Der successive
Fund von 21 Sphinxen stärkte seine Vermutung, daß er
die von Strabo erwähnte Allee nach dem Serapheum
vor sich habe, am 1. Januar 1851 hatte er die 134.
Sphinx ausgegraben; keine neue Sphinx zeigte sich
mehr, bis endlich fast im rechten Winkel zu den in der
Allee stehenden Sphinxe im Süden die 135. Sphinx ge-
funden wurde. Mariette gönnte sich nicht Ruhe und
nicht Rast, und am 1. März stand er tatsächlich vor dem
Serapeum. Nur seiner Energie hatte er es zu verdan-
ken, daß die Chikanen des Gouverneurs, der am 4. Juni
1851 das Weiterarbeiten verboten hatte, am 20. Juni ein
Ende nahmen. Sein Geld war zu Ende, da votierte ihm
die Nationalversammlung am 16. August 1851 eine Sub-
vention von 30 000 Franken. Da kam abermals ein Hin-
dernis; das aegyptische Gouvernemcnt verlangte die
Auslieferung der ausgegrabenen 513 Monumente. Docli
Mariette hielt Stand und verbarg nun seine Ausgrabun-
gen vor dem Neide der aegyptischen Beamten und ließ
fortan nur noch des Nachts arbeiten. In der Nacht vom
12. November 1851 stürzten die Arbeiter zu Mariette
„Stehen Sie schnell auf, wir haben ein s.chönes Portal
gefunden“. Mariette sah beim Fackelschein, daß hinter
dem Portal tiefe Galerien mit Riesensarkophagen lagen,
und er triumphierte, daß die Ungewißheit zu Ende war
und scine Hoffnungen in Erfüllung gingen. Eine neue
Unterbrechung der Arbeiten drohte, von überall stand
der Neid gegen Mariette auf, bis er dank seiner Energie
am 11. Februar 1852 die Autorisation erhielt, die Gra-
bungen fortzusetzen. Am 15. März 1852 stand er vor
einem jungfräulichen Grab; beim Eintritt fand er alles
s.o, wie es die Apispriester verlassen hatten. Selbst die
Eindrücke der nackten Füße der Arbeiter, die einst dort
gearbeitet hatten, waren in dem Sand erhalten. Ma-
riette beschloß dies Grab nicht zu berühren und setzte
seinen Willen durch. In den ersten Tagen des Jahres
1853 wanderten 7000 Objekte aus dem Serapheum nach
Alexandrien unter den Schutz des französischen Kon-
sulats,; nur die Sarkophage der heiligen Apisstiere
blieben an Ort und Stelle. Ende 1853 gelang es Mariette
seine Ausgrabungen sicher nacli Frankreich zu bringen,
wo ihm alle möglichen Ehren zu Teil wurden, und wo
er im Januar 1856 zum Korrespondenten des Institut
ernannt wurde. 1857 kehrte Mariette nach Aegypten
zurück, 1861 fand er dort einen Kalkstein, auf dem er
die ungemein wichtige Liste der aegyptischen Monar-
chien vor Errichtung der Pyramiden fand. 1854 war
der Vizekönig Abbas Pascha ermordet worden; über
die Guns.t, die ihm sein Nachfolger Said Pascha erwies
habe ich oben schon gesprochen. Das Dekret von 1862
öffnete Mariette alle Tempel, alle Felsengräber, die
unter dem Sand begraben waren und ermöglichte ihm
die Gewinnung von tausenden von Gegenständen, die
in dem neu errichteten Museum von Bulak unterge-
bracht wurden und von dem Ruhm der alten Pharaonen
Kunde geben. Im Oktober 1863 wurde das Museum in
Bulak feierlich eröffnet. Die Weltausstellung von 1867
gestaltete sich zu einem großen Triumph für Mariette.
Die aegyptis.che Galerie zeigte sein ganzes Werk, und
die ganze Welt jubelte ihm zu. — Und 1869 feierte er
einen neuen Triumph, als er für den Vizekönig Ismael
Pasclia die Vorbereitungen für die Eröffnung des Suez-
kanals betrieb und demselben bei der Eröffnung zur
Seite stehen 'durfte.
Mariette gönnte sich trotz aller Erfolge keine
Ruhe; die Gräber von Sakkarah, die dem alten Reich,
besonders der 4. bis 6. Dynastie angehörten, waren
Probleme, die er zu ers.chließen sicli vorgenommen
hatte. Selbst der ihm 1873 angebotenc Lehrstuhl der
Aegyptologie am College de France und der Sitz im
Senat konnten ihn dieser Aufgabe nicht abwendig
machen. Am 5. Juni 1879 wurde er vom Khediven zum
Pascha ernannt. Seine Ausgrabungen in Sakkarah, bei
denen ihm Heinrich Brugsch zur Seite stand, gestalte-
ten sich zu einem großen Triumphe. Noch kurz vor
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