art ihr — trotz ihres dauernden Abhängigkeitsverhält-
nisses von den byzantinischen Vorbildern — in Wahr-
heit innewohnen. In diesem Sinne hat die Berliner Aus-
stellung in den Annalen der deutschen Kunstwissenschaft
historische Geltung gewonnen. Vermittelte sie doch
deren auch von auswärts zu ihrem Studium nach Berlin
gekommenen Vertretern zum ersten Mal die Anschauung
des großen, bisher zu Unrecht vernachläßigten russi-
schen Forschungsgebiets.
Ueber die Umstände, die Faksimilekopien als. unent-
behrliche Hilfsmittel beim Studium der schwer zu-
gänglichen, schwar an Ort und Stelle erkennbaren und
wegen der geringen Raumabstände in den kleineren
in denen die zu behandelnden Wandmalereien zugleich
in Photographien, Umrisszeichnungen und farbigen Nach-
bildungen zur Veröffentlichung gelangen.*)
Die genannten Faksimilekopien nach den Wand-
malereien der 18. Dynastie, von denen Professor Hein-
ricli Schaefer einige für das Berliner Aegyptische
Museum angeschafft hat (wo sie im großen Saale des
Neuen Reiches zu sehen sind) geben gleich den russi-
schen Kopien den Zustand der betreffenden Wandmale-
rei zusammen mit allen an ihr wahrnehmbaren Be-
schädigungen wieder. Beim Vergleich dieser englischen
Arbeiten mit den russischen ist dabei zu bemerken, daß
die Russen die Risse und Flecken zu sehr als selbstän-
Abb. 1. Das Mandilion Fresko aus dem Ende des XII. Jahrhunderts
Kirche von Nereditza bei Nowgorood
(Nach der 1925 von J. N. Dmitrijev angefertigten Kopie)
altrussischen Kirchen schwer photographierbaren
Originale erscheinen lassen, sowie iiber die Technik
der Herrs.tellung solcher Kopien finden sich genauere
Angaben von Professor Th. Schmit und seiner Assi-
stentin Fräulein L. A. Durnovo im Kataloge der Aus-
stellung, der als 22/23. Heft der Veröffentlichungen des
Kunstarchivs des Werkkunst-Verlages, Berlin SW 19,
erschienen ist. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des
staatlichen Instituts für Kunstgeschichte in Leningrad
vereinigen in ganz ausgezeichneter Weise ausübendes
Können mit kunstgeschichtlichem Wissen. Was die
Sorgfalt und Umsicht ihrer Arbeiten betrifft, so können
diese originalgroßen Nachbildungen alter russischer
Wandmalereien am besten jenen vollendeten Faksimile-
kopien der Wandmalereien in den thebanischen Gräbern
der 18. Dynastie verglichen werden, die in den letzten
Jahren vor allem von Frau Nina de Garis Davies her-
gestellt worden sind. Bekanntlich dienen diese Kopien
als Unterlagen der mustergiltigen ägyptologischen
Publikationen des New-Yorker Metropolitan-Museums,
diges Stilleben aufzufassen. Vor dem Original ist das
Auge des Beschauers aber s.tets geneigt, die zufälligen
Beschädigungen ganz zu übersehen; daher ein Netz
auf das sorgfältigste mit all ihren Schlagschatten nach-
gebildeter feiner Risse (wie etwa bei Kopie Nr. 1 der
russischen Aus.stellung) auf diese Art zu stark hervor-
tritt, und den Charakter der alten Malerei zu verändern
imstande ist.
Andererseits ist der gänzliche Verzicht auf jedes
Poträtieren der zufälligen Beschädigungen, wie er von
den deutschen Kopisten der Latmos-Fresken geübt wor-
*) 1914 stiftete Mrs. Edward F. Tytus zur Erinnerung an ihren
Sohn, den friih verstorbenen amerikanischen Aegyptologen Robb
de Peyster-Tytus (1876—1913) dem Metropolitanmuseum ein Kapi-
tal zur Bestreitung ägyptologischer Forschungen und Veröffent-
lichungen. Die Bände der „Robb de P. Tytus Memorial-Series“
erscheinen unter der Redaktion des Direktors der ägyptischen Abtei-
lung des Metropolitanmuseums, A. M. Lythgoe. Als erste Veröffent-
lichung erschien 1917 das von dem englischen Aegyptologen Norman
de Garis Davies bearbeitcte ,,Grab des Nacht“.
142
nisses von den byzantinischen Vorbildern — in Wahr-
heit innewohnen. In diesem Sinne hat die Berliner Aus-
stellung in den Annalen der deutschen Kunstwissenschaft
historische Geltung gewonnen. Vermittelte sie doch
deren auch von auswärts zu ihrem Studium nach Berlin
gekommenen Vertretern zum ersten Mal die Anschauung
des großen, bisher zu Unrecht vernachläßigten russi-
schen Forschungsgebiets.
Ueber die Umstände, die Faksimilekopien als. unent-
behrliche Hilfsmittel beim Studium der schwer zu-
gänglichen, schwar an Ort und Stelle erkennbaren und
wegen der geringen Raumabstände in den kleineren
in denen die zu behandelnden Wandmalereien zugleich
in Photographien, Umrisszeichnungen und farbigen Nach-
bildungen zur Veröffentlichung gelangen.*)
Die genannten Faksimilekopien nach den Wand-
malereien der 18. Dynastie, von denen Professor Hein-
ricli Schaefer einige für das Berliner Aegyptische
Museum angeschafft hat (wo sie im großen Saale des
Neuen Reiches zu sehen sind) geben gleich den russi-
schen Kopien den Zustand der betreffenden Wandmale-
rei zusammen mit allen an ihr wahrnehmbaren Be-
schädigungen wieder. Beim Vergleich dieser englischen
Arbeiten mit den russischen ist dabei zu bemerken, daß
die Russen die Risse und Flecken zu sehr als selbstän-
Abb. 1. Das Mandilion Fresko aus dem Ende des XII. Jahrhunderts
Kirche von Nereditza bei Nowgorood
(Nach der 1925 von J. N. Dmitrijev angefertigten Kopie)
altrussischen Kirchen schwer photographierbaren
Originale erscheinen lassen, sowie iiber die Technik
der Herrs.tellung solcher Kopien finden sich genauere
Angaben von Professor Th. Schmit und seiner Assi-
stentin Fräulein L. A. Durnovo im Kataloge der Aus-
stellung, der als 22/23. Heft der Veröffentlichungen des
Kunstarchivs des Werkkunst-Verlages, Berlin SW 19,
erschienen ist. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des
staatlichen Instituts für Kunstgeschichte in Leningrad
vereinigen in ganz ausgezeichneter Weise ausübendes
Können mit kunstgeschichtlichem Wissen. Was die
Sorgfalt und Umsicht ihrer Arbeiten betrifft, so können
diese originalgroßen Nachbildungen alter russischer
Wandmalereien am besten jenen vollendeten Faksimile-
kopien der Wandmalereien in den thebanischen Gräbern
der 18. Dynastie verglichen werden, die in den letzten
Jahren vor allem von Frau Nina de Garis Davies her-
gestellt worden sind. Bekanntlich dienen diese Kopien
als Unterlagen der mustergiltigen ägyptologischen
Publikationen des New-Yorker Metropolitan-Museums,
diges Stilleben aufzufassen. Vor dem Original ist das
Auge des Beschauers aber s.tets geneigt, die zufälligen
Beschädigungen ganz zu übersehen; daher ein Netz
auf das sorgfältigste mit all ihren Schlagschatten nach-
gebildeter feiner Risse (wie etwa bei Kopie Nr. 1 der
russischen Aus.stellung) auf diese Art zu stark hervor-
tritt, und den Charakter der alten Malerei zu verändern
imstande ist.
Andererseits ist der gänzliche Verzicht auf jedes
Poträtieren der zufälligen Beschädigungen, wie er von
den deutschen Kopisten der Latmos-Fresken geübt wor-
*) 1914 stiftete Mrs. Edward F. Tytus zur Erinnerung an ihren
Sohn, den friih verstorbenen amerikanischen Aegyptologen Robb
de Peyster-Tytus (1876—1913) dem Metropolitanmuseum ein Kapi-
tal zur Bestreitung ägyptologischer Forschungen und Veröffent-
lichungen. Die Bände der „Robb de P. Tytus Memorial-Series“
erscheinen unter der Redaktion des Direktors der ägyptischen Abtei-
lung des Metropolitanmuseums, A. M. Lythgoe. Als erste Veröffent-
lichung erschien 1917 das von dem englischen Aegyptologen Norman
de Garis Davies bearbeitcte ,,Grab des Nacht“.
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