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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1/2. Dezemberheft
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Der Herbstsalon / Aus dem nordischen Kunstleben / Kunst in Prag / Amerikas Kunstwesen / Londoner Kunstschau / Bode und der Museumsprozeß / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Claude Monet † / Aus der Museumswelt / Weihnachtsteller 1926 / Neue Bücher über deutsche Plastik / Neue Kunstbücher / Kunst in Köln / Kunstbrief aus Baden-Baden / Von der Dresdner Jahresschau 1927 / Kestner-Gesellschaft Hannover / Aus der Kunstwelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0175

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von P. C. Skovgaard 7600 Kronen; alle übrigen Preise dänischer
Werke blieben hiergegen weit zurück.

Wieder ist das National-Museum zu Stockholm
durch eine schöne Schenkung bereichert worden. Der Spen-
der ist diesmal Direktor Iwan Traugott, der Besitzer der bedeutend-
sten keramischen Sammlung Schwedens. Er hat dem Museum etwa
hundert Fayencen, größtenteils Gruppen italienischen, deutschen,
französischen und englischen Ursprungs gestiftet. Das 18. Jahr-
hundert ist am reichsten yertreten; darunter befindet sich manche
Seltenheit, so die ausnahmsweise signierte Gruppe St. Georgs mit
denr Drachen von Staffordshire-Arbeit und die von Cuffle model-
lierte Gruppe „Armida und Rinaldo“ aus der Niederweiler Manu-
faktur (ein zweites Exemplar im Cluny-Museum).

Die A k a d e m i e d e r K ü n s t e z u S t o c k h o 1 m hat
einen bemerkenswerten Schritt getan, indem sie einen der bekann-
testen Modernisten, Isaac Grünewald, zu ihrem Mitgliede wählte.
Grtinewald, Schüler von Matisse, hat viel dekorative Begabung, die
er u. a. in Entwürfen fiir die Biihne glücklich betätigt hat, und hat
neuerdings eine Anzahl reifer Bildnisse geschaffen. Jn derselben
Sitzung der Akademie wurden übrigens Franz von Stuck und Hugo
von Habermann zu auswärtigen, Gustav Pauli und Ludwig Justi
zu Ehrenmitgliedern erwählt.

Erst 47 Jahre alt ist der Ordinarius fiir Kunstgeschichte an der
Universität Oslo, Professor C. W. S c h n i 11 e r , verstorben. Er
bekleidete die Stellung seit 1921. Neben der griechischen Kunst,
an der er mit tiefer Liebe hing, bildete die Geschichte der norwegi-
schen Kunst im 18. und 19. Jahrhundert das Vorzugsgebiet seiner
Forschung. Seine ,,Norwegische Malerei im 18. Jahrhundert“ ist
als grundlegend zu bezeichnen; eine Ergänzung bildet die Schrift
„Norwegens künstlerische Entdeckung“. Als eine Hauptarbeit
Schnitters gilt das kulturgeschichtlich bedeutsame Buch über das
„Geschlecht von 1814“. Ein besonderes Interesse widmete Schnit-
ter der Geschichte der Gartenkunst; die Arbeiten über ,Norwegi-
sche Gärten“ und „Italienische Renaissance und Barock in Garten-
und Stadtkunst“ gingen aus diesen Studien hervor. Schnitter war
ein kenntnisreicher und gewissenhafter Forscher und einer der
besten Kenner der neueren norwegischen Kunstgeschichte; der Bei-
trag über di,e norwegische Malerei und Bildnerei im 16. und 17.
Jahrhundert, den er zu der neuen norwegischen Kunstgeschichte
(„Norsk Kunsthistorie“ bei Gyldendal in Oslo) geliefert hat, bekun-
det, wie er sein Arbeitsbereich planmäßig und solide auszude'nnen
verstand. r.

Kunff tn pt?ag.

Tschechische Künstler: Der tschechische Kunstverein „Manes“
rnachte seine diesmalige Ausstellung zu einer Festausstellung. Bil-
der und Plastiken bereits verstorbener Mitglieder wie Alesch, Preis-
ler, Prucha, Slavicek, Myselbeck, Sturza, wie Werke des bedeuten-
den Architekten Kotera, die alle lreute nationaler Besitz sind, und
in denen sich die tschechische Kunstkultur der letzten 50 Jahre ver-
körpert, sollen das frühzeitig hohe Niveau, eine Kollektion fran-
zösischer Kunst die gute Tradition des Vereines dokumentieren, im
Anschluß an das Ausland die eigene Kunstproduktion befruchten.
In dieser Hinsicht hat der Verein eine Mission erfiillt. Er war es,
der 1902 als erster Rodin und die französische Moderne nach Prag
brachte, im selben Jahre Liebermann, 1905 Munch in Kollektivaus-
stellungen der Jugend zufiihrte. Mit Entzücken erinnern wir uns
an jene denkwiirdige Ausstellung im Manespavillon des Jahres 1907,
in der sich uns die Botschaft des Impressionismus erschloß und wir
das Gliick hatten, den Meistern in effigie gegenüber zu steheu.
Aucli hcute nocli vereinigt der „Manes“ die besten Köpfe der
tschechischen Kunst, nachdem er durch die Aufnahme der radikalen
Jugend, die in dem Verein der „Unentwegten“ gruppiert war, eine
belebende Verjüngung erfahren hat. Der begabte Lyriker Tram-
pota, der koloristisch sichere J. Bauch, vor allem aber der immer
sympathische Späla, dessen zwei I.andschaften auf der diesjährigen
Dresdner Internationalen vielleicht manchem aufgefallen sind.
Späla ist heute der tschechische Landschafter. Ihm gegentiber wirkt
der selir fleißige Bcnes, dessen Arbeiten im Publikum wohl weit-
aus mehr geschätzt werden, als die viel geringere Persönlichkeit.

Erwähnenswert noch Kremlicka und Filla, letzterer ein hartnäcki-
ger Interpret des absoluten Raumerlebnisses, Kubist Braquescher
Provenienz, vornehm in der Farbenwahl, jedoch ohne die Sicherheit
guter Bildwirkung, die man seinen französischen Vorbildern in
hohem Maße zusprechen muß. Als Plastiker stehen Drorak und
Gutfreund am weitesten iiber dem Durchschnitt. Von den franzö-
sischen Festgästen sollen mit Angabe der Bilderzahl folgende Na-
men genannt werden; Cezanne 2, Manet 1, Monet 2, Degas 2,
üaugin 2, Renoir 2, Rousseau, Th. 2, Picasso 2, Braque 2, Der-
rain 3, Vlaminck 3, Utrillo 1.

Münchner Kiinstler: Um den Deutsch-Böhmen Ferdinand
Staeger gruppieren sich einige Münchner Künstler, die unter dem
Namen ,,die Münchener 30“ im Rudolfinum ausstellen. Man kann
wohl sagen, daß sic fast alle die gute handwerkliche Ueberlieferung
dcr Miinchener Malerschulc in allen Ehren hochhalten, ohne jedoch
durch große Auffassung und persönliche Note besonders aufzufallen.
Die einseitige Ueberschätzung des Nurtechnischen versteigt sich
sogar in einem dieser Künstler, Friedrich Stahl, zu einem visionären
Wiedererstehenlassen altmeisterlicher Malweise, wo in Komposi-
tion, Raumbeleuchtung, Valeurs und Zeichnung Lukas Cranach und

Perada, Landschaft. Aus der Galerie Dr. Schäffer
vom Kaiser-Friedrich-Museum Berlin erworben

sogar Boticelli anklingen. Als vorzüglicher Genremaler ist Peter
Kälmann mit einem weiblichen Akt und dcm Bild seiner Tochter
besonders gut vertreten. Von reichem Stimmungsgehalt sind die
Werke des verstorbenen Walter Ditz und Karl Blocherer. Leicht
und frei in der Erfindung die von Menschen belebten Landschaften
Joseph Plenk’s. Eine Persönlichkeit eigenen Schlages ist Ferdi-
nand Staegcr, der einen bis ins Detail durchgearbeiteten und doch
empfundenen Naturalismus in den Dienst literarischer Einfälle stellt.
Als empfindender Plastiker neugotischer Richtung ist Hans Schwe-
gerle neben kleineren Arbeiten mit einer größeren Bronzestatue
„Verklärung“ vertreten.

H u g o F e i g 1.

Ameetkas Kun{ftücfen.

Die wundervollen angelsächsischen Handschriften in ihren
Edelmetall-Einbänden, die von der Pierpont Morgan-Bibliothek den
Vereinigten Staaten als Nationalgeschenk überlassen worden sind,
stammen aus der Lcicester Sammlung zu Holkham Hall und haben
besondere Bedeutung fiir Deutschland, denn im schwäbi-
schen Städtchen Weingarten hatte dcr Sakristan der Abtei sie im
II. Jahrhundert mit ilirem kostbaren äußeren Schmuck versehen.
Als Napoleon 1806 durch General Thiebault das Schloß zu Fulda
plündern ließ, fielen die Manuskripte teilweise in die Hände der

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