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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1/2. Dezemberheft
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Der Herbstsalon / Aus dem nordischen Kunstleben / Kunst in Prag / Amerikas Kunstwesen / Londoner Kunstschau / Bode und der Museumsprozeß / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Claude Monet † / Aus der Museumswelt / Weihnachtsteller 1926 / Neue Bücher über deutsche Plastik / Neue Kunstbücher / Kunst in Köln / Kunstbrief aus Baden-Baden / Von der Dresdner Jahresschau 1927 / Kestner-Gesellschaft Hannover / Aus der Kunstwelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0184

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ErlÖsung durch Blut und Wunden und ist daher, abgesehen vom
formalen Wert der reifen Leistungen, für die Erkenntnis der reli-
giösen Stimmung dieser Zeit von Bedeutung. In den Werken des
bisher „Meister der Barfüßerkirche“ genannten überragenden Künst-
lers vollzieht sicli dic Lösung aus hieratischer Qebundenheit zu
größerer Naturnähe und „Porträthaftigkeit“ deutlich und entschie-
den. Trotz der Vorarbeiten Overmanns und Buchners war die
feinere stilkritische Arbeit fiir diese Denkmälergruppe noch zu lei-
sten. Das im wesentlichen dieser Aufgabe gewidmete Buch Kunzes
ist ein Muster sorgsamer morphologischer Methode. Spiirsinn und
hoehentwickeltes Qefiihl für das Individuelle und Besondere pla-
stischer Fonnung, haarscharfe Beobachtung und vorsichtige Schluß-
folgerung erbringen präzise und anschaulich iiberzeugende Er-
gebnisse in einer geschliffen klaren, oft pointierten Sprache. Die
Ordnung und Sichtung innerhalb der Erfurter und der anschließen-
den sächsischen Denkmäler ist erschöpfend.

Es ist gelungen, die Hauptwerke in Erfurt auf mehrere Meister
und Werkstätten zu konzentrieren. Die Madonna des Johann Qe-
hart in der Severikirche wird als fretnder Import — Pinder weist
auf den Rhein — aus der einheimischen Kunst ausgeschieden, ebenso
die vor 1352 anzusetzende („Schmedestedtische“) Madonna in der
Predigerkirche. Fiir den in die sechziger Jahre gesetzten Severi-
Sarkophag betont K. die Einheitlichkeit des Entwurfes und der
Werkstatt bei Verschiedenheit der Hände an Deckplatte und Seiten.
Unter den zahlreichen und ungleichmäßigen Werkstattarbeiten zeigt
das meistbehandelte Thema der Kreuzigung zwei Haupttypen, der
eine, den das lympanon der Peterskirche und das Relief im Er-
furter Museum arn reinsten vertritt, strebt nach monumentaler Hal-
tung, der andere (Relief der Andreaskirche) verfällt der lokalen
Vorliebe fiir „Verniedlichung und Verkindlichung der Form“; ilun
gehört auch das Vesperbild mit dem klein gebildeten Christus im
Museum an. Die zuerst von Wolters beobachtete Verbindung der
Severiwerkstatt mit den Skulpturen der Marienkapelle des Halber-
städter Domes, dem Otto von Hessen und dem Elisabethretabel in
Magdeburg wird in sorgsamer Feinarbeit präzisiert: zentrales mit-
teldeutsches Werk sind die Figuren der Verkiindigung in Halber-
stadt, die auf Straßburg (Katharinenkapelle) und Freiburg (Heiliges
Qrab) zurückweisen. Daß sie durch die Zufügung der Magdalena
vom gleichen Meister zu Heiligen-Cirab-Figuren geworden seien, ist
eine immerhin diskutable Erklärung der schwierigen Frage nach
ihrer Deutung. Der Meister des Severi-Sarkophages kommt aus
der Werkstatt des bedeutenderen Halberstädters, ist aber nicht mit
ihm identisch.

Zwingend ist ferner die Zuschreibung des bisher als Arbeit
Qeharts angesehenen Johannes der Severikirche an den Meister der
Madonna der Neuwerkkirche, dem als sicheres Spätwerk auch der
sitzende Severus vom Portal der Severikirche, als werkstattmäßige
Leistungen Madonna und Bonifazius am Arnstädter Rathaus und in
weiterer Entfernung die Kreuzigung aus Wallschleben iin Erfurter
Museum angeschlossen werden.

Das Werk des Meisters der Zinna von Vargula und des Beich-
lingen wird durch die Verkündigung in der Predigerkirche aufs
gliicklichste bereichert. Der Nachweis, daß das durcli Frische und
Feinheit des Formgefühls und kiilme Selbständigkeit in dcr Auf-
fassung des Themas iiberraschende Werk eine späte Arbeit des
Meisters ist, zählt zu den wertvollsten Ergcbnissen des Buclies.
K. riickt auch die „Madonna mit den springenden Hirschen“ des
Erfurter Museums in seine Sphäre. Der Zinna-Meister stelit der
Severiwerkstatt fern. Vorsichtig wird die bei dem Vergleich mit
den Prager Triforiumbüsten auftauchende Vermutung seiner spätc-
ren dätigkeit in Prag zur Diskussion gestellt. Die balanzierende
Art der Einfassung der Köpfe durch Wappenschilder an der Zinna
und den Triforiumbüsten spricht übrigens ftir sie.

Bei aller grundsätzlichen Verschiedenheit der Tcktonik des
Grabmales und Formenbildung im einzelnen wird der Typus der
Zinna, besonders in der betenden Haltung, ohne mittelrheinische
Vorstufen kaum zu erklären sein. Die genercilc Verwandtschaft der
Katharina zum Paradeis in Frankfurt a. M. gibt zu denken. Und wo
gibt es sonst eine ähnliche „Melodik der Linien und Flächen“, eine
so delikate Feinarbeit der Oberflächenbehandlung und der Andeu-
tung des Stofflichen durcli die Verschiedenheit der Glättung,

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Rauhung oder Musterung des Steines, wie sie die Werke des Zinna-
meisters, vom Lichtenhayn an kennzeichnen, als eben in der vorher-
gehenden mittelrheinischen Kunst? Nimmt man die Beziehung der
Seitenplatten des Severi-Sarkophages zum Gerlachgrab in Eberbach,
das gewiß von anderer Hand stammt, das sporadische Auftauchen
des mittelrheinischen Statuettenmotives am Hoym-Grab in Merse-
burg, Analogien wie die zwischen der frühen Madonna in Mühlhau-
sen (K., Abb. I) und der noch früheren in Seligenstadt (Fischel).
Mittelrheinische Plastik, Abb. XLV.) zu der Tatsache des historisch-
politischen Zusammenhanges Erfurts mit Mainz hinzu, so berech-
tigt die Menge der Beziehungen zu dem Scliluß, daß der Weg auch
im XIV. Jahrhundert von Westen nach Osten führte. Vielleicht liegt
der letzte Ursprung der Halberstädter Verkündigung bei einer fran-
zösischen Form von der Art de im illustrierten Katalog de Pariser
Weltausstellung 1900 (Taf. 10. 11) abgebildeten Elfenbeinstatuetten.

Dem Meister der Halberstädter Verktindigung werden der
Bischof im Braunschweiger Donr als friihestes, noch am meisten von
Straßburg bestimmtes Werk, die Sophie von Warberg (gest. 135S)
in Marienberg bei Helmstadt und der Otto von Hessen (gest. 1361)
in Magdeburg als etwa gleichzeitig mit der Verkündigung, das
Elisabethretabel in Magdeburg (1367?) und die Anbetung der drei
Könige in Halberstadt als späteste Arbeit zugewiesen.

Unter den Auswirkungen der nördlichen, Magdeburger Werk-
statt ragen aus vielem Mittelgut ein paar durch Wucht des Volu-
mens und monumentale Komposition ausgezeiclmete Motivreliefs im
Magdeburger Domkreuzgang, die Frauengruppe einer Kreuzigung in
Zerbst und zwei heilige Frauen in Groß-Ammensleben hervor, die
in der zunehmenden Schwere der Körper und der fiilligen und stoff-
lichen Gewandbehandlung schon den Uebergang zum Stil des frühen
XV. markieren. Während die inneren Zusammenhänge dieser Werk-
statt bis in die letzten Ausläufer verfolgt werden, wird die Einwir-
kung der Parlerkunst auf Thtiringen in den Portalskulpturen der
Marienkirche zn Miihlhausen und dem Grabmal Günthers von
Schwarzburg zu Arnstadt nur kurz gestreift. Das Schlußkapitel

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