Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI Heft:
1./2. Februarheft
DOI Artikel:
Pazaurek, Gustav Edmund: Der Frankfurter Glasschnitt und die Familie Heß, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0264

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
hat, wäre dies allerdings nicht ohne weiteres erkennbar,
wenn wir nicht ein noch wichtigeres Beweisstück be-
säßen. Trotzdem mögen zunächst Hüsgens Aufzeich-
nungen wiedergegeben sein, der folgende Arbeiten —
nicht vor seinem 27. Lebensjahr und nicht aus seinen
letzten Jahren — aufzäh'lt:

1669: Ein Krug „mit dem gläsern Gewerb“ (worunter
eine Glashüttenniederlassung, eine Werkstatt
oder ein Glaserzunftwappen gemeint sein kann)
und einer Landschaft, im Wert von 30 Reichs-
talern.

1671: „Ein groß Glaß geschnitten, darauf Alexander vor
dem Faß des Diogenes zu sehen ist“ um 9 Reichs-
taler.

Ein großes Glas mit Bacchus, um 13 Reichstaler.

Abb. 8

Historisches Museum, Frankfurt a. M.

Ein schönes Glas, geschnitten „wie ein Freund
den andern empfängt“, um 12 Reichstaler. (Viel-
leiclit haben wir hier einen Ahnherrn der später
so beliebten David und Jonathan-Gläser vor uns.
Am ehesten könnte man an den noch in Nürnber-
ger Form gehaltenen Pokal auf der Veste Coburg
deuken, der neben den beiden, noch nicht mit
Namen kenntlich gemachten, biblischen Freunden
und zahlreichen Inschriften — z. B. „Ich will an
Dir thun, was Dein Hertz begehrt“ — auch einen
Palmenbaum nebst Allegorie zeigt.)

„Ein groß Glaß, da ein kleines auf dem Deckel
[Etagenpokal], mit dem Bacchus geschnitten“, um
13 Reichstaler.

^72: Ein Krug mit der Historie von Jonas, der Auf-
erstehung und dem jüngsten Gericht, um 56
Reichstaler (!).

^73; Ein holländisches Glas mit Joseph und seinen Brü-
dern, um 20 Reichstaler.

Ein Glas mit Jakobs Kampf mit dem Engel und
der Taufe des Johannes, um 15 Reichstaler.

1674: „Ein groß Glaß, worauf ein Philosoph durch ein
Perspektiv nach der Fortuna siehet, die auf dem
Meer gegen ihn zufährt“, um 16 Reichstaler.

Ein großes Glas mit einer Hirschjagd, um 8
Reichstaler.

Ein Glas „mit Jungfern und Junggesellen, die sich
lustig machen“, um 10 Reichstaler.

Außerdem noch einen Edelsteinschnitt, nämlich
(1673) einen St. Georg-Cameo in Sardonyx, um
38 Reichstaler.

Namentlich die drei biblischen Darstellungen, die
man sich etwa in der Art der Merianbibel von 1659 zu
denken haben wird, und das Fortunaglas müssen nach

Abb. 9

Historisches Museum, Frankfurt a. M.

den angegebenen Werten recht ansehnliche, figurale
Stücke gewesen sein. Schade, daß sich bisher — mit
Ausnahme von häufigen Bacchus- und Jagddarstellun-
gen, die keine Anhaltspunkte geben — kein einziges der
genannten Objekte mit voller Sicherheit nachwei-
sen läßt. Robert Schmidt24) macht aber mit Recht
auf die dem angeführten Verzeichnis zunächt-
stehende Arbeit aufmerksam, nämlich auf den
hohen Pokal (mit nicht zugehörigem Nürnberger
Deckel), der aus der Sammlung Minutoli25) in das Berli-
ner Kunstgewerbemuseum (jetzt Schloßmuseum) ge-
kommen ist (Abb. 10). Auf der einen Seite ist die Ueber-
gabe von Sardes an Kyros dargestellt, auf der anderen

24) R. Schmidt: Das Glas, Handbuch der staatl. Museen zu
Berlin, 2. Auflage, Berlin u. Leipzig 1922, S. 257.

25) A. v. Minutoli, „Vorbilder“, fol., Liegnitz 1855, II, 21, wo
'dieser Pokal zuerst — allerdings von der anderen Seite mit dem
„Cyri fortunium“ — abgebildet ist. — Vgl. auch Berliner Vorbilder-
befte Nr. 27 von R. Borrmann, Tafel 2.

237
 
Annotationen