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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1./2. Aprilheft
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Kern, Guido Josef: Die verschollene "Kreuztragung" des Hubert oder Jan van Eyck, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0345

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In den letzten Jahrzehnten ist man mehrfach auf
Spuren solcher Bilder gestoßen. Zu den wertvollsten
Entdeckungen dieser Art gehört die „Kreuztragung
Christi“ in Budapest, die Friedrich Winkler mit Hilfe
einer Braunschweiger Silberstiftzeichnung als Kopie
eines zerstörten oder verloren gegangenen Originales
Eyck’scher Herkunft erweisen konnte. (Jahrbuch der
Preußischen Kunstsammlungen, Bd. XXXVII.) *)Den

van Eyck, Hubert oder Jan, gemalt und später mehrfach
kopiert worden ist. Mehr oder minder getreue Kopien
kehren in der Zeichnung der Wiener Albertina und dem
Gemälde der „Kreuztragung Christi“ im Budapester
Museum wieder.

Dem rührigen Direktor des Aachener Suermondt-
Museums, Dr. Felix Kuetgens, ist es nun kürzlich gelun-
gen, aus Aachener Privatbesitz ein primitive's flandri-

Dirk Bouts
oder Schüler
„Kreuztragung“

Städtisches

Suermondt-Museum

Aachen

von Winkler aufgenomenen Faden spann in seinen
Untersuchungen „Ueber einige Handzeichnungen des 15.
Jahrhunderts“ Otto Benesch (Jahrbuch der Preußischen
Kunstsammlungen, Bd. XLVI) fort, indem er die schon
von Winkler zitierte Zeichnung einer „Kreuztragung
Christi“ aus der Wiener Aibertina mit erhaltenen Wer-
ken der van Eyck und vor allem des Dirk Bouts ver-
glich. Faßt man das Ergebnis der Untersuchungen von
Winkler und Benesch zusammen, auf die wir hier im
einzelnen nicht eingehen können, so ergibt sich: Es be-
stand eine „Kreuztragung“, die von einem der Brüder

*) Nach einer miindlichen frdl. Mitteilung von Winkler sind
neuerdings noch zwei mit dem Budapester Bilde iibereinstimmende
primitive Bilder aufgetaucht, die aber, nach Winkler, keine neuen
Beiträge zur Forschung iiber die Brüder van Eyck darsteilen.

sches Gemälde einer „Kreuztragung“ zu erwerben, das
den Kreis der oben erwähnten Werke auf das glück-
lichste erweitert. Vorab sei bemerkt, daß das kostbare
kleine Bild vor etwa 60 Jahren in Rom erworben wurde,
woraus, nach Analogie mit anderen, heute in Spanien
befindlichen Bildern des Kreises, zu schließen, daß es
schon im 15. Jahrhundert nach Italien gekommen ist.

Das Aachener Bild sei in Folgendem zunächst kurz
beschrieben: Das Bild ist auf Eichenholz gemalt, und
zwar als Hochformat von den Abmessungen 42 X 32 cm.
Die Technik entspricht der Ausführung flandrischer Bil-
der aus der Zeit um 1460.

Die figürliche Komposition, bestehend aus mehr
als dreißig Figuren in teilweise phantastischen Kostü-
men füllt fast die ganze Bildfläche aus. Der Boden des

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