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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1./2. Maiheft
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Winkler, Friedrich: Der Lemberger Dürerfund
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0395

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Die überaus interessante Dürersammlung, die vor
ungefähr 100 Jahren zusammengebracht worden ist —
mehrere Blätter tragen das Zeichen der Sammlung
Celosi — hat ihr Gegenstiick in den Zeichnungen von
Rembrandt. Leider konnte ich sie nur flüchtig
mustern. Sechs Landschaften, darunter herrliche Dinge,
sind ausgewählt und in Passepartouts gebracht worden,
aber auch unter den wohl 20 anderen Rembrandtblättern
sind eine ganze Reihe echter Arbeiten, durchweg Figu-
renkompositionen, teils mit dem kritzlichen Stricli der
frühen Blätter, teiis in jenem genialen Furor, der mit zwei
oder drei Strichen ein Antlitz aufs Papier schleudert,
dessen Ausdruck man zeitlebens nicht vergißt. Auch
von R u b e n s ist eine charaktervolle Studie in der
Sammlung, der bekannte Kopf des Lorenzo de Medici,
in Kreide nach einer Medaille ausgeführt und mit Röthel
vollendet, vielleicht noch aus der italienischen Zeit. Wie
häufig bei Rubens in jener Zeit wirkt die Arbeit etwas
kalt und glatt, der wuchtige Ausdruck des dämonischen
Kopfes entschädigt für diesen Nachteil.

Ziemlich reich sind die niederländischen Manieristen
und Romanisten vertreten. Unter Hans v a n A a c h e n
liegen mehr als 20 wohl meist von ihm herrührende

Blätter, unter Maerten de Vos etwa zwölf typische
Arbeiten. Eine Folge von 10 Landschaften rührt von
dem gelehrten Malerdilettanten Georg Hoefnagel
her, die allerdings von seinem Können kein günstiges
Zeugnis ablegt. Sehr graziös sind fünf unter verschie-
denen Künstlern liegende dekorative Entwürfe von
F r a n s oder C o r n e 1 i s F1 o r i s. Sie gehören zum
freiesten und fortgeschrittensten in der ornamentalen
Kunst des 16. Jahrhunderts und leiten unmittelbar zu den
französischen Ornamentstichen vom Aixfang des 18.
Jahrhunderts über. Offenbar kamen dem an den italie-
lhschen Malern des 18. Jahrhunderts geschulten Ge-
schmack des Schöpfers dieser Sammlung die niederlän-
dischen manieristischen Arbeiten sehr entgegen. Hier
konnte der Umfang nur angedeutet werden. Es befinden
sich manche seltene Namen unter den signierten
Blättern.

Anm.: Den Abbildungen dieses Aufsatzes liegen Photographien
zu Grunde, die fiir die G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung her-
gestellt wurden. Nach mehrjähriger Vorbereitung wird noch in
diesem Jahre bei Grote einer der beiden Schlußbände von F. Lipp-
manns Diirerwerk (A. Diirer’s Zeichnungen, Bd. 1—5, 1883—1905) er-
scheinen. Der Verfasser unseres Aufsatzes, der sie herausgibt, hat
die Sammlung in Lemberg besichtigt.

Lucas Cranach d. Ä.
Die Messe des
heil. Gregor

Auktion

bei

Rud. Bangel G. m. b. ti.
in

Frankfurt a. M.

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