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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1./2. Maiheft
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Aus dem nordischen Kunstleben / Londoner Kunstschau / Das Schicksal eines Tizian / Amerikas Kunstleben / Vom holländischen Kunstmarkt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Die Schule Reimann in Berlin / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0424

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Blut in den Adern. Man möchte deshalb in der rauchigen und dun-
stigen Atmosphäre der Ensorschen Bilder den Einfluß Turners
selien und den Sinn für Karrikatur und Qroteske auf englische
Kiinstler wie Hogarth, Rowlandson usw. zurückführen. Auf der an-
deren Seite könnte rnan nattirlich auch die Erbschaft seiner vlämi-
schen Landsleute Hieronymus Bosch und Pieter Breughel in der
Vorliebe Ensors fiir Traum- und Spukgestalten, fiir lächerliche
'l'ypen und für phantastische Geschichten erkennen. Daneben bleibt
aber docli die Eigenart des Künstlers ih vollstem Umfange bestehen.
Kniipft er in seinen Erstlingsbildern um 1880 noch an die Errungen-
schaften der Impressionisten an, so erscheint er wenige Jahre später
gänzlich frei davon; die sclnveren, dunklen und pastos aufgestriche-
nen Farben sind verschwunden, pastellartig zart und leicht wirken
seine Bilder, die auf wenige Farbe, etwa ein sattes Griin, ein kräf-
tiges Blau, ein knalliges Gelb oder ein zartes Rosa abgestimmt sind.
Ganz besonders in den Entwürfen seiner Bilder erweist sich Ensor
als Angehöriger des vlämischen Volksstammes. Auf den ersten
Blick glaubt man einen Niederschlag der spezifisch vlämischen aus-
gelassenen Fröhlichkeit zu erkennen, wie sie auf den öffentlichen
Karnevalsfesten, den Kirmessen usw. ihre höchsten Triumphe fei-
ert, aber läßt man diese lebenspriihenden Bilder Ensors länger auf
sich wirken, so erscheinen alle diese Ensorschen Gestalten merk-
würdig verzerrt und karikiert. Wie in einem furchtbaren Zauber-
spiegel, so glaubt man hier auf den Ensorschen Bildern und im
verstärkten Maße noch auf seinen Radierungen alle Laster und
Verbrechen eingefangen zu sehen; die Masken, die sich die Men-
schen vorgebunden haben, sind von einem geheimnisvollen Leben
erftillt; es sind keine Larven mehr, die etwas verbergen oder etwas
vortäuschen wollen, sondern gerade sie schcinen das einzig rich-
tige und allein zutreffende Charakterbild des Menschen darzustellen.
Es ist auch keine richtige, derbe Fröhlichkeit und keine Trunken-
heit wie auf den Bildern der alten vlämischen Meister, nein, ange-
fault und angekränkelt sind alle diese Ensorschen Gestalten, die fast
immer sich zu einer unübersehbaren, einheitlichen Masse zusam-
menballen. Vielleicht nicht so sehr Menschen h a s s , aber ganz
sicher Menschen v e r a c h t u n g spricht aus den letzten Bildern
Ensors. Es ist eine eigenartige Welt, hervorgegangen aus einem
gesteigerten und reizhaften, aber nicht krankhaften künstlerischen
Willen, gesehen mit dem scharfen Auge eines Realisten, aber
dariiber hinaus frei gestaltet durch die mächtige und keine Grenzen
kennende Phantasie eines höchst eigenwilligen Künstlertempe-
ramentes.

Dr. F r i t z W e d e k i n d.

)iambut?g.

Die Galerie C o m m e t e r veranstaltet eine Andreas Z o r n -
Ausstellung, welche 33 Gemälde, außerdem 18 Aquarelle, 6 Bronzen
und ca. 100 Blatt Graphik, darunter sehr prachtvolle, frühe Abztige
enthalten wird. Bei diesen Arbeiten des schwedischen Meisters
handelt es sicli um bisher in Deutschland nicht gezeigte Werke, die
nordischem Privatbesitz entstammen. Für den Katalog der Aus-
stellung schrieb Prof. Dr. Pau 1 i, Direktor der Hamburger Kunst-
halle, das Vorwort.

*

Die Ausstellung „Europäische Kunst dcr Gegenwart“, dic Zen-
tenar-Ausstellung des Kunstvereins in der Kunsthalle
zu Hamburg wird auf das Werk von Meistern wie Cezanne, van
Gogh, Seurat, Gauguin und andere hinweisen als auf dic ersten
Träger von lieute sicli auswirkender Anschauung und Formgestal-
tung. Die Kölner Sonderbundausstellung von 1912 wird somit durch
diese Veranstaltung eine Nachfolge finden, erwcitert durch die
Ergebnisse der seither vergangenen fünfzehn Jahre. Dic Ausstel-
lung wird etwa 250 Werke umfassen, die mit aller dem Wert und
der Bedeutung dieser Aufgabe angemessenen Sorgfalt angeordnet
werden. Die Mittel zur Durchfiihrung der Ausstellung werden vom
Hamburgischen Staate garantiert, und die Präsidenten des Senats
und der Bürgerschaft haben das Protektorat übernommen. Die
Beschaffung der Kunstwerke ist unter drei Herren der Ausstellungs-
leitung verteilt, und zwar übernimmt Profcssor Dr. G. Pauli,
Direktor der Kunsthalle: Skandinavien, England, Schweiz nnd

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Gesucht

mögliclist geschlossene Sammlung, evll. auch sehr
gute, aber nur wirklich anerkannte Einzelstiicke

alter Meister

vor allem deutsche, holländische, flämische,
sowie erlesene Werke

moderner eister

besonders: Achenbach,Böcklin, Defregger, Feuerbach,
Friedrich, Gallegos, Gebhardi, Grützner, Jutz, Kauff-
mann, Knaus, Kröner, Leibl, Liistikow, Liebermann,
Lier, Marees, Menzel, Munkaczy, L. Richter, Schleich,
Schuch, Schwind, Segantini, Sievogt, Sperl, Spitzweg,
Thoma, Trübner, Uhde, Vautier, Voltz, Waldmüller,
Ziigel usw. sowie französische Impressionisten für

Gemäldegalerie

Angebote, möglichst direkt vom Besitzer, erbittet

A. Blumenreich, B E R LIN W 35,

Schöneberger Ufer 27

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