Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0504
DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:Riess, Margot: Käthe Kollwitz: Zum 60. Geburtstage der Künstlerin am 8. Juli
DOI Artikel:Müller, Walter: Aus der Dresdner Skulpturen-Sammlung
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0504
Julius Rupp begründeten ersten freireligiösen Gemeinde
Deutschlands zu wirken. Von weniger Belang ist es
bei einer so eigenwüchsigen Persönlichkeit wie Käthe
Kollwitz den richtunggebenden Einflüssen auf künst-
lerischem Gebiete nachzuspüren. Gewiß hat der auf-
reizende grandiose Schwung der Klingerschen Radie-
rungen vorü’bergehend gewirkt, tiefer ging sicher der
Eindruck des männlich ernsten schlichten Stauffer-
Berns, den sie sich zum Lehrer wählte. — Heute lebt
Frau Kollwitz — sie ist inzwischen Professor und Mit-
glied der Akademie geworden — im Norden Berlins als
Frau eines Armenarztes. Die seltene Kongruenz
zwischen menschiichem Ethos und künstlerischem Ge-
stalten ist es, die wir im besonderen an ihr verehren
dürfen, und wenn heute eine Welt den Blick voll Ver-
trauen und Dank zu dieser schlichten, einfach-edlen
Persönlichkeit wendet, so gilt die Huldigung der
mütterlichen Frau sowohl wie der Künstlerin.
Franz August Börner, Schabkunstblatt nach „Jakobs Segen“ von Rembrandt, Qemäldegalerde Cassel
Verlag von Grauert und Zink, Berlin-Charlottenburg
Aus dec Düesdnec SkulptunensSammtung
üon
IDaltet? MülletJ
Antoine Coysevox.
| ie Werke der Plascik, die August der Starke in
großzügiger Weise zur Bereicherung seiner
Sammlungen und Verschönerung seiner Hauptstadt in
Italien und Frankreich zusammenkaufen ließ, finden
sich heute, soweit sie nicht im siebenjährigen und Napo-
leonischen Krieg zu Grunde gegangen sind, zerstreut im
Großen Garten, dem Grünen Gewölbe und der Skulp-
turen-Sammlung. Zu ihnen gehört auch die hier abge-
bildete Büste aus carrarischem Marmor, die ohne An-
gabe des Künstlers und der Dargestellten in die Skulp-
turens,ammlung gekommen ist. (Ab'b. 1, Hölie 0,68 m).
Das Porträt einer Frau in jüngeren Jahren, mit hoch-
getürmten Locken und einer Binde im gewellten Haar.
Ein losgelöster Zopf fällt über die Schulter, der Kopf
etwas zu ihrer Linken gewendet. Vorn an dem Posta-
ment in flachem Relief ein schlafender Amor, der sich
auf ein umgestürztes Wass.ergefäß stützt.
Die größere Menge der Ankäufe Augusts, namenP
lich die Büsten und Bronzen, stammt aus Paris, und
auch der Typus der Dargestellten weis,t nach Frank-
reich. Wenn man daraufhin die Rei'he der Bildhauer
überblickt, die damals am Hofe des alternden Sonnen-
königs tonangebend waren, so kommt als Künstler un-
457
Deutschlands zu wirken. Von weniger Belang ist es
bei einer so eigenwüchsigen Persönlichkeit wie Käthe
Kollwitz den richtunggebenden Einflüssen auf künst-
lerischem Gebiete nachzuspüren. Gewiß hat der auf-
reizende grandiose Schwung der Klingerschen Radie-
rungen vorü’bergehend gewirkt, tiefer ging sicher der
Eindruck des männlich ernsten schlichten Stauffer-
Berns, den sie sich zum Lehrer wählte. — Heute lebt
Frau Kollwitz — sie ist inzwischen Professor und Mit-
glied der Akademie geworden — im Norden Berlins als
Frau eines Armenarztes. Die seltene Kongruenz
zwischen menschiichem Ethos und künstlerischem Ge-
stalten ist es, die wir im besonderen an ihr verehren
dürfen, und wenn heute eine Welt den Blick voll Ver-
trauen und Dank zu dieser schlichten, einfach-edlen
Persönlichkeit wendet, so gilt die Huldigung der
mütterlichen Frau sowohl wie der Künstlerin.
Franz August Börner, Schabkunstblatt nach „Jakobs Segen“ von Rembrandt, Qemäldegalerde Cassel
Verlag von Grauert und Zink, Berlin-Charlottenburg
Aus dec Düesdnec SkulptunensSammtung
üon
IDaltet? MülletJ
Antoine Coysevox.
| ie Werke der Plascik, die August der Starke in
großzügiger Weise zur Bereicherung seiner
Sammlungen und Verschönerung seiner Hauptstadt in
Italien und Frankreich zusammenkaufen ließ, finden
sich heute, soweit sie nicht im siebenjährigen und Napo-
leonischen Krieg zu Grunde gegangen sind, zerstreut im
Großen Garten, dem Grünen Gewölbe und der Skulp-
turen-Sammlung. Zu ihnen gehört auch die hier abge-
bildete Büste aus carrarischem Marmor, die ohne An-
gabe des Künstlers und der Dargestellten in die Skulp-
turens,ammlung gekommen ist. (Ab'b. 1, Hölie 0,68 m).
Das Porträt einer Frau in jüngeren Jahren, mit hoch-
getürmten Locken und einer Binde im gewellten Haar.
Ein losgelöster Zopf fällt über die Schulter, der Kopf
etwas zu ihrer Linken gewendet. Vorn an dem Posta-
ment in flachem Relief ein schlafender Amor, der sich
auf ein umgestürztes Wass.ergefäß stützt.
Die größere Menge der Ankäufe Augusts, namenP
lich die Büsten und Bronzen, stammt aus Paris, und
auch der Typus der Dargestellten weis,t nach Frank-
reich. Wenn man daraufhin die Rei'he der Bildhauer
überblickt, die damals am Hofe des alternden Sonnen-
königs tonangebend waren, so kommt als Künstler un-
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