Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:
Aus dem nordischen Kunstleben / Die Daumier-Versteigerung in Paris / Londoner Kunstschau / Aus der Kunstwelt / Deutsche Kunst in Amerika / Aus der Museumswelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Neue Kunstbücher / Bund deutscher Gebrauchsgraphiker
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0512

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Londonec Kunßfcbau.

Unser Londoner Kunstreferent schreibt uns: Ein
H o 1 b e i n ’ s c h e s Selbstporträt im Alter von 16 Jahren ging
bei Christies für 300 Guineen an Sampson, ein Barbiers, mit
Signum und Jahreszahl 1615, Obststilleben, an Dawson (130 Guin.).

Auch aus Berlin waren zur Versteigerung der Kunst-
schätze aus dem Nachlasse der Lady Harcourt Kunstfreunde
bei Christies anwesend. Stibbe, Berlin, kaufte einen Ludwig XV.-
Schreibtisch fiir 130 Guin., den höchsten Preis des Tages zahlte
aber Fabre, Paris, mit 2400 Guin. für ein Marketterie-Kabinet aus
derselben Zeit. Ein Sofa (sechs Sessel und zwei kleine Tische,
Periode Ludwig XVI., alle P. Poirie gestempelt) gingen an Smith
(820 Guin.), der fiir 500 Guin. einen sechsarmigen Leuchter mit
Verzierungen >aus Meißner Poraellan kaufte. Amor gab
720 Guin. fiir ein Chelsea-Teeservis aus gleichem Besitz, wde auch
340 Guin. fiir drei Sevres-Jardinieren; Lissauer 165 Guin. für eine
Dresdner Schäfergruppe; Carpenter 420 Guin. fü eine Fulda-
Gruppe, Junge und Mädchen dn Hoftracht, ein zweiter Knabe als
Harlequin; Amor 200 Guin. für zwei Fuldafiguren, Mädchen und
Jüngling mit Obstkörben.

S o t h e b y s versteigerten c h i n e s i s c h e Porzellane,
einst dem bekannten Sammler Mckinnon Wood gehörig. Die japa-
nische Firma Yamanaka erstand edne gedrungene vierfüßige Vase
aus grauem Porzellan, kaiserlich Chun Yao, für 18 000 Goldmark
und ein birnenförmiges Exemplar des 15. Jahrhunderts, Dynastie
Ming, für 800 Pf. (16 000 Goldmark). Ein Blumentopf, türkisfarbig
Cloisonne, und eine enghalsige Vase imit geschweiften Lotusblumen
gingen an Bluett für 6600 resp. 5000 iGoldmark.

Bei der Versteigerung des Coat’schen Nachlasses, von
dem eine Anzahl Stiicke bereits privatim verkauft worden sind,
zahlte Carter bei Christies 2800 Guin. für eine Rubens’sche
Familiengruppe und Harcourt 2600 Guin. für Raeburns Porträt
des James Harrower mit Hund. Harcourt erwarb für 580 Guin.
eine Landschaft von C o r o t. Ein zweites Bild des Franzosen,
eine Waldszene, kaufte Mason (720 Guin.).

Der Kult, der mit Kipling getrieben wird, zeigte sich in
dem Erlös von 420 Pf. (Maggs) für seine „Schoolboy Lyries“, ein
kleines Heftchen seiner frühesten Verse, prdvatim 1881 in Indien
gedruckt, und eine Seltenheit, auf die alle Sammler Kipling’scher
Erstausgaben sehr scharf sind.

R e m b r a n d t s Bildnis eines Mannes im grünen pelzbesetz-
ten Rock aus der Dugdale-Samimlung ist von Morant für 1250 Guin.
erstanden worden, eine David Cox-Landschaft vom Jahre 1849 für
600 Guin., Vicars Turners Gemälde von Caub und Schloß Guten-
fels für 1050 Guin. (Leggatt).

*

Dr. Bashford Dean, Kurator der Waffen-Abteilung des
New Yorker Metropolitan-Museums, war in der Versteigerung der
Whawell-Waffensammlung bei Sotebys zugegen und erstand
hier eine ganze Reihe Seltenheiten. Am ersten Tage brachte eine
vollständige Rüstung, einst im Besitze des Fürsten Radziwill, deut-
sche Arbeit, etwa um 1540, mit dem Zeichen „W. R.“, 720 Pfund.
Käufer war Fenton, der auch einen Degen mit Scheide (Art der
Landsknechte) vom 16. Jahrhundert für 54 Pf. kaufte, sowie eine
venezianische Cinquedea vom Jahre 1500 für 60 Pf. Dr. Dean
kaufte eine Plakette deutschen Ursprungs vom Jahre 1535 für 560,
sowie einen gotischen Beinschützer vom Jahre 1490 für 50 Pf.
Brown erwarb das bekannte Schwert der Grafen von Dreux aus
dem Anfang des 14. Jahrhunderts fiir 420 Pf. und Duveen einen
schottischen Degen, 1540, fiir 250 Pf. Eine dreiviertellange Rüstung
mit dem Niirnberger Zeichen vom Jahre 1573 ging für 88 Pf. an
Connell.

Weitere Käufe waren: Ein spanischer Helm, Periode 1470,
an Lyttleton (3900 Pf.), der ebenfalls eine Greenwich-Rüstung
des 1568 verstorbenen ersten Lords Pembroke für 1250 Pf. er-
stand. Vermutlich sind beide Stücke fiir Amerika besfimmt. Ein
Paradeschild, italienische Arbeit des 16. Jahrhunderts, kaufte
Brown (1900 Pf.). Bartel kaufte eiinen deutschen Helrn, 1540,
(680 Pf.). Dr. Bashford Dean erwarb am zweiten Tage eine
deutsche Pistole, 1580, mit Wappen der Herzöge von Württem-

berg und Sachsen-Coburg (300 Pf.); ein deutscher Helm vom Jahre
1515 (160 Pf.) und ein Gewehr, fiir Frauenbenutzung bestimmt,
vom Jahre 1600 (130 Pf.). Lyttleton haufte eine französische
Satteltaschenpistole vom Jahre 1600 (300 Pf.), ein Morion der
kurfürstlich-sächsischen Garde vom Jahre 1591 (180 Pf.) und eine
weitere deutsche Pistole vom Jahre 1600 (180 Pf.). Ein Brust-
schilde, deutsche Arbeit, 1515, ging an Offerman (240 Pf.); Conell
kaufte einen geschlossenen Helm mit eingestampftenn „W“, ver-
mutlich sich auf Wilhelm von Worms beziehend (115 Pf.).

Duveen kaufte fiir Amerika das berühmte Schwert des
Marquis von Spinola, der von 1540 bis 1630 lebte, ein wundervolles
Stück brescianischer Arbeit, für 3000 Pf„ wie auch eine Kopf-
rüstung, Nürnberg, 1450, für 1250 Pf. und ein Bruststück französi-
scher Herkunft aus dem 16. Jahrhundert für 640 Pf. Lyttleton

Werner Peiner, Blaue Vase mit roten Tulpen. Ausgestellt Museum
Dortmund. Mit Genehmigung des Kunstsalons Abels, Köln

kaufte eine Muskete mit Stiitzen fiir den Herzog Franz II. von
Sachsen-Lauenburg, 1583 hergestellt, fiir 1050 Pf., ein deutsches
Chanfrin vom 16. Jahrhundert (400 Pf.), einen geschlossenen deut-
schen Helm, 1500, (410 Pf.), eine deutsche Muskete, 1600, (310 Pf.)
und einen italienischen Degen aus dem 15. Jahrhundert (310 Pf.).
Granesay gab 920 Pf. fiir eine Kopfrüstung mit geschlossenem
Visier, Mailand, 1480 (920 Pf.). Eine süddeutsche Plakette,
16. Jahrhundert, ging an Andrade für 900 Pf.; Sutton zahlte 110 Pf.
fiir ein kombiniertes Degen- und Pistolenstück, vermutlich spätes
16. Jahrhundert; Mallett 500 Pf. fiir ein Florentinerschwert,
16. Jahrh.; iBartel 200 Pf. für eine deutsche Muskete, 16. Jahrh.

St. Bl.

Aus dec Kunfftoeit.

Der Wiener Kunstforscher Joseph Meder, der lange Jahre
Direktor der Albertina war, ist 70 Jahre alt geworden. Er hat
sich um die Geschichte der Entwicklung der aiten Meisterzeich-
nungen besondere Verdienste erworben und seine 1919 bei Schroll
in Wien erschienene Publikation „Die Handzeichnung iin Technik
und Entwicklung“ ist in den internationalen Kunstkreisen mit
großer Wärme aufgenommen worden. Meder ist auch einer der

465
 
Annotationen