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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1./2. Augustheft
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Kühnel, Ernst: Die Ausstellung islamischer Kunst im Haag
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0545

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Abb. 2. Tierfigur (Reh) aus Bronze, grav. Aegypten, 11.-12. Jahrh.
Coll. A. Stoclet, Brüssel

tifs die große Zeit der Herater Schule von dem Auf-
treten Behzäd’s. Eine der späteren Isfahaner Richtuns
des 16. Jahrhunderts angehörige Zeichnung in Gold-
tusche mit wenig Deckfarben auf rosigem Grund und
der Bezeichnung ,,Agä Rizä“ verleitet wieder einmal
zur Beschäftigung mit dem noch immer ungelösten
Rizä-Rätsel. Dem anderen, dem Rizä Abbäsi, stehen
zwei mit Arabeskenwerk und kleinen Miniaturszenen
äußerst zart dekorierte Titelseiten entschieden näher.
Unter den indischen Miniaturen verdienten besondere
Beachtung einige „Vogelporträts“ von Mangür, dem be-
rühmten Hofmaler Kaiser Djehangir’s, und zwei Blätter
aus einer Serie von Darstellungen aus der Joseflegende
(Besitzer: Georges Tabbagh), unerhört an minutiöser
Ausführung, mit einer verwirrenden Fülle von figür-
liclien und dekorativen Details. Es fehlte niclit an Pro-
ben ornamentaler Buchmalerei und an Einbänden. In
der für die letzteren charakteristischen türkischen Tech-
nik des 17. Jahrhunderts scheinen aucli Schreibkästen
aus Papiermache hergestellt worden zu seiu, wie ein
von den Herren Stora-Paris zur Ausstellung gesandtcs
Beispiel zeigt.

An Zahl fast die Hälfte aller gezeigten Objekte um-
faßt mit Recht die K e r a m i k , die ja in den letzten
Jahrzehnten in immer größerem Maßstabe von Museen
und Liebhabern in Europa und Amerika gesammelt
wurde und im Handel unter den Erzeugnissen islami-
scher Kunst immer noch an erster Stelle steht. Das
Haager Museum selbst besitzt durch geschickte Ankäufe
eine ansehnliche Kollektion, die im Rahmen der von
auswärts gekommenen Stücke erst zu ilirer vollen Gel-
tung gelangt.

Die Entwicklung der Lüsterfayence, von der
frühen Samarra- und Fortätware des 9. bis 11. Jahrh.
über die Blüteperiode dieser Industrie in Raghes und

Veramin im 13. bis 14. Jahrh. und in Malaga und
Valencia im 14. bis 15. Jahrh. bis zu den letzten glän-
zenden Erzeugnissen unter Schah Abbas um 1600, wird
an einer Reihe gut gewählter Beispiele gezeigt.

Für die spanische Richtung sind drei Leihgaben
des Berliner Schloßmuseums besonders wichtig: die
Arabcskenfliese im Malagastil, die nicht ohne Grund,
zumal hinsichtlich des Scherbens gelegentlich fiir Per-
sien beanspruclit wurde, die Schüssel mit dem Schiff
aus der frühesten Periode von Manises und der Teller
mit Zierschrift in grünlichem Goldlüster, sicher
spanisch-maurisch, aber erheblich früher als alle ande-
ren bckannten Beispiele und vielleicht der einzige er-
haltene Beleg für die schon im 12. Jahrh. gerühmte
Lüster-Keramik von Calataynd. Als wenig bekanntes
und übrigens besonders reizvolles Dokument wird man
ferner die 1210 datierte Schüssel der Eumorphopoulos
Collection begrüßen, die in sehr origineller Auffassung
die beliebte Szene von der Entdeckung der schönen
Schirin durch König Khosrau schildert.

Ebenso lassen sich die anderen Gattungen der
Kunsttöpferei in ihren wichtigsten Phasen gut verfol-
gen. Die Sammlung Bachstitz (frülier v. Gans) bietet
hinsichtlich Persien ein besonders qualitätvolles Mate-
rial, und in einem ihrer Stücke (Abb. 4) aucli ein noch
ungelöstes Problem: ist dieser Teller mit der minia-
turenartig gezeichneten Figur wirklich als Raghes-
Fayence anzusprechen, fiir die weder Scherben noch

Abb. 3. Salomon und die Königin von Saba. Miniatur aus einer
Handschrift. — Tiirkei, 16. Jahrh. — Coll. H. Vever, Paris

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