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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1./2. Augustheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Verband des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhandelns / Schleswig-Holsteinischer Kunstverein / Thüringer Museum Eisenach / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0565

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Menschen aus, die sprachliche Ausdruckskraft in ihren Briefen ist
der gestaltenden bildnerischen Kraft ebenbürtig. Ein Brief
P i c a s s o s enthält geradezu das Programm der kubistischen
Malerei, er verteidigt sie und läßt ihren Ursprung erkennen: „Der
Kubismus ist ein Stadium ursprünglicher, selbständiger Formen . . .
Wir sehen darin nur ein Mittel, das auszudrücken, was wir mit
dem Auge und dem Geist wahrnehmen, unter Ausnützung der gan-
zen Möglichkeiten, die in den wesenhaften Eigenschaften von Zeich-
nung und Farbe liegen.“ Es spricht aus dem ganzen Briefe die
grenzenlose Unsicherheit der Sinne, die der moderne Mensch
seiner Umwelt gegenüber hat und das gegenwärtige Chaos der
Stile bedingt. Dann wieder Briefe wie die U h d e s : schlechthin
konventionell, der äußere Ablauf eines Tags, wie ihn jeder Bade-
gast am Nordseestrand erlebt, wird berichtet — Ausklang in einen
leichten Seufzer des fleißigen Manns: „man kann ja eben nur den
hundertsten Teil von dem, was man sieht, abmalen.“ Man halte
dagegen Briefe gleichen rein privaten Charakters von einem Feuer-
bach, Böcklin, Leibl oder Marc, die bloß geschäftlichen Mitteiiun-
gen eines Rembrandt, eines Poussin — von welch anderer Lebens-
intensität zeugen sie! Man vergleiche jeweils den sprachlichen Aus-
druck im Brief mit dem künstlerischen Werke und man wird selten
vom einen zum anderen falsche Schliisse ziehen. Nur an wenigen
Beispielen konnten wir den Reichtum der Ausgabe von Uhde-
Bernays zur Anschauung bringen. Daß auch die Kiinstler der
jiingsten Vergangenheit und der Gegenwart eine so starke Berück-
sichtigung fanden, wird man besonders dankbar anerkennen. Wir
finden schöne und reiche Briefe von Liebermann, Slevogt, Corinth,
Hodler, Marc, Larsson, Signac, Rodin. Nur die jüngste Generation
hätte man noch dazuzuwünschen.

Hans Eckstein.

*

Oskar Jürgens, Spanische Städte, ihre bau-
liche Entwicklung und Ausgestaltung. Her-
ausgegeben von Wilhelm G i e s e. Mit 276 Abb. auf 120
Tafeln, 96 Abb. im Text und 27 Stadtplänen in besonderem
Atlas. Hamburgische Universität Abhandlungen aus dem Ge-
biet der Auslandskunde, Bd. 13. Hamburg, L. Friedrich-
sen u. Co., 1926.

Ueber die bauliche Ausgestaltung und Entwicklung spanischer
Städte hat ein zusammenhängendes Werk bisher gefehlt. Diese
Liicke, fiir den Wissenschaftler wie ftir den gebildeten, künstlerisch

und historisch interessierten, Spanien bereisenden Laien gleich
empfindlich, ist durch Jürgens aufschlußreiches Buch geschlossen.

Im Auftrag der deutschen Regierung war Jtirgens, der von
Beruf Dr. ing. und Baurat war, wiederholt (von 1907 bis 1909 und
von 1911 bis 1912) in Spanien; seine Reisen haben ihn durch das
ganze Land geführt, 1923 hat ihn der Tod in Spanien ereilt. Das
Manuskript, das Ergebnis jahrelanger, durch den Krieg unterbroche-
ner Studien, war in ungleichmäßigem Zustand, verschiedene Teilc
waren fiir den Druck bereits abgeschlossen, andere erst im Ent-
wurf angelegt. Der miihsamen Arbeit, das Buch druckfertig zu
machen, hat sicli Dr. Giese in ungemein taktvoller Weise unter-
zogen, nirgends klaffen Liicken, die die Zweiteilung fühlbar machen.

Spanien, „fast inselartig“ vom iibrigen Europa abgeschnitten,
der Zankapfel zwischen seinen Urbewohnern und den aus Europa
und Afrika eingedrungenen Eroberern, die sich Jahrhunderte lang
im Lande behauptet haben, zeigt in seinen Städteanlagen seine viel-
fachen und wecliselvollen Schicksale deutlich. Kulturen lösen ein-
ander ab und hinterlassen in Stadtmauern, Brücken, Aquädukten und
Stadtanlagen ihre bis auf den heutigen Tag sichtbaren Spuren.
Zwischen den Erfordernissen modernen Verkehrs und der Erhal-
tung des Stadtbildes einen Einklang zu finden und zu künstlerisch
befriedigenden Lösungen zu kommen, ist nicht ganz leicht. Zu
den vielen schwebenden Fragen macht Jürgens, von Sachkenntnis
erfüllt, bemerkenswerte Vorscliläge.

Sein Buch zerfällt in zwei Teile. Im ersten untersucht er die
Entwicklung von 27 spanischen Städten, üarunter sind aufstrebende
Städte, die in den letzten Jahren große Umwandlungen erfahren
haben, wie Madrid, Barcelona, Valencia, Bilbao, San Sebastian u. a.
so gut wie alte, eine in ihrer Anlage voneinander unterscheidende
Städte, wie die Stiitzpunkte der Maurenherrschaft Cordoba, Gra-
nada, Sevilla, Toledo und regelmäßige auf römischer Grundlage
angelegte mittelalterliche Städte, wie Avila Leon u. a. — Im zwei-
ten Teil geht Jürgens ein auf neuzeitliche Stadterweiterungen, gärt-
nerische Anlagen, Ausgestaltung von Plätzen und Straßen, Auf-
stellung von Brunnen und Bildwerken und vieles andere. Wir er-
fahren Bemerkenswertes über spanische Wohn- und Gesundheits-
verhältnisse, über Raumkulturen und Grtinplätze sowie über die
Ausgestaltung der Plaza Mayor. Die Plaza Mayor, die aucli im
kleinsten spanischen Flecken nicht fehlt und dem Verkehr nicht
geopfert werden darf, ist eine Eigentümlichkeit spanischer Städte.
Sie ist weder ein Marktplatz,'nocli von Kirche, Rathaus oder Schloß

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