Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926
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Lotz, Wilhelm: Die Form in der Goldschmiedekunst
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Tablett, Silber, geschlagen
Emmy Roth, Charlottenburg
promisse, die gerade dieses Kimsthand-
vverk mit der Mode schließen muß. Da
das edle Material eine sinnliche Einstel-
lung bei seinem Vorarbeiter leichter auf-
kommen läßt als Materialien, die wir täg-
lich in vielen loten Formen sehen, so
wird auch beim Goldschmied eine tiefere
Erfassung des Ornaments im allgemeinen
sich leichter durchsetzen. Aus etwas ande-
ren Voraussetzungen heraus kommen Ke-
ramiker heute auf Formen, die aus dem
Wesen des Tons geboren, mit sinnlich er-
faßten Naturkräften geladen sind.
Dieser Formbegriff ist wesensverwandt
mit dem, was die Fortschrittlichen, die
den Weg vom Expressionismus zum Ve-
rismus gegangen sind, in der freien
Kunst heule anstreben. Das Abrücken des
Kunsthandwerks von dem Formbegriff,
den ich zu Eingang an dritter Slelle cha-
rakterisiert habe, würde zu einer einheit-
lichen Kunstauffassung führen. Ob ein
H. J. Wilm, Berlin Kassette, Silber mit Elfenbein
Anschluß an die industrielle Zeilform mög-
lich ist, wage ich nicht zu entscheiden.
Diese Zeilen sollen nicht sagen: So muß
es gemacht werden! Sie sollen auf das
hinweisen, was langsam wird und werden
muß. Und im Vergleich mit Erzeugnissen
aus Hochperioden der Kunst und des
Kunsthandwerks, wird die Ueberzeugung
aufkommen, daß in dieser Richtung Zu-
kunft und Entwicklung liegen. Allerdings
macht nicht der Kunstschriftsleller, son-
dern der Künstler die Entwicklung, aber
beide sind Kinder derselben Zeit, und auch
der Künstler ist Werkzeug einer Kraft,
die wir nicht kennen, mögen wir sie Ent-
wicklung, Forlschritt oder Kultur nennen.
Die Abbildungen dieses Aufsatzes sind einem im
Druck befindlichen \\ erk des Verfassers entnommen,
das demnächst unter dem Titel „Gold und Silber,
Deutsche Goldschmiedearbeiten der Gegenwart", als
Band III der „Bücher der Form" im Verlag dieser Zeit*
sclinft erscheint.
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Emmy Roth, Charlottenburg
promisse, die gerade dieses Kimsthand-
vverk mit der Mode schließen muß. Da
das edle Material eine sinnliche Einstel-
lung bei seinem Vorarbeiter leichter auf-
kommen läßt als Materialien, die wir täg-
lich in vielen loten Formen sehen, so
wird auch beim Goldschmied eine tiefere
Erfassung des Ornaments im allgemeinen
sich leichter durchsetzen. Aus etwas ande-
ren Voraussetzungen heraus kommen Ke-
ramiker heute auf Formen, die aus dem
Wesen des Tons geboren, mit sinnlich er-
faßten Naturkräften geladen sind.
Dieser Formbegriff ist wesensverwandt
mit dem, was die Fortschrittlichen, die
den Weg vom Expressionismus zum Ve-
rismus gegangen sind, in der freien
Kunst heule anstreben. Das Abrücken des
Kunsthandwerks von dem Formbegriff,
den ich zu Eingang an dritter Slelle cha-
rakterisiert habe, würde zu einer einheit-
lichen Kunstauffassung führen. Ob ein
H. J. Wilm, Berlin Kassette, Silber mit Elfenbein
Anschluß an die industrielle Zeilform mög-
lich ist, wage ich nicht zu entscheiden.
Diese Zeilen sollen nicht sagen: So muß
es gemacht werden! Sie sollen auf das
hinweisen, was langsam wird und werden
muß. Und im Vergleich mit Erzeugnissen
aus Hochperioden der Kunst und des
Kunsthandwerks, wird die Ueberzeugung
aufkommen, daß in dieser Richtung Zu-
kunft und Entwicklung liegen. Allerdings
macht nicht der Kunstschriftsleller, son-
dern der Künstler die Entwicklung, aber
beide sind Kinder derselben Zeit, und auch
der Künstler ist Werkzeug einer Kraft,
die wir nicht kennen, mögen wir sie Ent-
wicklung, Forlschritt oder Kultur nennen.
Die Abbildungen dieses Aufsatzes sind einem im
Druck befindlichen \\ erk des Verfassers entnommen,
das demnächst unter dem Titel „Gold und Silber,
Deutsche Goldschmiedearbeiten der Gegenwart", als
Band III der „Bücher der Form" im Verlag dieser Zeit*
sclinft erscheint.
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