Sc hau fensterdekoration Gustav Cords, Berlin, „Karneval"
Gerta-EIisabeth Thiele, Berlin
DAS SCHAUFENSTER
VON GERTA-ELISABETH THIELE, BERLIN
Jas Schaufenster war in Deutschland in den künstlerischen und technischen Kräften unerläß-
let/.len Jahren vor dem Kriege bereits zu einem lieh erscheint. Unsere schnellebigc Zeit, der
Faktor im Stadtbild geworden. Jene Bewegung, moderne Zeitgeist ist auf die groß gesehene
die sich die Reform der Schaufensterdekora- Linie, die kühne Farbengebung eingestellt. Mit
tionskunst zum Ziele setzte, ist etwa um die wenig Mitteln starke Wirkungen zu erzielen ist
Wende des Jahrhunderts von Berlin ausgegangen die Losung des Tages. Künstlerische Fähigkeiten
und hat dann schnell im ganzen Reich Eingang von Rang gehören dazu, die letzte Formel für
gefunden. Kein Geringerer als Alfred Messel das Wesentliche beim Schaufenstcrarrangemcnt
hat seinerzeit als erster die Idee propagiert zu finden und Nebensächlichkeiten auszuschal-
und dafür gewirkt, künstlerische Kräfte für die ten. Es handelt sich bei der modernen Schau-
Gestaltung der Schaufensterauslagen hcranzu- fensterdekoration nicht um gesuchte Originali-
ziehen. tat, die sich im vollsten Widerspruch zum Kon-
Heute bedeutet das Schaufenster das wichtigste ventionellen bewegt und ihren Erfolg in der
Werbemittel für den modernen Kaufmann. Es Sensation, in der Überraschung sucht, sondern
gilt durch zweckmäßige und künstlerische An- um eine Lösung, die eine allgemein verständ-
ordnung die auszustellende Ware in ihrer Wir- liehe Einfachheit und Klarheit der Formen er-
kung aufs höchste zu steigern. strebt bei bester Farb'enwahl, edler Linienfüh-
In Deutschland arbeitet das Kunstgewerbe bereits rung und technisch vorbildlicher Behandlung der
seit vielen Jahren mit Erfolg in der Schau- Ware. Die Erziehung zur Farbe ist für uns
fensterdekoration mit. Die Ansprüche an die Deutsche eine der wichtigsten und notwendigsten
neuzeitlichen Auslagen sind mit der Zeit der- Aufgaben, denn hier gilt es eine nationale
Schwäche zu überwinden, die uns von unsern
146
Gerta-EIisabeth Thiele, Berlin
DAS SCHAUFENSTER
VON GERTA-ELISABETH THIELE, BERLIN
Jas Schaufenster war in Deutschland in den künstlerischen und technischen Kräften unerläß-
let/.len Jahren vor dem Kriege bereits zu einem lieh erscheint. Unsere schnellebigc Zeit, der
Faktor im Stadtbild geworden. Jene Bewegung, moderne Zeitgeist ist auf die groß gesehene
die sich die Reform der Schaufensterdekora- Linie, die kühne Farbengebung eingestellt. Mit
tionskunst zum Ziele setzte, ist etwa um die wenig Mitteln starke Wirkungen zu erzielen ist
Wende des Jahrhunderts von Berlin ausgegangen die Losung des Tages. Künstlerische Fähigkeiten
und hat dann schnell im ganzen Reich Eingang von Rang gehören dazu, die letzte Formel für
gefunden. Kein Geringerer als Alfred Messel das Wesentliche beim Schaufenstcrarrangemcnt
hat seinerzeit als erster die Idee propagiert zu finden und Nebensächlichkeiten auszuschal-
und dafür gewirkt, künstlerische Kräfte für die ten. Es handelt sich bei der modernen Schau-
Gestaltung der Schaufensterauslagen hcranzu- fensterdekoration nicht um gesuchte Originali-
ziehen. tat, die sich im vollsten Widerspruch zum Kon-
Heute bedeutet das Schaufenster das wichtigste ventionellen bewegt und ihren Erfolg in der
Werbemittel für den modernen Kaufmann. Es Sensation, in der Überraschung sucht, sondern
gilt durch zweckmäßige und künstlerische An- um eine Lösung, die eine allgemein verständ-
ordnung die auszustellende Ware in ihrer Wir- liehe Einfachheit und Klarheit der Formen er-
kung aufs höchste zu steigern. strebt bei bester Farb'enwahl, edler Linienfüh-
In Deutschland arbeitet das Kunstgewerbe bereits rung und technisch vorbildlicher Behandlung der
seit vielen Jahren mit Erfolg in der Schau- Ware. Die Erziehung zur Farbe ist für uns
fensterdekoration mit. Die Ansprüche an die Deutsche eine der wichtigsten und notwendigsten
neuzeitlichen Auslagen sind mit der Zeit der- Aufgaben, denn hier gilt es eine nationale
Schwäche zu überwinden, die uns von unsern
146