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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Sackur, R.: Werkstoff und Werkstoffbearbeitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0168

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WERKSTOFF UND WERKSTOFFBEARBEITUNG

Ateha-Stoffe

^Jie Freude an bunten Stoffen, sie seien gewebt
oder bedruckt, muß eine elementare und unbän-
dige sein, und diesem uralten und primitiven
Bedürfnis verdanken wir ebenso uralte und pri-
mitive Drucktechniken. Ob die ersten bunten
Lappen unmittelbar bedruckt wurden, oder ob,
wie ich eher zu glauben geneigt bin, der Indi-
rektdruck, d. b. das Bedrucken eines Gewebes
mit einer fetthaltigen Schicht, die die Farblösung
an den damit bedruckten Stellen abstößt, am An-
fang stand, weiß ich nicht. Bestimmt ist da-
gegen, daß wir dieser indirekten Hantierung zwei
wertvolle Druckarien verdanken, und zwar den
sogenannten Blaudruck in Deutschland und den
Wachsdruck (Druckbatik) auf Java. Der Hand-
druck ist in unserem industriellen Zeitalter ge-
raume Frist von dem sehr viel billigeren Wal-
zendruck verdrängt worden. Erst in den letzten
fünfzehn Jahren griff man in Deutschland und
Österreich wieder zu den Holzmodeln, und wer
kennt heule nicht die schönen handgedruckten
Stoffe sowohl der Wiener Werkstätten als auch
die der Deutschen. Wenn ich nicht irre, ist es
Hans Liskers Verdienst, den Blaudruck (Zeug-

druck), der nur noch ganz vereinzelt in Deutsch-
land mit sehr reizvollen alten Druckstöcken be-
trieben wurde, wieder belebt zu haben, und es
ist ein erfreuliches Zeugnis für das in Deutsch-
land wieder erwachte Gefühl für gesundes Hand-
werk, daß diese nur zweifarbigen Stoffe den
viel billigeren und vielfarbigen Maschinendruckcn
vorgezogen werden.

Vor Jahresfrist ist es mir gelungen, ein Indi-
rektdruckveri'ahren zu erfinden, das dem Hand-
druck ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Dieses
neue Verfahren erhöht nämlich die Arbeits-
leistung des Handdruckes, ohne dessen Wert
künstlerisch oder technisch zu mindern, im Ge-
genteil, die nach diesem Verfahren hergestellten
Stoffdrucke sind Sloffdurc/tdrucke. Die soge-
nannten „Ateha"-Stoffe unterscheiden sich von
den bisher bekannten Handdrucksloffen da-
durch, daß sie doppelseitig sind: sie zeigen auf
beiden Seiten das gleiche Musler, so daß sie,
etwa als Vorhänge gegen das Licht gesehen, eine
ganz klare und leuchtende Musterung aufweisen,
was besonders bei kräftigeren Geweben ein Füt-
tern erübrigt. Es gibt allerdings auch ein ma-
schinelles Verfahren, eine Stoffschicht zwischen

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