Textseite mit Inseraten aus der Japanischen Zeitung „Osaka Asahi", Tokio
Die schöne zeitung
VON ARTHUR W. JUST, GREIFSWALD
■ angst ist der Gedanke, daß ein gutes Buch auch liehe Nähe hielten. Die Zeitungen des 17. und 18.
ein schönes Buch zu sein hat, Allgemeingut des Jahrhunderls verstanden es gleichfalls noch, ihrem
deutschen Buchverlegers geworden. Die ge- äußeren Kleid eine ebenso schöne wie zweck-
schmackliche Sorglall hei der Ausstattung eines mäßige Form zu geben. Erst der Massenentwick-
Buches ist eine Selbstverständlichkeit, auch bei den lung der Presse in der Zeit, als das freie Wort
billigsten Gebrauchsbüchern, und nicht zuletzt die- errungen war, blieb es vorbehalten, das Kleid über
sei-Umstand hat den guten Ruf begründet, den das den jnhalt zu vergessen und das handwerkliche
deutsche Buch sich in der Welt erworben hat. Schaffen durch die nücnterne Maschinenproduk-
Um so verwunderlicher ist es daß ein anderes ÜQn m ersct,/en Dic Hast des modernen Zei_
Preßerzeuems, und zwar eines, das den modernen . , 1 4 • 1 j r 1 ti 1 1
ö lungsbetriebes und die kurze Lebensdauer des em-
schaiienden Menschen als Gegenstand des täg- n r7 .. „ ,. „ ... , , ,
. ° t , t rr • zelnen Aeitungsblattes ließen es nicht angebracht
liehen üedaris am nächsten steht, namheh die Zei- , . D, , ,. , 0 .
... . , , , , , , , ■ 1 i o erscheinen, andere Momente als die der reinen
hing, bisher nicht verstanden hat, den Anschluß ,, . ._. , ., . . . TT „ , ,
v n j 1 1 •• 11 • 1 n . i. • 1 AweckmalJiekeit bei der HcrsteUuna; obwalten zu
an den (jedanken künstlerischer Gestaltung irgend- 0 . 0
wie zu finden, so daß ihr äußeres Kleid oft im laSSen' zumal Serade dlese belden ElSenschaften
abscheulichen Mißverhältnis zu ihrem Inhalt steht, der Tagespresse ihre ästhetische Ausgestaltung un-
der die aktuelle Lebensgestaltung, eine Wesens- überwindhch schwierig machten. Aber gerade des-
eigenschaft der Zeitung widerzuspiegeln hat. halb> wcil das einzelne Zeitungsblatt zu einem so
Die Bilderbogen und Flugblätter des 16. Jahrhun- schnellen Tode verurteilt ist, sollte der Gestalter
derts, die in den Werkstätten der Nürnberger und es sich zur Aufgabe machen, die Form zu höch-
Frankfurter, der mitteldeutschen und rheinischen ster Wirkung und nachhaltigstem Eindruck zu
Formschneider entstanden, geben beredte Kunde steigern, und schon aus reinen Zweckgründen darf
davon, daß die Anfänge der politischen, also auch er nicht darauf verzichten, die Wirkungsmöglich-
der reinen Zweckdrucke von kurzer Lebensdauer, keiten einer ästhetischen Gestaltung für seine
zum künstlerischen Schaffen eine selbstverständ- Sache auszunutzen.
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Die schöne zeitung
VON ARTHUR W. JUST, GREIFSWALD
■ angst ist der Gedanke, daß ein gutes Buch auch liehe Nähe hielten. Die Zeitungen des 17. und 18.
ein schönes Buch zu sein hat, Allgemeingut des Jahrhunderls verstanden es gleichfalls noch, ihrem
deutschen Buchverlegers geworden. Die ge- äußeren Kleid eine ebenso schöne wie zweck-
schmackliche Sorglall hei der Ausstattung eines mäßige Form zu geben. Erst der Massenentwick-
Buches ist eine Selbstverständlichkeit, auch bei den lung der Presse in der Zeit, als das freie Wort
billigsten Gebrauchsbüchern, und nicht zuletzt die- errungen war, blieb es vorbehalten, das Kleid über
sei-Umstand hat den guten Ruf begründet, den das den jnhalt zu vergessen und das handwerkliche
deutsche Buch sich in der Welt erworben hat. Schaffen durch die nücnterne Maschinenproduk-
Um so verwunderlicher ist es daß ein anderes ÜQn m ersct,/en Dic Hast des modernen Zei_
Preßerzeuems, und zwar eines, das den modernen . , 1 4 • 1 j r 1 ti 1 1
ö lungsbetriebes und die kurze Lebensdauer des em-
schaiienden Menschen als Gegenstand des täg- n r7 .. „ ,. „ ... , , ,
. ° t , t rr • zelnen Aeitungsblattes ließen es nicht angebracht
liehen üedaris am nächsten steht, namheh die Zei- , . D, , ,. , 0 .
... . , , , , , , , ■ 1 i o erscheinen, andere Momente als die der reinen
hing, bisher nicht verstanden hat, den Anschluß ,, . ._. , ., . . . TT „ , ,
v n j 1 1 •• 11 • 1 n . i. • 1 AweckmalJiekeit bei der HcrsteUuna; obwalten zu
an den (jedanken künstlerischer Gestaltung irgend- 0 . 0
wie zu finden, so daß ihr äußeres Kleid oft im laSSen' zumal Serade dlese belden ElSenschaften
abscheulichen Mißverhältnis zu ihrem Inhalt steht, der Tagespresse ihre ästhetische Ausgestaltung un-
der die aktuelle Lebensgestaltung, eine Wesens- überwindhch schwierig machten. Aber gerade des-
eigenschaft der Zeitung widerzuspiegeln hat. halb> wcil das einzelne Zeitungsblatt zu einem so
Die Bilderbogen und Flugblätter des 16. Jahrhun- schnellen Tode verurteilt ist, sollte der Gestalter
derts, die in den Werkstätten der Nürnberger und es sich zur Aufgabe machen, die Form zu höch-
Frankfurter, der mitteldeutschen und rheinischen ster Wirkung und nachhaltigstem Eindruck zu
Formschneider entstanden, geben beredte Kunde steigern, und schon aus reinen Zweckgründen darf
davon, daß die Anfänge der politischen, also auch er nicht darauf verzichten, die Wirkungsmöglich-
der reinen Zweckdrucke von kurzer Lebensdauer, keiten einer ästhetischen Gestaltung für seine
zum künstlerischen Schaffen eine selbstverständ- Sache auszunutzen.
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