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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0375

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RUNDSCHAU

Städtebau

Der Preußische Minister für Volkswohlf ahrl hat
den Parlamenten den Entwurf eines Städtebauge-
setzes vorgelegt. Dieser Gesetzentwurf handelt
von Flächenaufteilungsplänen, Fluchtlinienplä-
nen, Bauvorschriften für den Anbau an Straßen
und die bauliche Ausnutzung von Grundslücken,
sowie von Bauvorschriften für die äußere Gestal-
tung des Straßen-, Platz-, Orts- und Landschaf ts-
bildes und schließlich von den mit diesen Fragen
zusammenhängenden Verwaltungsbestimmungen.
Diese Gesetzvorlage entstand aus der Einsicht, daß
es fernerhin unmöglich sei, die großen Sammel-
punkte der Menschen beliebig wachsen zu lassen,
daß vielmehr die Entwicklung großer Siedlungs-
gebiete nach vorbedachter Planung erfolgen müsse.
Obwohl demnach der Anstoß zu diesem Gesetz-
entwurf gegeben wurde durch die vielen Schädi-
gungen, die sich aus dem Fehlen eines Planes
ergaben, wurde doch der Ausbau dieses Gesetz-
entwurfes ganz wesentlich mitbestimmt von sozi-
alen Forderungen. Nicht nur, daß in den Begrün-
dungen des Entwurfes wiederholt ausgesprochen
wird, daß das allgemeine Wohl über dem Wohl
des Einzelnen stellt, es wird auch in der Tat in
den entscheidenden Punkten ein Standpunkt ein-
genommen, der auf dem Wege zur Verwirklichung
dieser Forderung liegt.

Man erwartet von diesem Gesetz, daß es eine
Grundlage schaffe für die Inangriffnahme einer
planmäßigen Besiedlung ganzer Gebiete und
schließlich auch des ganzen Landes. Leider geht
der Entwurf gerade hier nicht bis zum Ende des
eingeschlagenen Weges, das ist bis zur Forderung
einer Landesplanung überhaupt, von der man
notwendig auszugeben hat, wenn die Teilpläne
sinnhaft gestallet werden sollen. So wendet sich
das Gesetz zwar gegen die Politik des Geschehen-
lassens in den Gemeinden und in bestimmten
Wirtschaftsgebieten, zieht aber nicht für den Staat
selbst die Konsequenzen. Eine planhafte Besied-
lungspolitik des Staates bleibt als Hauptsache also
noch zu fordern, wenn das Städtebaugesetz auf-
bauend und fruchtbar wirken und nicht zu neuen
Komplikationen führen soll.

In den Gesetzentwurf ist auch das berüchtigte Ver-
unstaltungsgesetz eingebaut, jenes Gesetz, das bis
jetzt noch keine Verunstaltungen verhütet, sich
hingegen als sehr geeignet erwiesen hat, die Ent-
wicklung einer neuen Baukunst zu unterdrücken.
Zwar sind die Absichten auch dieser Gesetzesbe-
stimmungen die besten, jedoch scheint es nur sel-
ten zu gelingen, sie durch das Gewebe der mensch-
lichen Handlungen rein hindurchzubringen. Es
ist unmöglich, in einer Zeit der Neubildung und
des Werdens subjektive ästhetische Urteile zur
Grundlage wirtschaftlich und kulturell weit wir-
kender Entscheidungen zu machen. Soll die Ab-
sicht des Gesetzgebers, Verunstaltungen zu ver-

hüten, erreicht werden, so ist der Frage, wer eine
gröbliche Verunstaltung eines Straßen-, Orts- oder
Landschaftsbildes als eine solche erkennt, beson-
dere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Wir hoffen,
schon um der größeren Gedanken des Gesetzes
selbst willen, daß hier das letzte Wort noch nicht
gesprochen ist. Hugo Häring

Dresdner Kunstgewerbeiagung

Auf dem dornenvollen Wege von der Einbrenn-
suppe bis zur Ananasbombe begleitete uns die
Stimme vieler, vieler Festredner. Wir erfuhren:
Aufgabe der Kunslgewerbevereine sei, die Kunst
in das Gewerbe zurückzubringen.
Lustig, aber weniger glücklich war der Werkbund
in Essen. Trotz zweitägiger Diskussion gelang es
ihm nicht, endgültige Klarheit über seine Auf-
gaben zu gewinnen (vielleicht versucht er es das
nächste Mal mit dem Mittel, das der Münchener
Leiter der Dresdner Tagung erfolgreich anwandle,
und sagt die auf dem Programm stehende Diskus-
sion einfach ab).

Inzwischen empfehle icli folgende Formulierung:
Aufgabe des Werkbundes ist, die „Kunst" aus dem
Gewerbe herauszubringen.

Was aber ist Kunst? „Kunst ist das, was sich das
neunzehnte Jahrhundert darunter vorstellte." —

Georg Mendelssohn

Bücherbesprechungen

„Gold und Silber" (Deutsche Goldschmiedearbei-
ten der Gegenwart) von Dr. Wilhelm Lötz, Bücher
der Form 3. Band, Verlag Hermann Beckendorf,
Berlin.

Auf dem Gebiet neuerer Gold- und Silberschmie-
dekunst ist jahrzehntelang keine Veröffent-
lichung von Bedeutung erschienen, so daß der-
jenige, der nicht gerade engste Fühlung mit die-
sem Gewerbe hat, die Einstellung zu Gold- und
Silberschmiedearbeit verlieren muß. Der Werk-
bund hat die Notwendigkeit.erkannt und den Ver-
such gemacht, das neuzeitliche Formschaffen des
Gold- und Silberschmieds in dem neuesten Band
der Bücher der Form zu zeigen. Der Querschnitt,
der hier durch das Formschaffen der neuzeit-
lichen Goldschmiederei gelegt wurde, mag für
viele eine Überraschung sein, denn er zeigt ganz
andere Dinge, als man sie im Juwelierladcn zu
sehen gewohnt ist. Andererseils wird eine ähn-
liche Überraschung für die Liebhaber der Bücher
der Form vorhanden sein. Das Goldschmicdehand-
werk verlangt durch seine Jahrhunderte alte hand-
werkliche Tradition eine ganz andere Einstellung
des Schöpfers zur Form. Man arbeitet noch mit
den gleichen Werkzeugen und in den gleichen
Techniken. Eine neuzeitliche Form wird nicht
durch die Verwendung eines neuen Materials und
durch neue Arbeitsmethoden gefördert, sondern
sie kann nur aus der inneren Einstellung des

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