Dorf schmiede
Margarete Steiff, Gierigen a. Br.
Ausstellungen
Ausstellung „Das Spielzeug"
NÜrn- Durch das Ratskollegium der alten Spielzeug-Stadt
bgl>g Nürnberg tatkräftig gefördert, wurde zu Beginn
des Monats Juli in der Kunsthalle am Marientor,
für jeden Fremden leicht auffindbar, eine Aus-
stellung eröffnet, die so recht aus dem ureigensten
Wesen der fränkischen Handelsmetropole geschöpft
und geeignet ist, die durchreisenden Gäste der
kunstberühmten Pegnitzsladt auf den eigentlichen
Hintergrund dieser merkwürdigen Sammelstättc
mittelalterlicher Formenschönheit aufmerksam zu
machen. Durch ihren weltumspannenden Handel
mit den erlesensten Erzeugnissen des deutschen
Kunstgewerbefleißes schon frühe zu Ansehen und
Macht gelangt, verdankt die alte freie Reichsstadt
die gebietende Stellung unter ihresgleichen zu
einem nicht unerheblichen Teile der wirklichen
Tändelware, dem wunderschönen Spielzeug, das
die Nürnberger Kaufherren vornehmlich in den
alten deutschen Heimarbeitgebielen anfertigen und
mit dem übrigen „Nürnberger Tand" zu Nutz und
Frommen der Vaterstadt in alle Lande hinausgehen
ließen.
Die Ausstellung ,,Das Spielzeug" ist aus der Not
der Zeit geboren. Der weltmarktbeherrschenden
Stellung der deutschen Spielzeugindustrie hat der
Krieg mit seinen wirtschaftspolitischen Folgen ein
jähes Ende bereitet. Aber um der Existenz willen
von Hunderttausenden von deutschen Industrie-
und Heimarbeitern, Technikern, Kaufleuten und
Künstlern darf der Kampf nicht aufgegeben und
es müssen neue Wege gesucht und gefunden wer-
den, die dem deutschen Spielzeug den Zugang zu
den Kinderstuben in aller Welt, wo es früher ein-
mal einen Platz gehabt hat, wieder öffnen. Darum
lädt die Nürnberger Ausstellung alle Kreise, die
durch irgendein Band mit dem weiten Gebiete des
Spielzeugs und seiner Gestaltung verknüpft sind,
zu einem stillen Gedankenaustausch darüber ein,
wie die Formgebung unseres Spielzeugs beschaffen
sein muß, praktischerweise sein sollte oder sein
könnte, um ihm den unbestrittenen Vorrang auf
dem Weltspielzeugmarkte wieder zu sichern.
Es ist keine von den sonst gewohnten Messen, son-
dern zum erstenmal eine wirkliche Ausstellung,
die von allen Sondergebieten der Spielzeuggeslalt
tung nur das Bemerkenswerte hervorheben und
durch weise Beschränkung auf das Notwendige die
Erreichung ihres Zweckes erleichtern und sicher-
stellen will. Schon in der historischen Abteilung
lernt der Beschauer an den ausgesuchten Stücken,
wie z. B. an den prächtigen Schaustücken aus der
Sammlung von Lang's Erben in Oberammergau,
als einen alten Vorzug deutschen Spielzeugs die
persönliche Note im Volkstümlichen, die liebevolle
Auseinandersetzung mit dem Material, die Ver-
tiefung in die Sache kennen und wird diese Ein-
drücke fest in seinem Gedächtnis eingeprägt fin-
den, wenn er in den Räumen, die er der Reihe
254
Margarete Steiff, Gierigen a. Br.
Ausstellungen
Ausstellung „Das Spielzeug"
NÜrn- Durch das Ratskollegium der alten Spielzeug-Stadt
bgl>g Nürnberg tatkräftig gefördert, wurde zu Beginn
des Monats Juli in der Kunsthalle am Marientor,
für jeden Fremden leicht auffindbar, eine Aus-
stellung eröffnet, die so recht aus dem ureigensten
Wesen der fränkischen Handelsmetropole geschöpft
und geeignet ist, die durchreisenden Gäste der
kunstberühmten Pegnitzsladt auf den eigentlichen
Hintergrund dieser merkwürdigen Sammelstättc
mittelalterlicher Formenschönheit aufmerksam zu
machen. Durch ihren weltumspannenden Handel
mit den erlesensten Erzeugnissen des deutschen
Kunstgewerbefleißes schon frühe zu Ansehen und
Macht gelangt, verdankt die alte freie Reichsstadt
die gebietende Stellung unter ihresgleichen zu
einem nicht unerheblichen Teile der wirklichen
Tändelware, dem wunderschönen Spielzeug, das
die Nürnberger Kaufherren vornehmlich in den
alten deutschen Heimarbeitgebielen anfertigen und
mit dem übrigen „Nürnberger Tand" zu Nutz und
Frommen der Vaterstadt in alle Lande hinausgehen
ließen.
Die Ausstellung ,,Das Spielzeug" ist aus der Not
der Zeit geboren. Der weltmarktbeherrschenden
Stellung der deutschen Spielzeugindustrie hat der
Krieg mit seinen wirtschaftspolitischen Folgen ein
jähes Ende bereitet. Aber um der Existenz willen
von Hunderttausenden von deutschen Industrie-
und Heimarbeitern, Technikern, Kaufleuten und
Künstlern darf der Kampf nicht aufgegeben und
es müssen neue Wege gesucht und gefunden wer-
den, die dem deutschen Spielzeug den Zugang zu
den Kinderstuben in aller Welt, wo es früher ein-
mal einen Platz gehabt hat, wieder öffnen. Darum
lädt die Nürnberger Ausstellung alle Kreise, die
durch irgendein Band mit dem weiten Gebiete des
Spielzeugs und seiner Gestaltung verknüpft sind,
zu einem stillen Gedankenaustausch darüber ein,
wie die Formgebung unseres Spielzeugs beschaffen
sein muß, praktischerweise sein sollte oder sein
könnte, um ihm den unbestrittenen Vorrang auf
dem Weltspielzeugmarkte wieder zu sichern.
Es ist keine von den sonst gewohnten Messen, son-
dern zum erstenmal eine wirkliche Ausstellung,
die von allen Sondergebieten der Spielzeuggeslalt
tung nur das Bemerkenswerte hervorheben und
durch weise Beschränkung auf das Notwendige die
Erreichung ihres Zweckes erleichtern und sicher-
stellen will. Schon in der historischen Abteilung
lernt der Beschauer an den ausgesuchten Stücken,
wie z. B. an den prächtigen Schaustücken aus der
Sammlung von Lang's Erben in Oberammergau,
als einen alten Vorzug deutschen Spielzeugs die
persönliche Note im Volkstümlichen, die liebevolle
Auseinandersetzung mit dem Material, die Ver-
tiefung in die Sache kennen und wird diese Ein-
drücke fest in seinem Gedächtnis eingeprägt fin-
den, wenn er in den Räumen, die er der Reihe
254