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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Hahm, Konrad: Die finnischen Ryijen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0078

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Ryije aus Hauho
Rand: grün und gelb, Mitte: blau mit hellrot,
hell- und dunkelgelb

etwa bei der abgebildeten Ryije aus Saa-
rijärvi) bildlich schwer wiederzugeben ist.
Die Farbgebung geht von Nord- und Mit-
tclfinnland (Tavaslland), wo Blau. Gelb
und Grau bevorzugt wird, im südlichen
Westfinnland (Satakunta) in wärmere
Farben: Rot, Rotbraun, über. Das Pro-
duktionsgebiet der Ryijen erstreckte sich
bis an die Grenze Kareliens, wo es aufhört.

Die Ryije ist immer (im Gegensatz zu
den orientalischen Teppichen) ein indi-
viduelles Gebilde. Gemäß ihrer Hauptbe-
stimmung, als wesentliches Slück der Braut-
ausstattung zu dienen, als Brautaus-
stattung werden einmal genannt: eine Kuh,
ein Schaf, eine Ryije, ein Schafspelz, eine
Truhe u. a. — wird alle Sorgfalt auf die
Herstellung verwendet. Sie ist zunächst
eine Bettdecke, wird dann wohl, wenn sie
verbraucht ist, im Haushalt oder im Stall
benutzt, daneben werden auch einfache,
einfarbige Stücke für den Alltagsgebramh
gewebt. Oefters wird das Brautpaar auf
ihr getraut. Für kirchliche Zwecke (was
doch verwunderlich erscheint) wurden an-

geblich niemals Byijen gemacht. Die äl-
teste Nachricht über die finnische Ryije
findet sich in einem Kaufvertrag aus dem
Jahre i/iq5 des Klosters Naodendal an der
Westküste Finnlands, was auf die früh-
zeitigen engen Beziehungen zu der schwe-
dischen Bya hinweist, von der sich aber
die finnische als selbständige und hoch-
entwickelte Volkskunstgattung unterschei-
det. Fs ist wahrscheinlich, daß schon im
Mittelaller in Finnland Byijen gewebt wur-
den, sicherlich aber stand im [5. Jahr-
hundert die Byijenkunst in voller Blüte,
denn die Inventare der Burgen führen ein
zahlreiches Material davon auf. Dann aber
scheint im r~. Jahrhundert die Produk-
tion stark zurückzugehen, um im i (x.
Jahrhundert aufs Neue zur Blüte zu ge-
langen. Erst vom 17. Jahrhundert an gibt
es erhaltene Slücke, aber vom 18. Jahr-
hundert bis zur Mitte des 19. Jahrhun-
derts ist ein außerordentlich reiches Ma-
terial vorhanden, in das systematisch nur
schwer Ordnung zu bringen ist, da kein
Stück dem anderen gleicht. Die Orna-

Ryije aus Mittel-Tavastland
Rand: dunkelblau mit hellrot und weiß
Mitte: rotbaun mit grün und hellrot

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