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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Döcker, Richard: Zum Bauproblem der Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0098

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Gefühlsmomente, die ihre Äußerung in
einem besonders liebenswürdigen Profil
oder in einer reizvollen Fensterumrahmung,
meist als Wiederholung von Althergebrach-
tem, finden und eine entschwundene Welt
vorzaubern möchten, sind keine Impulse
eines lebendigen Temperaments, sondern
sentimentale und kleinbürgerliche Anwand-
lungen, die sich allerdings verlohnen, wenn
auf die Meinung der immer pietätvoll ein-
gestellten Masse spekuliert wird.

Formale Einzelheiten, die ein Maß von
vermeintlich aufgewendetem Gefühl be-
kunden möchten, erscheinen dem auf die
organische Gestaltung des Gesamten Ein-
gestellten bedeutungslos, da in solchen
Fällen mit seltensten Ausnahmen die Ge-
staltung des Baues als organisches Gebilde
an sich und im Rahmen der städtebaulichen

Komposition nie erfüllt wird, sondern die
Arbeit ein nichtorganisches und daher
krüppelhaftes, ein gewalttätiges und daher
gefühlloses Produkt darstellt.

Steiles Dach

ebenes Dach (ohne Dach)

Ein weiteres, den Baukörper bildendes
Element ist die Dachform. Unter Dach
wird allgemein ein schräges oder steiles
Dach verstanden. Ursprünglich ist das
Steildach lediglich eine Schutzmaßnahme
gegen Wind und Wetter und kein Bestand-
teil der Architektur, da die Erfindung des
Daches allein den klimatischen Verhält-
nissen zuzuschreiben ist.
In den Gegenden, die den Bau mit dem
wetterschützenden Dach versehen mußten,
sind Bauten entstanden, bei denen das Dach
wesentliches Architekturglied ist, das erst

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