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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Achitektur des Auslandes
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0112

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von dem Bau gesagt hat, daß ..das Ganze etwas
auseinanderfällt", so ist diese Meinung in ge-
wissem Sinne nicht so verkehrt: Form und Farbe
bezwecken in der Tat, durch den destruktiven
Charakter ihrer Erscheinung, Nachdruck auf das
Element der Zeitlichkeit zu legen, wobei gleich-
wohl, das versteht sich von selbst, rechtschaffen
nach einem Gleichgewicht der Komposition ge-
strebt wurde, es sei denn, daß dieses Gleichgewicht
mehr aufs Geratewohl, mehr in labilem als in
stabilem Sinne gesucht wurde.
Was nun die Nachbarbauten betrifft, so ging es
darum, das richtige gegenseitige Verhalten der
Frontansichten festzustellen. Das Cafe zu einem
verbindendenElementzwischen den angrenzenden
Bauten zu machen, war unzulässig. Um nur
etwas zu sagen : diese würden dadurch auf den
Maßstab des Cafes heruntergedrückt worden sein,
was zu begründeten Protesten Anlaß gegeben
hätte. Die Forderung mußte hier im Gegenteil
dahin gehen, das Cafe vollkommen auf sich selbst
zu stellen und demgemäß danach zu trachten,
durch folgerechten Kontrast das eine wie das
andere in seinem Werte bestehen zu lassen.
Man hat uns — und es sind wahrhaftig nicht
die Allermodernsten, die das zu einer Begel er-
hoben — gelehrt, daß alles, was organisch aus
dem Wesen seiner Zeit entsteht, sich mit dem
verträgt, was reinlich aus dem Wesen einer anderen
Zeit entspringt. Ohne nun hier den Zusammen-
klang rühmen zu wollen, — zu meiner Ent-
lastung führe ich an, daß die Nachbargebäude bei
aller Wertschätzung ihrer Architektur sicher
nicht „als vollkommen der Zeit ihrer Entstehung

Cafe „De Unie", Rotterdam Architekt J. J. P.Oud

Cafe „De Unie", Rotterdam Architekt J.J.P.Oüd

entsprechend" werden gelten können — ohne
den Zusammenklang zu rühmen, meine ich doch,
daß eine Kontrastwirkung entstanden ist, die am
allerwenigsten störend wirkt. Wiesehrdieangren-
zenden Gebäude bei diesem Bestreben berück-
sichtigt worden sind, geht aus der Form und An-
bringung der Lichtreklamen hervor, die alle nach
..innen'" gerichtet, d.h. derart angebracht sind,
daß sie für die Passanten nach allen Seiten so
stark als möglich wirksam gemacht sind, aber
nur innerhalb des eigenenGrundstückes; die zu den
Nachbarn gewendetenSeiten dieserLichtreklamen
sind ganz abgeschlossen. Diese Abtrennung ist
überdies noch durchgeführt in den Mauerver-
tiefungen der Cafehausfassade längs der Giebel-
anschlüsse, wodurch die Selbständigkeit jedes
der betroffenen Gebäude noch verstärkt wird.
Was die Farbe anbetrifft, so ist die rechte obere
Ecke zinnoberrot, die linke Umrahmungkanarien-
gelb. Grau sind die erwähnten Fassadenver-
tiefungen an den Giebelanschlüssen und der
Halbzylfnder über der einen der Lichtreklamen.
Gelb ist der oberste abdeckende Zylinderkörper,
ultramarinblau mit schwarzen Einfassungen ist
der Unterbau, grau die Vortür. Gelb, grau tmd
weiß mit schwarzen Ecken sind die Fenster über
dem Unterbau. Die Schrift der Lichtreklamen
steht weiß auf grauem Grund. Die geschlossenen
Seitenflächen dieser Apparate sind gelb gestrichen.
Das gioße Beklameschild hat graue Buchstaben
auf schwarzem Grund, gelbe Beleuchtungskörper
und gelbe Seitenaufschriften. Das Mauerwerk
ist weiß.

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