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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0116

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Wettbewerb Messegelände Berlin. Entwurf „Spinne"

Architekt Prof. Hans Scharoun, Breslau

den Besucher empfangen dürfen, kurz und gut:
Wie bewältige ich diese A ufgabe als „ Städtebauer''.
Denn immer noch behauptet die herrschende
Architekturschule, dies sei Städtebau.

Selbst wenn die so gezeugten Architekturarran-
gements vollkommener wären, als sie sind,
selbst wenn die Verkehrsprobleme bei ihnen rest-
los bewältigt wären, selbstwenn sieganzeinwand-
freie Lösungen darböten, wären sie doch grund-
sätzlich falsch, weil sie das, was sie zu sagen haben,
in einem verbogenen Latein des 17. Jahrhunderts
vorbringen, während wir doch nun einmal bereits
bei Autos, Flugzeugen und wahrhaftig auch
schon beim Radio angelangt sind, außerdem in
der Hauptstadt der Deutschen Republik, und
nicht im alten Rom oder in Venedig leben.
Wohin tippte das Preisgericht? Uberflüssig, zu
fragen.

Was also sollen immer wieder diese sinnlosen
Wettbewerbe, die, falsch vorbereitet, falsch be-
urteilt, falschen Lösungen die Autorität eines
Preisgerichts und die Gloriole einerSiegerleistung
verschaffen und damit das Problem erfolgreich
verbergen? Wer ernsthaft eine Lösung sucht,
hat anders vorzugehen. Das wurde schon hundert-
mal verlangt, nie wirds erfüllt, und ein Wett-
bewerb nach dem andern zeigt das Elend nur um
so größer. Und nicht immer haben wir das Glück,
daß trotz allem ein Scharoun aus Freude am
Projektieren sich beteiligt. Chr. R.

Brunnen - Wettbewerb
Botaniseber Garten, Dahlem

Es ist etwas Wunderbares um die Wettbewerbe.
Es gehört schon ein geübtes Auge dazu, das aus
den Ausschreibungen herauszulesen, was die Ver-
anstalter im Programm weglassen,um das Lotterie-
spiel solcher Wettbewerbe nicht zu schwächen.
Je kleiner das Objekt der Ausschreibung, desto
schwerer macht man es sich und den andern.
Die deutsche Sprache ist offenbar zu schwerfällig,
um die Bedingungen für ein Garten-Brünnele
so zu fixieren, daß die Bewerber auch den
Maßstab richtig erfassen können. Der im Falle
des Dahlemer Wettbewerbs für die Entwürfe ver-
langteMaßstab war allerdings neu und ungewöhn-
lich, und daher auch ungewohnt für das Auge
der Fachleute (dagegen nicht für das der Preis-
richter!). Das Protokoll, das einer gewissen Komik
nicht entbehrt, bedeutet für alle Durchgefalle-
nen eine „Anerkennung", auch wenn ihnen die
offiziell abgestempelte und auf looolVJarkdotierte
entging. Es ist übrigens anzuerkennen, daß auch
sachgemäß gelöste Brünnele preisgekrönt wurden
— aber warum wird das Ergebnis so vieler An-
strengungen nur für drei Ausstellungstage der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht? Sie hätte dann
feststellen können, daß dieses kleine Wettbe-
werbchen, dankenswerterweise vom Kultusmi-
nisterium ausgeschrieben, den schon fast vergesse-
nen Pulto Wiederaufleben ließ!

Verantwortlich für den Inhalt: Dr.-Ing. Walter Curt Behrendt, Berlin W 55. ® Presse: Dr. Seile & Co. A..-G., Berlin SW 29
 
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