Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (1.1925-1926)

deren wachgeblieben wäre. Der Städtebauer Das Wachstum der größeren Einheiten
macht sich von den Häusern, durch welche Dorf und Stadt konnte zwanglos vor sich
die Linien seiner flächenhaften Planung gehen, solange alle Wirtschaft vorwiegend
erst in Raum und Körper verwandelt wer- agrarisch war, denn dann war es mit Natur
den, eine gewisse Vorstellung. Diese Vor- und Boden verbunden und vollzog sich
Stellung hat aber nur sehr unsichere Aus- organisch. Sobald aber die Wirtschaf tsent-
sichten auf Verwirklichung. Die Wahr- Wicklung industriell bestimmt war, geschah
scheinlichkeit, daß die Annahmen des statt des organischen Wachsens oft eine
Städtebauers mit den Maßnahmen der zufällige, höchst schädliche Zusammenbai-
kommenden Haus-Erbauer übereinstim- lung chaotischer Massen, weil das Vor-
men, müßte vergrößert werden. Man Stellungsvermögen sich zögernd an die
müßte wieder von Bauformen wissen, die kleinsten Teile haftete und größere Ver-
wie Fertigfabrikate, wie Bausteine, völlig bindungen noch nicht zu umspannen wußte,
geklärte und bekannte Größen bedeuten, Allmählich wird ein Plangedanke immer
mit denen man nach Belieben so rechnen häufiger die größere Behausung einer gan-
und schalten kann, wie ein Kind mit den zen Gemeinde umfassen müssen und kön-
Häusern seiner Spielzeug-Stadt. Diese Bau- nen_ Dic Arbeitsverteilung unter den ge-
steine kann dem Städtebauer nur die wie- staitenaen Kräften wird dadurch mitver-
dererwachende Typenbildung geben. Das ~ndert Zu Handwerkern und Baumeistern,
Haus wird zum Element eines Baublockes, die gich mit Haug und Hof befasseil; ge_

der Baublock zur Einheit, aus der man u ■ , »«■ • . i c- n i t

' seilen sich Meister der Siedlung und Lan-

Sladtviertel fügt. Und wenn man dem , , ,.

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bedanken einiges ochweiien gestalten will,

so ist schon zu erkennen, wie die Landes- Vot dem Kriege sah es in unserm Bau-
planung einst mit wohl durchgebildeten wesen so aus, als wäre es die höchste Auf-
Sicdlungs-Typen eines Bauerndorfs, einer gäbe, dem reichsten Manne auf indivi-
Arbeitersiedlung, einer Kleinstadt rechnen duellsle Art das geschmackvollste Haus zu
dürfte. Je länger die Menschheit in zivi- bauen. Jetzt aber wollen wir versuchen,

lisierter Verfassung lebt, desto weniger für jedermann das beste Wohnen, das
wird sie das planmäßige Gestalten auf die Wohnen im Gipfel-Typ von Haus und
enge Zelle für eine Familie beschränken. Siedlung zu ermöglichen.

Zollhauten Neusa O. S. 1924 Arch. Theo EfTenherger, Breslau

in Zusammenarbeit mit überbaurat Borowski

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