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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Behrendt, Walter Curt: Wohnbauten der Stadtgemeinde Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0223

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daß der Trakt an der Leystraße vierfach über-
brückt wurde. Dadurch ergab sich eine etwa
200 m lange Hauswand mit einem monumentalen
Straßenportal im Mittelbau. Diese Front besteht
aus drei verschiedenen, ineinander gearbeiteten
Fassaden. Dem Äußeren entspricht im Innern ein
fast ebenso langer Hof von straßenartiger Wir-
kung, der sich an einem Ende zu einem geräumi-
gen, von grünen Wänden umgrenzten Park er-
weitert. Die platzartige Erweiterung an der Ge-
genseite wird durch einen Turm abgeschlossen, der
den Übergang zu dem angrenzenden Schulgebäude
vermittelt. Von dieser mächtigen, reich geglieder-
ten Hofanlage gelangt man durch ein zweites Slra-
ßenportal in den Zentralhof. Dieser Zentralhof,
von beträchtlichen Abmessungen, ist an drei Sei-
ten von ruhigen Wohnhauswänden umschlossen —
die vierte Seile nimmt ein Saal- und Bib'liotheks-
bau ein, der um zwei Stockwerke niedriger ist.
Ein drittes Portal führt zum dritten Hof, der in
seiner Gestaltung ein Gegenstück des ersten Hofes
ist. Auch er hat an seiner Südseite, besonders
durch die räumliche Verbindung mit dem Spitals-
garten, einen parkartigen Charakter und steht so-

wohl an der Nord- als an der Südseite mit dem
ersten Hof in räumlicher Verbindung, wodurch
ein Höchstmaß an Durchlüftbarkeit erreicht wird.
Wenn die Architekten ihre Absicht, den ganzen
Bau mit einem flachen Dach abzuschließen, lei-
der nicht haben durchführen können, so ist es
ihnen wenigstens durch Einschränkung der Haupt-
gesimse noch gelungen, die beabsichtigte kubische
Wirkung der Baumassen besonders zu betonen.
Der gewagte Versuch, einen großen Baublock
durch eine Anzahl von Architekten, deren jeder
eine ausgeprägte künstlerische Persönlichkeit dar-
stellt, einheitlich bebauen zu lassen, ist hier durch-
aus geglückt, und damit die Auffassung widerlegt,
daß Anlagen von so ausgedehnter Abmessung un-
bedingt in die Hand eines oder zweier Architekten
gelegt werden müssen. Das günstige Ergebnis er-
mutigt im Gegenteil zu einer Fortsetzung und
Wiederholung dieses Versuchs. Denn es ist den
genannten Architekten gelungen, in planvoller Zu-
sammenarbeit eine Baugruppe von großer und
durchaus einheitlicher Wirkung zu schaffen, ein
Werk, das als Ergebnis des neuen kollektiven Bau-
geistes Etappe bilden wird. W. C. B.

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