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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Mitteilungen des Deutschen Werkbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0234

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arbeiten hält und auf den Pfaden der Tradition
wandelt. Industrie- und Handelsmagnalen des
Kontinents nähmen in steigendem Maße Künstler
von Rang in die Leitung ihrer Unternehmen hin-
ein und große Pariser Warenhäuser hätten ihre
Künstlerdirektoren, die die künstlerische Qualität
der Waren zu beachten hätten.

Wir beklagen den Tod zweier Mitglieder, des
Herrn Hermann Borst, Stuttgart, und des Malers
Herrn Professor Ludwig Godewols, Bielefeld, ge-
storben im April 1926.



In der Klasse für Architektur der städtischen
Kunstgewerbeschale in Frankfurt a. M. haben seit
Ostern einen Lehrauftrag erhalten unsere Mitglie-
der Dipl.-Ing. Ferdinand Kramer aus Frankfurt
und Architekt Meyer vom Bauhaus Weimar.



Unser Mitglied, der Maler Professor Johann
Thorn-Prikker, hat einen Ruf an die Kölner Werk-
schulen erhalten und angenommen. Mit Thorn-
Prikker, dessen Schöpfungen auf dem Gebiete der
Wandmalerei, der Glasmalerei und des Mosaiks
weithin bekannt sind, hat Geheimrat Riemer-
schmid seiner Schule eine auf dem Gebiet reli-
giöser Kunst führende Persönlichkeit eingeglie-
dert. Mit dem kürzlich berufenen Architekten Do-
minikus Böhm soll es Thorn-Prikkers Aufgabe
sein, eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem
von Professor Fritz Witte geleiteten Institut für
religiöse Kunst anzubahnen.

Nachdem ganz kurz hintereinander an die Lei-
tung von zwei Gewerbeschulen der Stadt München
neue Männer berufen wurden, hat nun auch die
grapltische Gewerbeschule an der Pranckhstraße
einen neuen Direktor in der Person unseres Mit-
gliedes Paul Renner erhalten. Renner, der schon
an Frankfurt verloren war, gehört zu den best-
unterrichteten Künstlern auf diesem Gebiet. In
einem ausgezeichneten, bei Georg Müller erschie-
nenen Buche „Typographie als Kunst" hat er ge-
zeigt, daß er die Grenzfragen von Kunst und
Technik trotz ihrer Kompliziertheit zu cnlwirren
und ihr Wesentliches klarzustellen weiß.



Vom 27. Februar bis 10. März wurde in Leipzig
die erste deutsche Kunstseide-Ausstellung im
Grassi-Museum durchgeführt. Mit der künstle-
rischen Durchführung der von der Ausstellung be-
legten Räume von über 1000 qm war unser Mit-
glied, Architekt Walter Gruner, beauftragt. Die
einzelnen ausstellenden Firmen hatten sich an die
von ihm festgelegten künstlerischen Richtlinien zu

halten, wodurch ein gutes einheitliches Bild er-
reicht wurde.

*

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe zu Berlin
veranstaltete mit dem Deutschen Werkbund am
i4. April im Lichthaus der Osram-Gesellsohaft sei-
nen vorletzten Vortrag. Diplom-Ingenieur Schnei-
der erläuterte mit Vorführungen die Grundlagen
der Beleuchtungstechnik in recht allgemein ver-
ständlicher Weise. Architekt Tischer sprach über
die künstlerische Voraussetzung der Raumbeleuch-
tung und der Gestaltung von Beleuchtungskörpern,
wobei er einige gute Gesichtspunkte zur Sprache
brachte, während bei den Ausführungen, die er
an Hand der gezeigten Diapositive machte, eine
Klarheit über künstlerische Gestaltungsfragen
nicht immer vorhanden war. Schade, daß in
einem sonst so sachgemäß erbauten und eingerich-
teten Hause, wie es das Lichthaus der Osramgesell-
schaft ist, der Vortragssaal mit so schlecht gestal-
teten Stühlen versehen ist, daß es schmerzhaft ist,
länger darauf zu sitzen.

Bücherbesprechungen

Hermann Muthesius hat im Verlag Guido Hacke-
beil, Berlin, eine Schrift „Zar Frage der Er-
ziehung des künstlerischen Nachwuchses" heraus-
gegeben, die einen \ortrag wiedergibt, den er im
Dezember 1925 vor der Akademie des Bauwesens
gehalten hat. Besonderes Augenmerk ist hierin
auf die Ausbildung des Architekten gerichtet. Es
ist ein knapper und sachlicher Überblick über das
Schulwesen für freie und angewandte Kunst, die
Baugewerkschule und das akademische Studium
des Architekten. Die Schrift spiegelt all die Re-
formideen wider, denen Muthesius in seiner
Eigenschaft als Dezernent des preußischen Kunst-
gewerbcschulwesens Gestalt gegeben hat, und darf
somit als ein knappes Bekenntnis seiner Arbeits-
ziele und Erfolge angesehen werden. Sie wird als
unbeabsichtigte Ergänzung der Schrift von Rie-
merschmid „Wege und Irrwege unserer Kunster-
ziehung" großem Interesse begegnen.

*

„Die Schönheit der Farbe in der Kunst und im
täglichen Leben" hat in einer Schrift M. Bern-
stein im Delphin-Verlag, München, behandelt. Die
Verfasserin hat ohne Zweifel es verstanden, das
Wichtigste des Gebietes zusammenzutragen und
teilweise von einem neuzeitlichen Standpunkt aus
zu betrachten. Das Büchlein mag deshalb für
Kunsthandwerker ein brauchbarer Leitfaden sein.
Ein tieferes Eingehen auf die Probleme verbietet
die teilweise etwas rezcptarlige Behandlung und
die Unsicherheit, mit der dieses äußerst schwierige
Gebiet überhaupt bisher behandelt worden ist.

VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT: DR. LÖTZ, BERLIN W 35, SCHÖNEBERGER UFER 3GA, 1
 
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